Eine Wassermarke im Kulmbacher Oberhacken erinnert an ein schreckliches Hochwasser, das am 23. Mai 1811 aus dem Osten über die Stadt hereinbrach.
Eine Wassermarke im Oberhacken erinnert noch heute an einen denkwürdigen Tag für Kulmbach. Ein fürchterliches Hochwasser suchte am Himmelfahrtstag 1811 die Stadt heim. Das Kulmbacher Wochenblatt vom 25. Mai 1811 berichtete damals eingehend über ein schreckliches Gewitter zwei Tage zuvor:
"Dieser Tag wird für die Stadt ein denkwürdiger Tag bleiben. Es war für viele Einwohner ein Tag des Schreckens, für viele ein Tag des Verderbens. Die Natur erschien an diesem Tage als allgewaltige Zerstörerin, umgeben mit allen Schrecknissen empörter Elemente.
In der Hitze der Mittagszeit
Es war Mittag. Die Luft wehte von Osten. Der nördliche, westliche und südliche Himmel war heiter und nur hier und da mit leichten Wölkchen bedeckt. Die Hitze, war in den vorherigen Tagen, ungewöhnlich groß.
Vom Osten her erhob sich ein weißgraues Gewölke, aus dem es blitzte und donnerte. In wenigen Augenblicken war der ganze östliche Himmel furchtbar umzogen. In Strömen schoss Regen, abwechselnd mit großen und kleinen Hagelkörnern vermischt herab. Die Fluten eines in geringer Ferne oberhalb Kulmbachs niedergehenden Wolkenbruchs stürzten sich in das enge Tal zwischen Buchwald und Rehberg und richteten eine Verwüstung an, deren Gräuel die geübteste Feder nicht zu beschreiben vermag.
Die stärksten und festesten Mauern wurden von ihnen durchbrochen und umgestürzt. Felder, Wiesen und Gärten in völlige Wüsteneien verwandelt, Bäume entwurzelt und fortgeschwemmt, Häuser und Scheunen zum Teil niedergerissen, liegende Eich- und Baumstämme, auf geschlichtetes Holz- und Holzstöße, Wagen und andere häusliche Gerätschaften in wilden Tumulten fortgeschwemmt.
Verheerende Flut riss alles mit
Im Bette des kleinen Kulmbaches, der mitten durch die von ihm benannte Stadt führte, wälzte sich die alles verheerende Flut fort, überschwemmte den Markt mehrere Ellen hoch, stürzte sich durch Türen und Fenster in die Häuser der geängstigten Stadt. Wo kein Freund den anderen, keine Familie der anderen zur Hilfe eilen konnte, verbreitete sich durch alle von dem Markt ausgehende Straßen, drang in die Keller und Gewölbe, bedeckte alles mit Schlamm und Sand und bezeichnete überall ihren zerstörenden Gang mit den Spuren ihrer Verwüstung. Nach einigen Stunden ließ das furchtbare Gewitter nach und die verheerende Flut sank ein, aber ihre Folgen werden für manche Familie lange fühlbar und die Spuren der Verwüstung, die man mit eigenen Augen sehen muss, um sich von der Größe derselben zu überzeugen.
Die Überschwemmungen des Kohlenbaches machten sich noch lange im Oberhacken bemerkbar. Zu verkennen ist übrigens der glückliche Umstand nicht, dass diese fürchterlichen Naturbegebenheiten, die einen nicht zu berechneten Schaden in unserer Stadt und nächsten Umgebung angerichtet hat, sich nicht in der Nacht ereignete und dabei kein Mensch dabei das Leben verlor. Die Hänge des Buchwaldes und Rehberges schwemmten, hervorgerufen durch die Wassermassen, viel Sand und Geröll in die Enge Wolfskehle und Spiegel.
Spuren der Zerstörung
Dies fürchterliche Ungewitter hinterließ auch noch in den Pfarrdörfern Trebgast, Leuchau, und besonders in Kirchleus, die teils 1, teils 2 Stunden Fußmarsch von hier entfernt liegen, die traurigsten Spuren der Zerstörung an Feldern und Wiesen. Die aus Osten heranziehenden Gewitter waren schon immer gefürchtet, aber seit diesem Ereignis wird von den Kulmbacher vor einem Gewitter, zieht es über die Plassenburg, dreht und kommt zurück, gewarnt."