Willibald Jungkunz ist seit 50 Jahren Berichterstatter unserer Zeitung, Paul Hader seit 40 Jahren. Beide plaudern über ihre Einsätze.
Sie kamen beide "wie die Jungfrau zum Kind" zur freien Mitarbeit für die Redaktionen der Kronacher Tageszeitungen: Willibald Jungkunz ist seit fünf Jahrzehnten eifriger Berichterstatter aus Förtschendorf, Paul Hader seit 40 Jahren rund um
Teuschnitz mit Schreibblock und Fotoapparat auf Achse, wenn es darum geht, Wissenswertes über die Mitmenschen zusammenzutragen und zu den Redaktionen nach Kronach zu schicken.
Willibald Jungkunz blickt zurück: Der damalige Förtschendorfer Berichterstatter, ein Lehrer, zog nach Kronach und suchte nach einem Nachfolger. Er sprach Jungkunz an, weil der als kaufmännischer Angestellter Steno und Schreibmaschine schreiben konnte. Jungkunz' erster Artikel über den Abschusskönig der Förtschendorfer Schützen erschien Ende Oktober 1966. Den hat er aufgehoben. Die folgenden Berichte natürlich auch. So kam rund ein Dutzend Ordner mit Zeitungsausschnitten zusammen. Sehr gut für die Vereine und Zeitungen war, dass Jungkunz nicht nur schreiben konnte, sondern seit 1955 auch einen Fotoapparat besaß: eine Kodak für 188 Mark (ohne Ledertasche, die kostete extra!), an der man Blende und Verschlusszeit manuell einstellen musste. Nach Gefühl.
Das Gerät taucht ab
"Mit der Kamera habe ich privat auch viele Dias geschossen. Da musste die Belichtung natürlich genau stimmen." Also kaufte sich Willibald Jungkunz noch einen Sixtomat für 69 Mark dazu. Der Belichtungsmesser zeigte ihm die genauen Einstellwerte an der Kamera an. Der Sixtomat hat ein Metallkettchen, schön anzusehen. Das dachten auch die Kinder im Hause Jungkunz und hantierten mit dem Gerät herum. Ungünstig nur, dass sie Angeln spielten und der Belichtungsmesser dabei in einen Eimer Wasser geriet. Aus war's mit der exakten Bestimmung der Belichtungszeit, doch Zeitungsmann Jungkunz ließ den Sixtomat reparieren.
Dann tat ihm viele Jahre eine Canon AE 1 treue Dienste. Unzählige Schwarz-Weiß-Filme wurden eingefädelt. Wenn nur ein Gruppenbild zu fotografieren war, musste natürlich kein ganzer Film mit 36 Aufnahmen dran glauben. Willibald Jungkunz schickte die Kamera per Botin nach Kronach zu Foto-Thron, wo der Film abgeschnitten und entwickelt wurde.
Die Mitarbeiter des Fotohauses legten den Restfilm nach dem Abschneiden immer wieder ein. Nur einmal nicht, weil der Film voll war. Willibald Jungkunz erhielt also seine Kamera zurück, wähnte, es sei ein Film drin und ging zum Fotografieren beim Schützenfest. Als sich alle für das Foto aufgestellt hatten, merkte der Berichterstatter, dass keine Filmpatrone im Apparat war. Mit hochrotem Kopf sauste er nach Hause und holte einen neuen Film.
"Später dann habe ich mir die Gerätschaften und Flüssigkeiten gekauft, um selbst Negative entwickeln zu können", berichtet Jungkunz. Das macht er nicht mehr, denn vor dem 78-Jährigen hat auch das digitale Zeitalter nicht Halt gemacht. Er besitzt seit Jahren eine 800 Euro teure Canon Power Shot. Die bringt er zum Einlesen der Digital-Dateien in die FT-Redaktion in Kronach, die Berichte natürlich auch.
Er ist in Förtschendorf "die Zeitung"
Willibald Jungkunz ist eine Institution in Förtschendorf geworden, er ist "die Zeitung". Für seine objektive Berichterstattung erhält er immer großes Lob. Bis 1978 schrieb er auch die Berichte aus dem Gemeinderat Förtschendorf. Manchem Zeitgenossen kann man es jedoch nicht recht machen. Willibald Jungkunz erinnert sich an einen Faschingsnarren, der keinen Spaß verstand. Der Herr Büttenredner beschwerte sich heftig beim Berichterstatter, dass kein Bild von ihm im Artikel über den Fötschedöffe Büttenabend war, nicht wissend, dass Willibald Jungkunz sehr wohl ein Negativ dieses Mannes in die Redaktion gebracht hatte, doch die hatte darauf verzichtet, ein Bild des nörgelnden Narren abzudrucken.
Paul Hader ist in Sachen digitaler Technik schon einen Schritt weiter als sein Förtschendorfer "Kollege": Der Teuschnitzer fotografiert nicht nur digital, er schreibt seine Berichte auch in den Computer und schickt beides per Mail nach Kronach - wenn ihm die verfluchte Technik nicht wieder einen Streich spielt. Das tut sie nämlich ab und zu.
Sein erster Bericht für die Zeitung war vor vier Jahrzehnten kirchlicher Art. Ein Teuschnitzer wurde im Bamberger Dom zum Priester geweiht, Paul Hader sollte dies fotografieren. Vom unvergessenen FT-Redakteur Willi Schreiber erhielt Paul Hader einen "Ausweis", ein Schreiben, dass er Berichterstatter ist. "So durfte ich als einziger zum Hochaltar, um dort zu fotografieren. Das war ein besonderes Erlebnis", berichtet Paul Hader nicht ohne Stolz. Er weiß auch, dass der geweihte Gottesmann nicht mehr für die Kirche tätig ist, sondern als Heilpraktiker arbeitete.
Unzählige Berichte geschrieben
Seitdem hat Paul Hader unzählige Berichte für den Fränkischen Tag geschrieben, nicht nur aus Teuschnitz, sondern auch aus benachbarten Kommunen. "Die Bürgermeister aus Ludwigsstadt und Steinbach am Wald haben mich für meine Berichte gelobt, und auch von der Landjugend Steinbach an der Haide habe ich ein Kompliment bekommen", freut sich Paul Hader.
Das Aufgabenspektrum Paul Haders ist so breit gefächert wie das von Willibald Jungkunz: Von goldenen Hochzeiten und Altersjubilaren über Stadtrat bis zu Büttenabenden oder dem Altstadtfest reicht die Palette. Einmal wurde Hader zu einer Bikini-Modenschau in die Sternbar nach Windheim geschickt. Die sehr knapp bekleideten Schönheiten auf dem Laufsteg versetzten auch den langjährigen Berichterstatter in Wallung. "Da hat die Kamera vor Aufregung gewackelt, als die Damen vorbeiflanierten", sagt Paul Hader mit einem verschmitzten Lächeln.
Gute alte Zeit
Auch er hat in der Anfangszeit seine Berichte per Boten zum Fränkischen Tag nach Kronach geschickt. Das bot sich an, denn Florian Jungkunz aus seinem Ort war Setzer bei der Firma Heim, die viele Jahre die Seitenherstellung im Bleisatz für die Kronacher Lokalredaktion erledigte. Diese gute alte Zeit war zeitaufwendig und beschwerlich, und doch denken beide Berichterstatter gerne an sie zurück, selbst wenn ihnen die moderne Digitaltechnik manche Erleichterung verschafft.