Anwohner in Unterpurbach protestieren gegen geplante neue Wohnhäuser

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Mit ihrer Unterschrift protestieren die Anwohner gegen das Bauvorhaben. Rechts Kerstin Kreiner-Bischoff, die das Treffen initiiert hatte, links neben ihr Karlheinz Vollrath, Vorsitzender der Kreisgruppe Kulmbach imBund Naturschutz.Foto: Katrin Geyer
Mit ihrer Unterschrift protestieren die Anwohner gegen das Bauvorhaben. Rechts Kerstin Kreiner-Bischoff, die das Treffen initiiert hatte, links neben ihr Karlheinz Vollrath, Vorsitzender der Kreisgruppe Kulmbach imBund Naturschutz.Foto: Katrin Geyer
An diesem Hang sollen fünf neue Mehrfamilienhäuser entstehen.Foto: Katrin Geyer
An diesem Hang sollen fünf neue Mehrfamilienhäuser entstehen.Foto: Katrin Geyer
 
An diesem Hang sollen fünf neue Mehrfamilienhäuser entstehen.Foto: Katrin Geyer
An diesem Hang sollen fünf neue Mehrfamilienhäuser entstehen.Foto: Katrin Geyer
 
Alte Mauern bieten zahlreichen Tieren Unterschlupf - unter anderem Salamandern.Foto: Katrin Geyer
Alte Mauern bieten zahlreichen Tieren Unterschlupf - unter anderem Salamandern.Foto: Katrin Geyer
 
Zahlreiche Anwohner diskutierten über das geplante Bauvorhaben.Foto: Katrin Geyer
Zahlreiche Anwohner diskutierten über das geplante Bauvorhaben.Foto: Katrin Geyer
 
 
Könnten so die neuen Häuser aussehen? Auch in der Albrecht-Dürger-Straße hat man Häuser mit mehreren Wohneinheiten in den Hang gebaut.Foto: Katrin Geyer
Könnten so die neuen Häuser aussehen? Auch in der Albrecht-Dürger-Straße hat man Häuser mit mehreren Wohneinheiten in den Hang gebaut.Foto: Katrin Geyer
 
In dem Hang gibt es zahlreiche alte Kellerschächte.Foto: Katrin Geyer
In dem Hang gibt es zahlreiche alte Kellerschächte.Foto: Katrin Geyer
 
An diesem Hang sollen fünf neue Mehrfamilienhäuser entstehen.Foto: Katrin Geyer
An diesem Hang sollen fünf neue Mehrfamilienhäuser entstehen.Foto: Katrin Geyer
 

In Unterpurbach sollen neue Wohnhäuser gebaut werden. Die Anwohner befürchten Lärm und mehr Verkehr - und protestieren gegen das Vorhaben.

Still ist es um die Mittagszeit in Unterpurbach. Wer den Weg hinter den Doppelhäusern entlang schlendert auf der Suche nach einem Fotomotiv, schreckt eine Sonnenanbeterin in ihrem Garten auf und trifft auf eine kontaktfreudige Katze. Sonst tut sich nicht viel.

Aber die Anwohner befürchten, dass sich das bald ändern könnte. In seiner Februar-Sitzung hat der Kulmbacher Stadtrat Pläne für eine Wohnbebauung am Hang hinter den Häusern abgesegnet. Fünf Mehrfamilienhäusern in Terrassenbauweise mit bis zu 50 Wohneinheiten sollen dort entstehen. "Wir werden Baulärm bekommen und Baustellenverkehr, und in Zukunft werden deutlich mehr Autos unterwegs sein als bisher", sagt Kerstin Kreiner-Bischoff, die seit einigen Jahren mit ihrem Mann Alexander Bischoff eines der Doppelhäuser bewohnt. Was ihr noch viel mehr zu schaffen macht: Für die Häuser auf dem ehemaligen Gelände der Fleischfabrik Sauermann müssen Bäume weg: "Man zerstört damit ein wunderschönes Stück Natur mit altem Baumbestand. Hier leben Fledermäuse, Salamander und viele andere Tiere."


