Zahlen belegen: Nirgendwo in Oberfranken lebt es sich so sicher wie in Kronach

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Seltenes Bild in Kronach: ein abgesperrter Tatort. Foto: seeyou|c.steps /Adobe Stock
Seltenes Bild in Kronach: ein abgesperrter Tatort.  Foto: seeyou|c.steps /Adobe Stock

Als 2016 acht Babyleichen in Wallenfels gefunden wurden, sah die Sache - statistisch - noch ganz anders aus...

Nirgendwo in Oberfranken lebt es sich so sicher wie im Landkreis Kronach. "Lediglich" 2344 Straftaten hat die Polizei im Jahr 2019 registriert. Das macht - im Vergleich zum Vorjahr - noch einmal einen Rückgang um 1,6 Prozent (37 Straftaten). In keinem anderen oberfränkischen Landkreis oder Mittelzentrum wurden demnach so wenige Straftaten registriert wie im Kreis Kronach.

Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass eine große deutsche Sonntagszeitung vermeldet hat, dass sich der Landkreis Kronach in der Kategorie "Mord und Totschlag" bundesweit auf Platz 2 befindet - noch vor Großstädten wie Berlin und Hamburg. Doch die Erklärung war schnell gefunden: Im zur Datenanalyse herangezogen Jahr 2016 wurden in Wallenfels acht Babyleichen entdeckt.

Dieser ungeheuerliche Fund von acht Leichen - zum besseren Vergleich der Landkreise umgerechnet auf jeweils 100 000 Einwohner - ergab die Kronacher Spitzenposition im bundesweiten Vergleich.

Die Realität im Frankenwald sieht - glücklicherweise - völlig anders aus. "Morde hatten wir 2019 keinen einzigen", berichtet Gerhard Anders vom Kronacher Polizeipräsidium. Zwar habe es vier Fälle im Bereich des Totschlags/versuchten Totschlags gegeben (2018: fünf). "Doch dazu zählen auch Rohheitsdelikte, bei denen massive Gewalt gegen den Kopf angewandt wurde." Jüngst sorgten zwei Fälle am Rande des Kronacher Freischießens für Aufsehen, bei denen auch Tritte gegen den Kopf des Opfers im Spiel waren.

Weniger Raub, weniger Gewalt

Die Beschuldigten müssen sich derzeit wegen versuchten Mordes beziehungsweise versuchten Totschlags vor dem Coburger Landgericht verantworten (wir berichteten). Insgesamt ist die Zahl der Rohheitsdelikte - dazu zählen Raub- und Körperverletzungsdelikte sowie Straftaten gegen die persönliche Freiheit - von 508 (2018) auf 486 (2019) gesunken.

Während die Zahl einfacher Diebstähle, also dem klassischen Ladendiebstahl, praktisch gleich geblieben ist (2019: 61, 2018: 62), haben sich die Fallzahlen schwerer Diebstähle fast verdoppelt: Waren es 2018 noch 76, wurden im vergangenen Jahr 139 begangen. "So ein Fall liegt vor, wenn die Beute besonders gesichert ist und die Täter beispielsweise ein Fahrradschloss knacken oder eine Kellertür aufbrechen."

Auch Rauschgiftdelikte haben laut Statistik deutlich zugenommen - von 123 (2018) auf 170. "Die Zahlen unterliegen jedoch Schwankungen und sind daher nur bedingt aussagekräftig", klärt der Polizeikommissar auf. So könne es passieren, dass eine ganze Deliktserie aus einem Jahr erst im darauffolgenden Jahr bei der Staatsanwaltschaft landet und so, gerade bei kleinen Fallzahlen wie im Landkreis Kronach, die Statistik merklich beeinflusst.

Alles in allem lebe es sich in Kronach sehr sicher: "Wir haben keine Autobahnanbindung, weshalb sich Täter von außerhalb kaum hierher verirren. Die wollen nach der Tat ja schnell wieder weg."