Die Theatergruppe Steinberg spielte am Freitag und Samstag den "Gottesfrieden von Steinberg". Das Stück wurde anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der "neuen" Kirche gezeigt.
"Großer Gott, wir loben Dich" - Singend ziehen die Akteure in das Gotteshaus St. Pankratius. Die Zuschauer erheben sich ergriffen von den Plätzen und stimmen in das Te Deum mit ein - einige mit Tränen in den Augen. Mit dieser Szene neigt sich ein außergewöhnliches Theaterstück, das auf dem Steinberger Schloßberg als Freilicht-Inszenierung stattfand, seinem Ende zu.
Das Schauspiel, das von Andreas Bauer nach einer von hundert Jahren noch lebendigen Sage geschrieben wurde, kam beim Publikum glänzend an. Es verstand zu fesseln und in den Bann zu ziehen. Wer als Zuschauer Platz genommen hatte, fühlte sich wie in einer anderen Welt. Die Kulisse und das Bühnenbild entführten schon vom ersten Moment an in die Zeit von anno dazumal. Die Akustik unter freiem Himmel ließ die Worte noch intensiver klingen.
Es war aber auch das eindringliche Spiel der Darsteller, das dafür sorgte, dass das Publikum dieses Stück mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis behalten wird.
Das Theaterstück, das eigens für Steinberg geschrieben und bislang einmalig 1951 aufgeführt wurde, spielt um das Jahr 1607 auf der Ruine der Burg von Steinberg. Hier am "großen Hof" lebt das - von den Burgmännern geschundene - arme Bauernvolk. Darunter ist auch der Bauer Matthes, dem - nachdem vier seiner fünf Söhne verstorben waren - nur noch sein Sohn Hans-Veit geblieben war. Da er ein sehr schlaues Bürschlein war, sollte er auf Wunsch der Mönche die Klosterschule besuchen. Davon wollte aber Matthes nichts wissen, da er ihn zuhause auf dem Hof brauchte. Eines Tags war Hans-Veit im Bärengrund zum Viehhüten. Das Vieh kam aber am Abend ohne ihn nach Hause. Ein Kalb fehlte. Vom Jungen gab es seitdem kein Lebenszeichen mehr.
Ein Jahr später fand man ein menschliches Gerippe und das Hütlein des Buben. Man hielt dies für Gebeine des Jungen und begrub ihn.
Ist Hans-Veit wirklich tot? Aber war Hans-Veit wirklich tot? Am Ende der Vorstellung wurde das Geheimnis gelüftet: Pater Herfried, der als Kind aus Angst vor Strafe weggerannt war, in einem Kloster Unterschlupf gefunden und später die Priesterweihe empfangen hatte, gab sich als Hans-Veit zu erkennen. Aus Ehrfurcht vor Gottes heiligem Willen, der sich am Ende auf diese wunderbare Art und Weise erfüllt hatte, wurde "Der Gottesfriede von Steinberg", der dem Stück seinen Namen gegeben hat, ausgerufen.
Zurück hinterließ das Ensemble einen tiefen und nachhaltigen Eindruck sowie Gäste in inniger Ergriffenheit. Am Ende hielten diese noch einen Augenblick andächtig inne. Dann bedankten sie sich mit langem Beifall für eine wunderbare Stunde, die zeigte, was Theater ausmacht und was echtes Theater - ohne Klischees oder Klamauk - ist: nämlich ein Juwel, kostbar und ungemein wertvoll.