60 Anwohner kommen


Freilich: So recht weiß noch keiner, was eigentlich geplant ist. Deswegen haben Kerstin Kreiner-Bischoff und ihr Mann ihren Nachbarn eine Einladung geschickt zu einem Treffen.
Rund 60 Leute sind es, die sich am frühen Abend am Wendehammer zwischen Hauptstraße und Hang zusammenfinden. Auch der Vorsitzende der Kreisgruppe Kulmbach im Bund Naturschutz, Karlheinz Vollrath, ist der Einladung gefolgt. Diskutiert wird eifrig.

Die Initiatoren haben Unterschriftenlisten ausgelegt, in die sich so gut wie alle eintragen, die da sind. "Wir fordern die Einstellung des Bauprojekts" heißt es auf den Listen, die der Stadt Kulmbach übergeben werden sollen.

Auch zwei Pläne liegen aus. Auf einem sind fünf Wohnhäuser zu sehen, auf dem anderen sieben. "Was stimmt den nun?" - Die Frage steht unbeantwortet im Raum.
Nach und nach tragen einige aus dem Kreis ihre Bedenken vor. Was wird mit den dicken alten Buchen oben am Hang? Müssen die weg? Gibt es bei den neuen Häusern auch genügend Stellplätze für die Autos der Bewohner? Ist der Kanal in der Unterpurbach ausreichend groß, um das Oberflächenwasser aufzunehmen, das abläuft, wenn ein Teil des Hanges bebaut ist? Oder läuft das Wasser in die Gärten, die ohnehin schon manchmal feucht sind, weil Wasser aus dem Hang austritt?


Ist der Hang sicher?


Was die Anwohner aber am meisten umtreibt: Ist der Hang, in dem es zahlreiche alte Kellerschächte gibt, überhaupt geeignet für eine Bebauung? Einer der Alteingesessenen erinnert daran, dass es vor 30 Jahren schon einmal Pläne für eine Bebauung des Geländes gegeben habe. Die seien seinerzeit nach einem geologischen Gutachten nicht mehr weiterverfolgt worden. "Der Berg wird arbeiten, wenn man da eingreift", sagt eine Anwohnerin und verweist auf die Karl-Jung-Straße. Auch hier wurden Ausbau-Pläne gestoppt, weil der Berg in Bewegung war. Schon jetzt gebe es bei manchen Garagen Probleme: "Die werden regelrecht nach vorne gedrückt."
Und Carolin Rettner schließlich stellt die Frage, ob denn neue Häuser überhaupt ausgerechnet in der Unterpurbach gebaut werden müssen. "Ich denke, es gibt genug Baugebiete in Kulmbach. Man könnte zum Beispiel auf dem Kaufplatz-Gelände Wohnungen bauen."

Alles in allem, so der Eindruck, fühlen sich die Anwohner der Unterpurbach schlecht informiert, hätten gerne mehr Auskünfte von der Stadt.

Zwar haben sie die Stadträte Frank Wilzock (CSU) und Alexander Meile (WGK) zum Ortstermin eingeladen. Beide hatten andere Verpflichtungen und ließen sich entschuldigen.

"Eine Info-Veranstaltung wäre gut", sagt Kerstin Kreiner-Bischoff. Da könnte man einmal über alles reden, was die Anwohner beunruhigt. Das hält auch Karlheinz Vollrath, Vorsitzender der Kreisgruppe Kulmbach im Bund Naturschutz, für eine gute Idee. "Der Bedarf an Information ist sicher groß", sagt er. Aber er weist auch darauf hin, dass es in Kulmbach Bedarf an Wohnungen gibt. "Und wir halten es für sinnvoller, innerhalb des Stadtgebiets verdichteten Wohnraum zu schaffen, statt auf der grünen Wiese lauter Einzelhäuser auf riesigen Grundstücken zu bauen." Vollrath rät dazu, erst einmal Experten zu Rate zu ziehen. "Gibt es seltene Tiere auf dem Gelände? Wie ist die Geologie des Hanges? Das muss man erst einmal genauer anschauen."


