Seine Erfindung war schon an einer der größten Hängebrücken der Welt in San Francisco im Einsatz, jetzt ist sie in Untersteinach: Andreas Boué hat einen ganz speziellen Roboter für Brückenbauarbeiten entwickelt.
Andreas Boué (62) ist so, wie man sich einen Professor-Doktor-Ingenieur ein wenig vorstellt. Verstrubbeltes Haar, stattliche Figur, kariertes Baumwollhemd. Am Arm eine Apple Watch. Der Mann aus Nordfriesland sitzt in Untersteinach in einem engen Baucontainer am Schreibtisch. Hinter ihm, auf einem zweiten Tisch, steht der Metall-Kasten, der an der großen Brücke im Einsatz ist, über die zum Jahresende der Verkehr um Untersteinach geleitet werden soll.
Bei dem Gerät handelt es sich um einen Seilbeschichtungsroboter, mit dessen Entwicklung Boué vor rund zehn Jahren begonnen hatte. Der Professor kennt sich aus mit Seilen, seit 25 Jahren erstellt er dafür Gutachten. "Und irgendwann kam ich auf die Idee, die Dinger zu bauen", sagt er. Rund zwei Jahre tüftelte er, bis der Prototyp fertig war - den er seitdem ständig weiterentwickelt. "Ich habe immer Ideen, was man noch besser machen kann."
Gerüste werden überflüssig
Was macht sein Roboter genau? Einfach gesagt, streicht er Brückenseile. So wie die an dem markanten Bauwerk, das gerade in Untersteinach seiner Vollendung entgegengeht. "Der Roboter streicht gleichmäßiger als ein Arbeiter von Hand." Und: Man braucht kein Gerüst oder entsprechende Fahrzeuge, damit die Leute an die Seile kommen." Dabei, so sagt er, wäre das in Untersteinach sogar noch relativ einfach umzusetzen. "Aber wenn es mal in 100 bis 120 Meter Höhe geht, dann ist das mit einem Gerüst schwer bis unmöglich zu machen."
So wie bei der Oakland-Bay-Bridge, die die beiden kalifornischen Städte Oakland und San Francisco miteinander verbindet. Die Oakland-Bay-Bridge zählt zu den größten Hängebrücken der Welt. Einzelne Seile steigen über 120 Meter senkrecht in die Höhe - auch das war vor ein paar Jahren ein Job für die Beschichtungsroboter von Boué. Drei Monate waren dort acht seiner Maschinen an 500 Seilen im Einsatz.
Ein weiterer Vorteil: Für die Robotereinsätze sind keine Straßensperrungen nötig, der Verkehr kann fließen. "Eine Autobahn macht wegen des Korrosionsschutzes niemand dicht."
Im Untersteinacher Fall besteht der Korrosionsschutz aus fünf Schichten je Seil. Fünf bis zehn Seile (von 60) werden pro Tag mit einer Schutzschicht versehen. Rund 60 Tage werden die Experten also brauchen, bis alles fertig ist.
Dabei spielt das Wetter eine wichtige Rolle. Zum einen ist es wichtig, dass es trocken und die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch ist. "Ab 80 Prozent Luftfeuchtigkeit geht nichts mehr", sagt Boué, denn da bilde sich ein Feuchtigkeitsfilm auf den Seilen, die Farbe bleibe nicht richtig haften.