Verwandte Künstler-Seelen stellen in Kronach aus

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Der Museologe Alexander Süß, Lisa Stöhr und ihre Tochter Ida sowie Erik Buchholz (von links) vor dem Bild "bridge" von Lisa Stöhr Foto: Heike Schülein
Der Museologe Alexander Süß, Lisa Stöhr und ihre Tochter Ida sowie Erik Buchholz (von links) vor dem Bild "bridge" von Lisa Stöhr  Foto: Heike Schülein
Seit Samstag sind im Atelier25 Malereien und Grafiken von Lisa Stöhr aus Kronach sowie Erik Buchholz aus Gera zu sehen. Foto: Heike Schülein
Seit Samstag sind im Atelier25 Malereien und Grafiken von Lisa Stöhr aus Kronach sowie Erik Buchholz aus Gera zu sehen.  Foto: Heike Schülein
 
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Kunst im Doppelpack gibt es derzeit im Atelier25 in der Oberen Stadt in Kronach. Bis Mitte Januar zeigen Lisa Stöhr aus Kronach sowie Erik Buchholz aus Gera beeindruckende Werke. Am Samstag war Vernissage.

"Kunst ist immer auch ein Echo - und so wie ein Echo nicht alles von dem wiedergibt, was es ausgelöst hat, so macht es auch die Kunst nicht", meinte der Museologe Alexander Süß in seiner tiefgründig-bewegenden Einführung in die sehr sehenswerte Ausstellung, die am Samstag im Atelier25 von Lisa Stöhr in der Lucas-Cranach-Straße 25 eröffnet wurde. Zu sehen sind bemerkenswerte Bilder zweier starker Persönlichkeiten - Maler und Zeichner, die sich selbst als Verwandte in ihrem künstlerischen Schaffen bezeichnen.

Kunst zu erklären ist - laut Süß - im Grunde unmöglich. Man könne sie beschreiben, ihre Entstehung technisch und zeitlich definieren. Aber das Gefühl des Künstlers als Motor seiner Kunst, lasse sich von außen bestenfalls umreißen.
Der Museologe sowie die Betriebsleiterin des Tourismus- und Veranstaltungsbetriebs der Stadt Kronach, Kerstin Löw, freuten sich sehr, in der Geburtsstadt von Lucas Cranach d. Ä. - zudem vermutlich noch vis-à-vis von dessen einstigen Wohnhaus - zeitgenössische Kunst zeigen zu können. Die Ausstellung ist Bestandteil des weihnachtlichen Begleitprogramms der Oberen Stadt für die "Kronacher Weihnacht", ist aber bis Mitte Januar zu sehen.


Beide Künstler sind Erzähler

Wie Süß ausführte, nähmen Künstler bewusst oder unbewusst eine Chiffrierung vor. Fremde - dem Betrachter unbekannte - Bildwelten würden dabei helfen, die eigene Persönlichkeit zu ergründen: eine Kommunikation ohne Bedarf an Worten, an Erklärungen. Stöhr wie auch Buchholz seien Erzähler - und die Geschichten, die uns in der Ausstellung als ein Echo aus Farben, Flächen und Linien begegneten, seien Anekdoten, Episoden, Versatzstücke, die zu neuen Geschichten verschmelzen. Sie regten uns an, unsere Emotionen, unsere individuellen Erinnerungen mit ihnen zu verbinden und so auf einer ganz persönlichen Ebene selbst Teil dieser Kunst zu werden.

"Lisa Stöhr nähert sich in ihren Arbeiten dabei Stück für Stück den Ebenen ihres Bewusstseins und damit den inneren Bilderwelten, die sie selbst mit Traumflüssen vergleicht", erklärte Süß. Gegenwärtiges und Vergangenes seien dabei nicht unbedingt voneinander getrennt. Wasser sei dabei ein Sinnbild für ein Ganzes, in dem Neues verfließe und sich verdünne. Sichtbar oder nicht mehr wahrnehmbar bleibe es doch Teil des Ganzen.


Reise in die Innenwelten

Und so arbeite sie auch an ihren Bildern mit Schüttungen, mit Bewegungen von Flüssigkeit, die dann stellenweise mit dem Pinsel fixiert oder zu Flächen verdichtet und überformt würden. Dieser malerische Prozess sei eine Reise in die Innenwelten der Künstlerin und im Ergebnis offen. Es gehe weniger um Harmonie, denn um Spannung - ein Aufbrechen und Heilen mit Farbe, das den Brüchen und Verwundungen, den Emotionen und Verwunderungen des Lebens in seiner Widersprüchlichkeit so nahe komme.

"Erik Buchholz verwandelt seine Innenwelten in eigene Mythologien", führte Süß aus. Trotz der methodischen Nähe zu Stöhr, aus Verdichtungen komponierte Bildräume zu erschaffen, bewege man sich auf einem anderen Terrain. Der Titel eines jeden Kunstwerkes sei ein wichtiger Bestandteil der Arbeit, bei der es sich um eine stärker Erzählende handele. Der Titel gebe dem Betrachter Richtung und dem Werk eine inhaltliche Rahmung, ohne damit endgültige Aussagen getroffen zu haben. Die Künstler, die sich bei einer Ausstellung kennen lernten und seitdem freundschaftlich verbunden sind, bedankten sich für die einfühlsamen, treffenden Worte.


Emotionale und fesselnde Bilder

Lisa Stöhr wurde 1972 in Coburg geboren. 1998 bis 2004 studierte sie Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, Porto und Berlin. Die Lehrerin an der Mitwitzer Montessori-Schule malt im Atelier in der Oberen Stadt an ihren hängenden oder liegenden Bildern. Sie studierte Grundschullehramt in Nürnberg und entschied sich dann für ein Kunststudium. In ihren emotionalen, fesselnden Bildern erzählt sie Geschichten, Situationen und Szenen. Diese Ideen mischen sich mit dem Abstrakten. Sie plant ihre Werke nicht von Anfang bis Ende durch, vielmehr entwickeln sich diese beim Malen.

Erik Buchholz wurde 1969 in Gera geboren, wo er auch heute lebt und arbeitet. Der gelernte Kfz-Schlosser besuchte die Kolping-Kunstschule Stuttgart. 1993 begann er sein Studium der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar, das er 2002 mit einem Diplom abschloss. Seit 1993 arbeitet er als freischaffender Künstler. In Gera gehörte er zu den Gründern des Klaushaus für Kunst & Kultur. Er ist Gründungsmitglied im Kunstverein Gera. 2010 entwarf er die Glockenzier für das neue Geläut der Johanniskirche, der Hauptkirche der Stadt Gera. Buchholz ist erster Ortsteilbürgermeister von Frankenthal/Scheubengrobsdorf.

Seine Hauptwerke sind Arbeiten auf Papier, die sich durch feine Schichtungen und fast grafische Details auszeichnen. In seinen Zeichnungen formuliert er eigene Gedanken, Erlebtes und Erfahrenes in seiner eigenen Bildsprache. Grafische Linien verbinden und verästeln sich zu geheimnisvollen Gebilden, Figuren, Pflanzlichem und manchmal auch Landschaftlichem.