Wallenfelser Presssack siegt

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Im großen Finale haben die "Rejdiche Presssack-Schmecker" den Sieger gekürt: Der Presssack der Metzgerei Kröckel aus Wallenfels landete ganz knapp vor dem Kontrahenten aus Friesen auf Platz 1.Heike Schülein
Im großen Finale haben die "Rejdiche Presssack-Schmecker" den Sieger gekürt: Der Presssack der Metzgerei Kröckel aus Wallenfels landete ganz knapp vor dem Kontrahenten aus Friesen auf Platz 1.Heike Schülein
Presssack-Sprecher Christian schneidet den Presssack in Stücke.Heike Schülein
Presssack-Sprecher Christian schneidet den Presssack in Stücke.Heike Schülein
 
Nach dem ersten Bissen wird beratschlagt.Heike Schülein
Nach dem ersten Bissen wird beratschlagt.Heike Schülein
 
Die "Rejdiche Presssack-Schmcker" haben gewählt.Heike Schülein
Die "Rejdiche Presssack-Schmcker" haben gewählt.Heike Schülein
 
Hans Götz mit Presssack-Schmecker-Mütze und Wirtin Evi QuastHeike Schülein
Hans Götz mit Presssack-Schmecker-Mütze und Wirtin Evi QuastHeike Schülein
 

Die "Rejdiche Presssack-Schmecker" haben ihre Entscheidung getroffen: Der "beste" Presssack des Rodachtals stammt für sie von der Metzgerei Kröckel.

Zum Countdown des ehrwürdigen Roten Pressack-Contests wurde es am Donnerstag im Gasthaus "Flößerstube" richtig spannend. Trotz leichter optischer Vorteile hatte die Presssack-"Schönheit" der Metzgerei Hanna aus Friesen am Ende doch gegen ihren Wallenfelser "Kollegen" das Nachsehen. Ausschlaggebend war das "Mundgefühl" der gestrengen "Rejdiche Pressack-Schmecker". Mit der Wirtin Evi Quast war auch eine Frau dabei, der die "göttergleiche" rundliche Köstlichkeit der Metzgerei Kröckel einen kleinen Tick besser schmeckte.

Wie knapp die beiden Finalteilnehmer beisammen lagen, belegt die Tatsache, dass gleich mehrere Testesser nach einigen Bissen ihre zunächst getroffene Entscheidung revidierten und auf den anderen Presssack umschwenkten.

Hellrot, würzig und deftig im Geschmack - roter Presssack gehört zu den Urrezepturen der fränkischen Wurstvielfalt. Doch welcher im Landkreis schmeckt eigentlich am besten? Seit einigen Wochen machen die "Rejdiche Presssack-Schmecker" die Probe aufs Exempel. In unmittelbarer Nachbarschaft des Flößermuseums in Unterrodach wird aus diesem Grunde in der urigen Gaststube immer donnerstags eine Verkostungsrunde durchgeführt.

Ihre Entstehung verdankt die Spezialität, die auf keinem Brotzeitteller in Franken fehlen darf, den früher üblichen Hausschlachtungen. "Damals sollte nichts vom Geschlachteten verloren gehen, weshalb man für diese Kochwurst das Kopffleisch und die Schwarten des Schweines verarbeitete", weiß Hans Götz, Initiator des Contests. Mit einem Anteil Blut erzeugte man das feine Rot der Wurst.

Die Zutaten und das Aussehen mögen auch eine Ursache dafür sein, dass diese bei der jungen Generation nicht mehr den Anklang findet wie anno dazumal und in Gefahr geraten könnte, vom Wurstmarkt mittelfristig zu verschwinden. Umso wichtiger empfinden es daher die Verkostungsteilnehmer, diesem fränkischen Grundnahrungsmittel, das sich am schönsten in einem "Säumagen" präsentiert, zu nachhaltigem Ansehen zu verhelfen.

