Vorsicht bei Rechnungen über 96 Euro

2 Min
Symbolbild

Betrügerische Internetfirmen aus dem Großraum Frankfurt wollen auch im Frankenwald abkassieren. Bei der Polizei wurden schon mehrere Anzeigen erstattet.

Betrügerische Internetfirmen aus dem Großraum Frankfurt haben jetzt auch Bürger des Landkreises Kronach im Visier. Wer eine Rechnung via E-Mail über 96 Euro für die Nutzung eines Dienstes für ein Jahr erhält, sich darauf aber keinen Reim machen kann, der sollte nicht gleich zahlen, sondern sich Rat bei der Polizei holen.

Darauf verwies Polizeioberkommissar Bernhard Zipfel von der Polizeiinspektion Ludwigsstadt gestern im Gespräch mit unserer Zeitung: "Wir können den Bürgern sagen, ob es sich um dubiose Firmen handelt, gegen die schon eine Reihe von Verfahren läuft."

Die Polizeiinspektionen Kronach und Ludwigsstadt müssen sich jetzt zunehmend mit diesen betrügerischen und im Internet auftretenden Firmen, die dem so genannten "Frankfurter Kreisel" zuzuordnen sind, befassen.

Internetnutzern werden Rechnungen über 96 Euro für einen Einjahresvertrag präsentiert, den sie gar nicht abgeschlossen haben oder nicht abschließen wollten.

Polizeioberkommissar Zipfel bearbeitet bereits den zweiten Fall innerhalb von wenigen Tagen gegen eine Mainzer Firma. Er leitet die Anzeige an die Staatsanwaltschaft Coburg weiter, die sie an die zuständige Staatsanwaltschaft weitergibt. 120 Anzeigen wurden bislang bayernweit gegen die Mainzer Firma erstattet. Und das ist nach Zipfels Meinung nur die Spitze des Eisbergs. Nach der gleichen Masche wie die Mainzer arbeiten nämlich auch weitere Firmen im Umfeld von Frankfurt.

Die Vorgehensweise ist immer gleich: Internet-User erhalten Rechnungen per E-Mail. Darin wird ihnen die Nutzung eines Dienstes für ein Jahr in Rechnung gestellt. Die Rechnungsstellung erfolgt erst, nachdem die Widerspruchsfrist längst abgelaufen ist.

Die Mail-Adresse buchhaltung@... des Absenders ist nicht erreichbar. Die Mails werden zu Zeiten versandt, in denen normalerweise kein Buchhalter arbeitet. Wer die - selbstverständlich kostenpflichtige - Telefonnummer für Rückfragen anruft, landet in einer endlosen Warteschleife, an der die Firma, die die Rechnung stellte, natürlich auch verdient.

Die erste und zweite Mahnung folgen sehr schnell nach Erreichen des sehr kurzfristig gesetzten Zahlungsziels - selbstverständlich auch per Mail, weil das ja kein Porto und keinen Ausdruck kostet. In der zweiten Mahnung werden die Betrüger konkreter:

Sie drohen mit dem Einschalten von Inkassofirmen, Rechtsanwälten und einer negativen Schufa-Auskunft.

Wer dann immer noch nicht zahlt, der hört von den Betrügerfirmen nichts mehr. Polizeioberkommissar Zipfel: "Ich kenne keinen Fall, in denen die das bis zum Amtsgericht durchgezogen haben."

Diese Aussage spiegelt sich auch in den einschlägigen Internetforen wider. Wer in einer der Suchmaschinen den betreffenden Firmennamen des Unternehmens, das die Rechnung stellte, eingibt, wird auf eine Reihe von Websites geleitet. Dort regen sich unzählige Menschen über die betrügerischen Machenschaften dieser Firmen auf. Viele meinen, dass sie keine Chance gegen die betrügerischen Machenschaften haben und zahlen.

Und das ist nach Bernhard Zipfels Meinung auch der Grund, weshalb diese Masche so erfolgreich ist.

Die Betrüger, die immer wieder mit neuen Firmennamen auftreten, bereichern sich an Leuten, die keinen weiteren Ärger haben wollen. Den werden die Ahnungslosen aber ein Jahr später kriegen, denn der "Vertrag" läuft eigentlich über 24 Monate. Das heißt, nach einem Jahr kommt die nächste Rechnung.

"Diese Masche gibt es schon seit Jahren", bedauerte Bernhard Zipfel, dass die Betrüger immer neue Tricks ersinnen, um an das Geld fremder Leute zu kommen. Ganz gemein sind nach Zipfels Erfahrung so genannte Pop-up-Fenster, kleine Fenster, die sich plötzlich auftun: Wenn man die wegklicken will, öffnet sich die unerwünschte Website erst recht. Ein falscher Klick - und man hat den Ärger am Hals.

Wer aus dem Kreis Kronach auch mit solchen Rechnungen über 96 Euro belästigt worden ist - und eventuell sogar gezahlt hat -, soll sich mit einer der beiden Polizeiinspektionen in Kronach und Ludwigsstadt, Telefon 09261/5030, oder 09263/975020, in Verbindung setzen.