Viele Menschen schreiben gute Texte. Nicht wenige dieser Texte verstauben in Schubladen oder schlummern in Computer-Dateien. Manche allerdings finden den Weg an die Öffentlichkeit - zum Beispiel bei einem Dichterwettstreit, den die Szene "Poetry Slam" nennt.
Manchmal, wenn Simone Bilz, 32 Jahre alt und Deutschlehrerin von Beruf, spät abends noch an ihrem Schreibtisch sitzt, kommen ihr ganz ausgefallene Sätze in den Sinn. Die schreibt sie auf. Irgendwann steht sie dann auf einer Bühne und trägt ihre Sätze vor - frei und kritisch begutachtet von einem Publikum, das entscheidet, wie gut die Texte sind.
Poetry Slam nennt sich diese in den neunziger Jahren in Amerika entstandene Kunstform, die vor allem unter jungen Leuten Anhänger hat. Eine lebhafte Szene gibt es mittlerweile in Franken - und nun soll Poetry Slam auch in Kulmbach zum Begriff werden: Am 1. Februar findet in der "Kommunbräu" ein Poetry Slam statt. Organisatorin: Simone Bilz. Motto: "Die Kommune slammt". Jury: Das Publikum.
Simone Bilz, die aus Kulmbach stammt und an Schulen in Wunsiedel und Marktredwitz unterrichtet, kam zum ersten Mal vor gut vier Jahren in Kontakt mit dieser Kunstform. Die junge Kulmbacherin Julia Brückner hatte im Rahmen eines Schulprojektes einen Poetry Slam veranstaltet. Simone Bilz war unter den Zuhörern und ließ sich begeistern. Zunächst versuchte sie, auf dem Weg über Poetry Slams ihre Schüler zum freien Schreiben und Reden zu animieren. Seit etwa einem Jahr steht sie selbst auf der Bühne.
Top-Slamer aus Franken mit dabei Bei einem Poetry Slam (
englisch für "Dichterwettstreit" oder "Dichterschlacht") tragen Autoren ihre selbst verfassten kurzen Texte vor Publikum vor. Ein bisschen Show und Selbstinszenierung sind dabei durchaus erwünscht; mit der herkömmlichen literarischen Lesung hat ein Poetry Slam wenig gemein.
Im Sommer hatte Simone Bilz einen Versuchballon in Kulmbach steigen lassen. Nur wenige Zuhörer fanden damals den Weg zu ihrem Poetry Slam. Nun steht ein neuer Versuch an. Simone Bilz hofft, dass sich mittlerweile herumgesprochen hat, welch großer Spaß so ein Slam für Akteure und Publikum ist. Und sie hat für die Veranstaltung am 1. Februar etliche Talente der fränkischen Slammer-Szene gewinnen können: Ben Bögelein aus Ansbach, der beim letzten Mal Sieger wurde, Martin Geier (Nürnberg), "Paddi" (Ansbach), Helmuth Steierwald (Nürnberg), Lena Hacker (Bayreuth) und Carsten Striepe (Hof). Außer Konkurrenz sorgt Philipp Stenger alias "Acoustic Cascade" für die musikalische Untermalung.
"Die Kommune slammt" soll zur regelmäßigen Einrichtung werden. "Mein Ziel ist ein Slam im Vierteljahr", sagt Simone Bilz. "Toll ist, dass uns Frank Stübinger von der Kommunbräu so unterstützt." Unterstützung kann die 32-Jährige gut gebrauchen. "Das Ganze ist eine non-profit-Veranstaltung. Was wir an Eintrittsgeldern einnehmen, geben wir für die Fahrtkosten der Teilnehmer von auswärts wieder aus."
Offene Bühne für Jedermann Zusätzlich zu den Slammern, die jetzt schon fest auf dem Programm stehen, wird es eine so genannte offene Liste geben: "Wer mag, kann sich noch melden und sich selbst einmal auf der Bühne präsentieren", sagt die "Masterin". Der Slam sei offen für alle, egal welchen Alters und unabhängig von der Art ihrer Texte. Einzige Voraussetzung: "Selbst geschrieben müssen sie sein. Und der Vortrag darf nicht länger als fünf Minuten dauern."
Sieben Personen aus dem Publikum wird Simone Bilz zu Beginn der Veranstaltung auswählen: Sie erhalten die Nummerntafeln, mit denen nach jedem Vortrag Noten von 1 bis 10 vergeben werden. Drei der Slammer schickt die Jury ins Finale. Wer Sieger ist, entscheidet dann das Publikum per Applaus.
Und wer weiß: Vielleicht geht aus dem Wettstreit ja ein Neuling als Sieger hervor. "Viele Leute schreiben richtig gute Texte", sagt Simone Bilz. "Aber keiner merkt's." Der Kulmbacher Poetry Slam könnte das ändern.