Das richtige Maß beim Gewürz

In den vielen Verkostungs-Vorrunden ging es aufgrund der durchwegs hervorragenden Qualität in der Regel sehr knapp zu. Insbesondere spielten dabei die verwendeten Gewürze und deren Maß eine gewichtige Rolle. Schmeckt das Gewürz vor oder begleitet es angenehm? Das war in der Regel der Punkt, an dem sich die kontroversen Geschmacksdiskussionen entzündeten und leidenschaftlich bis zur Abstimmung ausgetragen wurden. Erstaunlicherweise waren die beiden Halbfinal-Durchgänge dann eine klare Angelegenheit. Beim Finale am Donnerstag jedoch mussten die zahlreich anwesenden Presssack-Schmecker nun noch einmal alle vorhandenen sensorischen Fähigkeiten unter Beweis stellen; erwiesen sich die beiden Finalteilnehmer doch mehr als würdig. Selbst Luigi aus Amerika ließ sich dieses - mittlerweile also schon internationale - Ereignis nicht entgehen; wenngleich er sich mit dieser Wurstspezialität nicht so recht anfreunden wollte.

Günter oblag das erste Urteil über die Performance der beiden Presssack-Scheiben. Presssack-Sprecher Christian, der selbst - aufgrund seiner mecklenburgischen Herkunft - die rote Variante der rundlichen Köstlichkeit nicht anrührt, schnitt mit Eifer die Scheiben in Stücke. Wegen der Größe der Randstücke musste er jedoch heftige Kritik hinnehmen.

Star des Tages war zweifelsohne Stefan: Der Metzgermeister in Rente glänzte mit profundem Wissen über den Presssack im engeren und das Leben der Schweine auf dieser Welt im weiteren Sinne. Interessant waren seine Ausführungen zum Kollagen, das in der Regel mit Kosmetik in Verbindung gebracht wird; nach seinen Ausführungen aber auch in den Schwarten enthalten ist, die im Presssack verarbeitet werden. Da waren sich die Presssack-Genießer sicher, in den Wochen des Wettbewerbs auch etwas für ihre Schönheit getan zu haben.

Friesen optisch im Vorteil

Apropos Schönheit: Stefan bescheinigte beiden Finalteilnehmern ein sehr gutes optisches Erscheinungsbild mit kleinen Speckschwarten und viel magerem Fleisch als Einlage. Leichte optische Vorteile machte er beim Presssack aus Friesen mit seiner schönen - durch die Verwendung von mehr Blut - roten Farbe aus. Auch geschmacklich lagen die beiden eng beieinander, ebenfalls mit zunächst leichten Vorteilen für die Presssack-"Schönheit". Nach einigen Bissen aber sagte den Testessern die - ihrer Meinung nach - etwas fluffigere Konsistenz des Wallenfelser Kontrahenten einen Tick mehr zu, den sie schließlich mehrheitlich zum genussvollsten des ganzen Rodachtals kürten. Getestet wurde ausschließlich Presssack von Metzgern aus Flößerorten - mit einer Ausnahme. "Neuses ließen wir natürlich außen vor. Schließlich sind ja die Neuseser dafür bekannt, dass sie nur Klüeß essen", konstatiert Hans Götz. Wie dieser informiert, wird der auch überörtlich auf großes Interesse gestoßene Contest zu Beginn des nächsten Jahres fortgesetzt, wenn man sich dann des roten Presssacks im oberen Frankenwald annehmen wird. In zwei Jahren soll es schließlich zu einer Gesamtbewertung kommen.

Angedacht ist auch das Amt einer Presssack-Prinzessin, deren optische wie sensorische Voraussetzungen jedoch noch festgelegt werden müssen.

Evi Quast, die ja eine begeisterte Hobbymalerin ist, hat ein überaus gelungenes, den Wettbewerb charakterisierendes Kunstwerk angefertigt, das auch erworben werden kann - mit Vorrecht natürlich für den Sieger. Diesem wird demnächst eine Abordnung der Presssack-Schmecker einen Besuch abstatten und ihm das ebenfalls von Evi Quast gestaltete Siegerplakat als Geschenk überreichen.