Viele Unternehmen setzen in Kulmbach auf zwei Filialen: Auch Aldi und dm, die beide in direkter Nachbarschaft einen weiteren Markt eröffnen.
Große Lebensmittelhandel- und Drogeriemarktketten ziehen sich aus den Innenstädten immer mehr zurück. Das hat in den vergangenen Jahren auch Kulmbach deutlich zu spüren bekommen. Die Folge: Subzentren sind entstanden - dem in der Albert-Ruckdeschel-Straße ist mit den Jahren ein weiteres in der Lichtenfelser Straße sowie Am Kreuzstein /Am Goldenen Feld gefolgt.
"Luft nach oben"
Ein Kaufmann, der sich gegen den Trend in der Innenstadt niedergelassen hat, ist Michael Seidl. Seidl, der seit 2013 die Edeka-Filiale am Goldenen Feld betreibt, hat Ende vergangenen Jahres einen zweiten Markt eröffnet - im Einkaufszentrum Fritz, dort, wo sich bis 2019 Kaufland befunden hat. Mit den ersten Geschäftswochen ist er zufrieden.
Die anvisierten Zahlen habe er erreicht, sagt der Kaufmann, der aber nichtsdestotrotz "Luft nach oben" sieht. Was den Umsatz in der neuen Filiale betrifft, so bekommt auch er den Lockdown zu spüren. "Es sind ja kaum Menschen in der Stadt unterwegs", sagt Seidl, der nach wie vor davon überzeugt ist, dass auch das Stadtzentrum ein lukrativer Standort sein kann.
In die Peripherie
Während Seidl die Innenstadt also besetzt hat, zieht es die Discounter und Drogeriemärkte in die Peripherie. Von Filialen großer Ketten gesäumt ist seit langem die Albert-Ruckdeschel-Straße, viele Märkte haben sich auch am Kreuzstein entlang der B 85 und in der Lichtenfelser Straße niedergelassen.
Der nächste Discounter
Noch vor Edeka Seidl hat 2009 Jutta Hollweg den Rewe-Markt in der Lichtenfelser Straße eröffnet. Auch Lidl- und Norma-Filialen gibt es dort, nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Und schon bald folgt ein weiterer Discounter. Aldi Süd errichtet auf den Grundstücken an der Kreuzung Lichtenfelser Straße 47/Am Kreuzstein 19, auf denen sich ein Sonderbaumarkt befindet und früher auch die Kfz-Werkstatt Pitstop beheimatet war, eine zweite Filiale.
Im Schlepptau befindet sich die Drogerie-Marktkette dm, die in der Albert-Ruckdeschel-Straße schon direkter Aldi-Nachbar ist und das auch am Kreuzstein sein wird. Die neue Aldi-Filiale wird über 1150 Quadratmeter, der Drogeriemarkt 750 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügen.
Lohnt sich das in der Kleinstadt?
Braucht man in einer Kleinstadt aber wirklich zwei Märkte, die keine drei Kilometer Luftlinie voneinander entfernt liegen? "Wir fühlen uns in Kulmbach sehr wohl und sind davon überzeugt, dass die Stadt ausreichend Potenzial für zwei Filialen bietet", sagt dazu Tobias Neuhaus von Aldi Süd. Die Bauarbeiten sollen, wenn es die Witterungsverhältnisse zulassen, schon im März beginnen. "Läuft alles plangemäß, können wir die Filiale im November oder Dezember dieses Jahres eröffnen."
Auch dm sieht in Kulmbach Potenzial. "Um für unsere Kunden noch besser erreichbar zu sein und um die Wege zum nächsten dm-Markt kurz zu halten, sind wir stets auf der Suche nach geeigneten Objekten, die unseren Ansprüchen an ein familienfreundliches Einkaufserlebnis gerecht werden", hat schon im Sommer 2020 Gebietsverantwortlicher Markus Blei erklärt.
Der Stadtrat hat die Weichen für das Projekt gestellt: Im Dezember wurde der Bauantrag der Bayreuther Firma Krause Bauträger Holding GmbH genehmigt, die die Einkaufsmärkte bauen und verpachten wird. Schon in dieser Woche wird mit dem Abriss der früheren Autowerkstatt Pitstop begonnen, wie Geschäftsführer Harry Krause erläutert. Auf dem Gelände von Pitstop wird für Aldi gebaut, auf dem Areal, auf dem sich heute noch der Sonderbaumarkt befindet, für dm. Wie Krause mitteilt, wird sich auf dem Gelände auch eine Bäckerei niederlassen. Welche das sein wird, verrät er nicht, denn: "Die Verträge sind noch nicht unterzeichnet."
Ein Zeichen gesetzt
Während das Subzentrum an der B 85 weiter gestärkt wird, wird die Innenstadt von den Ketten weitestgehend gemieden. Allein Michael Seidl hat zuletzt mit seinem Edeka-Markt ein Zeichen für das Kulmbacher Stadtzentrum gesetzt.