Florian Barnickel hat beruflich umgesattelt und es nie bereut. Er hat vor, die Bäckerei seines Lehrmeisters zu übernehmen.
Die Zunftkleidung schwarz beim Zimmermann und weiß beim Bäcker könnte nicht kontrastvoller sein. Zwei weitere "Extreme" gibt es in den beiden Handwerksberufen: Während im einen oft auch bei kaltem Wetter hoch über den Dächern gearbeitet wird, walkt man im anderen in der warmen Backstube seinen Teig und steht am heißen Ofen, um Brot zu backen.
Der gelernte Zimmerer Florian Barnickel stieg nach seiner Lehre als 19-Jähriger im Beruf um. Er fand sein Glück als Bäcker. Im Jahr 2003 absolvierte er erfolgreich die Gesellenprüfung und im Jahr 2009 machte er seinen Meister und schloss auch das Studium zum Betriebswirt des Handwerks erfolgreich ab.
Jetzt, im Alter von 32 Jahren ist sich der Bäckermeister Florian Barnickel sicher, sich selbstständig zu machen und er will in geraumer Zeit den Betrieb seines Lehrmeisters Waldemar Schelhorn in Rothenkirchen übernehmen.
An so eine Berufswende hat er vor gut 15 Jahren, als er seine Lehre zum Bäcker begann, nicht zu denken gewagt, sagt er in der Backstube. Er ist durch Zufall darauf gekommen, bei Bäckermeister Waldemar Schelhorn eine Bäckerlehre zu beginnen.
Vom Fleck weg engagiert Es war nur ein Besuch in der Backstube - das Backen hat ihn allerdings schon vorher sehr interessiert - und schon funkte es, als er dem Bäckermeister über die Schulter sah und staunte, wie er kunstvolle Brezel aus dem Teig modellierten.
Schon am nächsten Tag konnte er eine Lehre beginnen.
Um 7.30 Uhr haben Florian und Waldemar schon acht Stunden in der Backstube gestanden. Dieser Arbeitstag begann am Freitag gegen 23.30 Uhr und soll gegen 10 Uhr am Samstagvormittag dem Ende entgegengehen.
Wenn der Zulauf all zu groß ist oder noch Feste anstehen, bei denen die Brötchen eventuell nicht ausreichen, dann geht es auch am Wochenende nochmals in die Backstube. Der 62-jährige Bäckermeister Waldemar Schelhorn hat schon mehr als zehn Lehrlinge ausgebildet. Er konnte es auch kaum fassen, als sich Florian Barnickel für seine Bäckerei interessierte.
"Im Bäckerhandwerk brauchst du viel Idealismus" "Im Bäckerhandwerk brauchst du viel Idealismus", klärt der Meister auf. "Denn junge Leute heute, die wollen, wenn wir mit der Arbeit beginnen, erst so richtig ausgehen und ihr Vergnügen haben.
Da muss man aus besonderem Holz geschnitzt sein, wenn man dem widerstehen will". Mit Florian Barnickel habe es da von Anfang an, auch als er noch Teenager war, nie Schwierigkeiten gegeben. Es sei immer zu spüren gewesen, dass dieser Junge an seiner Backstube und an seinem Beruf hängt.
Und was macht dem so große Freude? "Es ist einfach der Umgang mit Lebensmitteln und die Kreativität und auch die geschmackliche Freiheit, die man an den Tag legen kann. Den Kunden etwas Gutes zu bieten macht Spaß und außerdem auch der Umgang mit den Kunden, ein kleines Gespräch im Laden, gehört auch dazu."
Am liebsten formt er Brezel und Zöpfe sowie die beliebten Seelenspitzen. Ein Renner sind auch die sogenannten "Blousnsemmela", die ein ganz besonderes Aussehen haben. Zu weiteren Favoriten des jungen Bäckers zählen Stollen, Lebkuchen, Osterbrot und Partygebäck.
"Es ist immer wieder schön wenn man die gelungene Fertigware aus dem Backofen holt und man weiß, den Kunden schmeckt es", schmunzelt Florian Barnickel.
Ein normaler Werktag beginnt um 2.30 Uhr und zieht sich bis etwa 10.30 Uhr in der Backstube hin. Soweit es die Freizeit erlaubt, widmet sich der jungvermählte Bäckermeister aber auch dem Motorradfahren. Es ist sein einziges Hobby, verrät er.