Und das sagt die Stadt Kulmbach

Wir haben die Fragen der Anwohner und einige mehr an die Stadt Kulmbach weitergegeben. Unter anderem wollten wir wissen, wie konkret das Vorhaben ist und ob es bereits einen Zeitplan gibt. Interessiert hat uns auch, ob der Hang überhaupt schon daraufhin untersucht worden ist, ob er überhaupt bebaubar ist und ob die Stadt bereits schon den naturschutzrechtlichen Aspekt hat prüfen lassen.
Daraufhin haben wir von der Pressestelle der Stadt Kulmbach folgende Stellungnahme erhalten, die von Pressesprecherin Ulrike Michael unterzeichnet ist:

"Grundsätzlich sind sich alle Fraktionen des Stadtrates einig: Wir brauchen in Kulmbach guten Wohnraum für alle. Das bedeutet Wohnungen für Studenten, aber auch für ältere Menschen, für Menschen mit kleinerem Geldbeutel und besonders auch für Familien. Der Bedarf ist vorhanden und dem wollen wir auch gerecht werden. Als Stadt wollen wir einerseits eigene Maßnahmen anschieben, aber auch privaten Investoren die Möglichkeit geben, tätig zu werden.

Um eine private Initiative handelt es sich auch bei dem angesprochenen Vorhaben in Unterpurbach. Dieses bezieht sich auf einen Bebauungsplan aus dem Jahr 1982.

Das Konzept des Investors geht aktuell von der Errichtung von fünf Gebäuden auf einer Grundstücksfläche von rund 10 000 Quadratmetern aus. Ursprünglich waren sieben Wohnhäuser angefragt. Nach unserem Kenntnisstand soll das Vorhaben aber schrittweise realisiert werden.
Nachdem der Investor im Januar 2018 mit der Bauvoranfrage auf die Stadt Kulmbach zukam, wurde die Anfrage umgehend am 23. Januar 2018 den Fraktionen im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt. In Abstimmung mit dem Investor sollten die Überlegungen so früh wie möglich auf breiter Basis diskutiert werden. Früher als üblich wurden diese dann bereits in der öffentlichen Stadtratssitzung am 1. Februar 2018 beraten und das Gremium stimmte grundsätzlich zu, in die Prüfung des Vorhabens einzusteigen.
Im Übrigen wurden auch die aktuellen Wohnbauprojekte wie das in Unterpurbach im Rahmen der Info-Veranstaltung zum Uni-Campus in der Dr.-Stammberger-Stadthalle am 19. Februar 2018 dargestellt.

Nachdem der Stadtrat dem Einstieg in die Planungen zugestimmt hatte, konnte das formelle Verfahren beginnen. Im Rahmen dessen wird selbstverständlich auch geprüft, ob eine Bebaubarkeit gegeben ist und natur- und tierschutzrechtliche Maßstäbe eingehalten werden. Die entsprechenden Stellungnahmen der Fachbehörden sind angefordert, liegen allerdings noch nicht vor.

Die Stadt Kulmbach war sich von Beginn an bewusst, dass dieses Projekt sowohl für die Anwohner als auch ganz grundsätzlich für die Wohnraumentwicklung in Kulmbach eine gewisse Bedeutung hat. Aus diesen Gründen war es der Stadt sehr wichtig, die Öffentlichkeit von Anfang mitzunehmen und frühestmöglich über das Vorhaben zu informieren. Im Hinblick auf das weitere Verfahren werden wir die nächsten Schritte ebenso früh wie möglich kommunizieren. Bei Fragen können sich die Bürgerinnen und Bürger selbstverständlich auch immer an das Rathaus wenden."