Amtsgericht Kulmbach: Der Joint war nicht ihr Freund

2 Min
Wenn Drogenfahnder der Polizei unterwegs sind und Fahrzeuge kontrollieren, sollte man als Autofahrer möglichst keinen Joint rauchen. Der Geruch ist allzu verdächtig ... Foto: Torsten Leukert dpa
Wenn Drogenfahnder der Polizei unterwegs sind und Fahrzeuge kontrollieren, sollte man als Autofahrer möglichst keinen Joint rauchen. Der Geruch ist allzu verdächtig ... Foto: Torsten Leukert dpa

Zwei Kulmbacher, die in Tschechien Marihuana gekauft hatten, gingen nach der Grenze Drogenfahndern der Polizei ins Netz. Der Geruch im Auto war allzu verdächtig. Der Jugendrichter war hier auch als Pädagoge gefordert.

Viel dümmer hätten sich zwei junge Kulmbacher nicht anstellen können, die vor eineinhalb Jahren nach Tschechien gefahren sind, um sich mit Cannabis einzudecken. Gleich nach der Grenze bei Schirnding steckte sich der Autofahrer einen Joint an. Junge Leute, Kulmbacher Kennzeichen - das passte genau ins Raster der Drogenfahnder, die die Polizei an der Grenze im Einsatz hat.

"Der Geruch von Marihuana war unverkennbar", sagte gestern ein Polizist vor Gericht, "deshalb haben wir genauer nachgeschaut." Was die Fahnder fanden, war nicht wenig: drei Tüten mit insgesamt fast 60 Gramm Cannabis. Der Drogentransport brachte dem jetzt 19-jährigen Haupttäter, dem der Großteil der Ware gehörte, und dem Autofahrer (21) eine Anklage wegen vorsätzlicher Einfuhr illegaler Betäubungsmittel ein.


Das Verfahren wegen Beihilfe gegen ein Mädchen, das einen Teil der Drogen im Rollkasten des Sicherheitsgurtes hinten versteckt hatte, wurde eingestellt. Die 17-jährige Schülerin muss aber 30 Stunden gemeinnütziger Arbeit ableisten.

Auf dem Vietnamesenmarkt

Die Drogenfahrt endete jenseits der Grenze schon nach drei Kilometern. "Das war an Laienhaftigkeit nicht zu überbieten und musste ja schiefgehen", meinte Jugendrichter Christoph Berner zum Verhalten der jungen Männer. Während der Hauptangeklagte, der für 250 Euro eingekauft hatte, die Tat einräumte, sonst aber wenig Angaben machte, war sein Kompagnon umso gesprächiger. Wie man denn so einfach an Drogen kommen könne, wollte der Richter wissen. "Man geht am Vietnamesenmarkt zu einem hin, der Zigaretten verkauft, der hat meistens noch was anderes. Man wird auch angesprochen: Crystal Meth? Cannabis? Der Vietnamese verschwindet dann und kommt mit dem gewünschten Päckchen wieder."

Zwei andere Verfahren gegen den Hauptangeklagten - er hatte einem Mann einen Plastikstuhl an den Kopf geworfen und eine Platzwunde zugefügt sowie ein Handy aus der Umkleidekabine in der Turnhalle der Pestalozzischule geklaut - wurden eingestellt, weil sie bei einer Gesamtstrafe nicht ins Gewicht gefallen wären. Auch ein 16-Jähriger, der bei dem Diebstahl dabei war, durfte abrücken, nachdem er schon von seinen Eltern bestraft worden war: Hausarrest und keine Geschenke an Weihnachten und zum Geburtstag. "Das ist hart", sagte Berner und gab dem Jungen mit auf dem Weg: "Aber immer brav bleiben."

Bei der Ahndung der Drogenfahrt waren der Richter und Staatsanwalt Matthias Burkhardt auch als Pädagogen gefordert. Matthias Meußgeyer von der Jugendgerichtshilfe, der sich jeweils für die Anwendung von Jugendstrafrecht aussprach, bezeichnete es als Hauptproblem, dass die Angeklagten keine Arbeit haben und sie in den Tag hineinleben. Beiden falle es zudem schwer, ihren Cannabis-Konsum ganz aufzugeben.

Staatsanwalt und Jugendrichter ("Wir haben uns sehr viel Mühe mit Ihnen gegeben") griffen die Anregung des Sozialpädagogen auf. Das Urteil lautete für beide: jeweils 80 Arbeitsstunden, sechs Termine bei der Suchtberatung, Drogenverbot mit Urintest und Vermittlungsgespräch bei der Arbeitsagentur. Für den 19-Jährigen zusätzlich eine Woche Dauerarrest in der JVA Würzburg, für den Fahrer noch sechs Monate Entzug der Fahrerlaubnis sowie ein Monat Fahrverbot und 500 Euro Geldbuße für den Joint am Steuer.

Die größte Strafe

Was beide jedoch offenbar am meisten traf: Sie bekommen ihre sichergestellten Smartphones nicht zurück, mit denen sie auch Drogengeschäfte abgewickelt haben. "Echt? Poah, fuck", stöhnten sie.