Am Gedenkstein bei Mostholz versammelten sich am Samstag auf Einladung der Feuerwehrvereine Burggrub und Rotheul (Thüringen) Bürger, Vereine, Ehrengäste aus Kirche und Politik, um der Grenzöffnung zu gedenken.
Von Rotheul kommend begleitete der Musikverein Neuhaus-Schierschnitz mit dem Rennsteiglied einen kleinen Festzug zum Gedenkstein bei Mostholz, dessen Aufschrift "31. März 1990" an die Grenzöffnung zwischen Rotheul und Mostholz erinnert.
Pfarrerin Christina Weigel (Mupperg) und Pfarrer Michael Foltin sowie die beiden Bürgermeister Andreas Meusel (Neuhaus-Schierschnitz) und Rainer Detsch (Stockheim) riefen die Ereignisse der damaligen Grenzöffnung in Erinnerung und hoben die damit zusammenhängenden Veränderungen im vergangenen Vierteljahrhundert bis zur heutigen Zeit hervor.
Andreas Meusel, zu dessen Gemeinde die damals noch selbstständige Gemeinde Rotheul gehört, ging noch weiter zurück und erinnerte an Anfang 1960. In dieser Zeit wurden elf Wustungen, zur Gemeinde Rotheul gehörend, den Erdboden gleich gemacht, weil sie dem damaligen Staat durch ihre Grenznähe ein Dorn im Auge waren. Viele Familien verloren Haus und Hof und ihre Heimat.
Ab Ende 1989 bot sich dann ein anderes Bild. Rundherum wurde nach und nach der bis dahin schier unüberwindliche Eiserne Vorhang geöffnet. Auch der Wunsch der Rotheuler wurde erfüllt, eine befahrbare Verbindung zu den Nachbarn in Bayern zu haben.
"Deutsche dürfen nie wieder von Deutschen getrennt werden" Heute ist von dieser Grenze nichts mehr übrig. Es erinnern nur noch einige Gedenksteine und Grenzpfähle als Mahnmale daran. "Deutsche dürfen nie wieder von Deutschen getrennt werden", darin sieht Bürgermeister Meusel die Aufgabe, die junge Generation aufzuklären.
In einer kleinen Andacht sprachen Pfarrerin Christina Weigel und Pfarrer Michael Foltin Segensgebete. Sie wiesen darauf hin, dass diese Orte des Gedenkens auch Impulsgeber, die auf das Versagen hinweisen, aber gleichzeitig Mahnmale zur Erhaltung des Friedens sind.
Stockheims Bürgermeister Rainer Detsch hob den Mut der Menschen an der damaligen Grenze hervor, die sich vor 25 Jahren friedlich vereinigten und Freudenfeste rundherum veranstalteten. Dass es soweit kommen konnte, sei vor allem der Friedfertigkeit zigtausender DDR-Bürger zu verdanken. "Die Euphorie einer friedlichen Welt wie sie damals umherging ist verflogen, heute müssen wir einer anderen Realität in die Augen sehen", sagte Detsch.
"Wir haben uns angewöhnt, den demokratischen Rechtsstaat als eine fest gefügte überlegene Institution anzusehen". Doch tatsächlich seit die Demokratie im Fluss, sie sei eine Vereinbarung unter den Menschen, die täglich millionenfach praktiziert und erneuert werden müsse.
Gefeiert wie damals "Eine Demokratie kann auch daran scheitern, wenn eine Mehrheit aufhört, sie zu bejahen, sich im Zweifel für sie einzusetzen und für sie zu kämpfen", so der Bürgermeister.
Rainer Detsch appellierte, daran zu denken, was in den vergangenen 25 Jahren alles bewegt wurde. "Bleiben wir ein Volk und eine große starke Gemeinschaft", forderte Bürgermeister Detsch am Schluss der Gedenkfeier.
Zu den Klängen des Musikvereins Neuhaus-Schierschnitz kam sogar fast Kerwastimmung auf und bei "Tief im Frankenwald" wurde laut mitgesungen. Die Gäste zogen vom Gedenkstein aus hinunter in den thüringischen Ort Rotheul, wo gefeiert wurde wie damals.