Druckartikel: Was ist los mit der SPD? Warum er ausgetreten ist

Was ist los mit der SPD? Warum er ausgetreten ist


Autor: Natalie Schalk

Steinwiesen, Montag, 10. Dezember 2018

Die SPD steht derzeit so schlecht da wie nie. Spurensuche an der Basis: Ein Ex-Genosse erklärt das Problem.
Stefan Deuerling Foto: privat


Stefan Deuerling wurde oft von der SPD ausgezeichnet: zehn, 15, 20, 25, aber nicht 30 Jahre Mitgliedschaft. Das wäre erst nächstes Jahr gekommen. Anfang dieses Jahres hat er aber sein Parteibuch abgegeben. "Mit dem, was die Bundes-SPD verzapft, komme ich nicht mehr klar", sagt der 48-Jährige.

Die SPD war seine soziale Familie

Der Ex-Genosse betont, dass es nicht um seinen Ortsverband in Steinwiesen (Kreis Kronach) geht. Sein Bruder ist der Vorsitzende, die ganze Familie traditionell rot. "Ich bin damit aufgewachsen, war bei der ersten SPD-Weihnachtsfeier, als ich kaum laufen konnte. Die SPD war eine große, soziale Familie für mich. Traurig, was aus der Partei geworden ist." Dass der damalige Kanzler Gerhard Schröder irgendwann anfing, "Freunde in der Industrie zu suchen", sei der Anfang vom Ende gewesen. Die Große Koalition nach der Bundestagswahl 2013: "ein Riesen-Fehler". Aber dass Martin Schulz 2017 nach der Wahlschlappe sagte, die SPD werde sich nicht noch einmal auf eine Groko einlassen - und dann den "Wendehals" machte, war Stefan Deuerling zu viel. "Von wegen, die beiden stärksten Parteien! Das ist am Wähler vorbeigedacht, da ging's um Postengeschachere. Der Wähler hat CDU und SPD eindeutig abgestraft."

SPD-Mitglied Deuerling hatte die Nase voll von Groko und Postengeschachere

In der Kommunalpolitik ist die SPD vielerorts stark. Aber die Basis leidet unter der Bundespolitik. Das zeigt auch ein Besuch beim Stammtisch "Red Socks" in Rödental: Hier lesen Sie, was beim SPD-Stammtisch gesagt wird. Vor allem die Bundespolitik macht den Genossen zu schaffen.

Davon hatte auch der Altenpfleger aus Steinwiesen die Nase voll. Er trat von seinem Amt als Revisor im Ortsverband zurück, trat aus der Partei aus. Mit seinem Bruder hatte er ein langes Gespräch. "Er hat es verstanden. Er hadert ja selbst mit vielem."

Traurige Verbundenheit mit einer großen Volkspartei

Egal ist ihm die SPD trotzdem nicht: "Nee, nee, so einfach ist das nicht: Wenn du 30 Jahre Mitglied bist, damit aufgewachsen, das ganze Leben ... es tut mir leid um die SPD", sagt er. "Sie ist trotzdem eine große Volkspartei", Deuerling zögert, holt Luft, dann sagt er: "gewesen." Bei der Landtagswahl hat er die SPD zum ersten Mal nicht gewählt.

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