Teuschnitz: Zoll nimmt Asco unter die Lupe

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Der Asco-Hauptsitz in Teuschnitz. Foto: Veronika Schadeck/Archiv
Der Asco-Hauptsitz in Teuschnitz. Foto: Veronika Schadeck/Archiv

Das Arbeits- und Sozial Centrum Oberer Frankenwald (Asco) hat Insolvenz angemeldet. In Zusammenhang damit stehen wohl laufende Zollermittlungen. Eine Geschäftspartnerschaft

Das Arbeits- und Sozial Centrum Oberer Frankenwald (Asco) hat Insolvenz angemeldet.Wie der öffentlichen Bekanntmachung vom 17. Januar zu entnehmen ist, hat das Insolvenzgericht am Amtsgericht Coburg einem entsprechenden Antrag des gemeinnützigen Vereins zugestimmt. Die vorläufige Insolvenzverwaltung wurde angeordnet und der Coburger Fachanwalt Klaus-Christof Ehrlicher zum vorläufigen Insolvenzverwalter durch das Gericht bestimmt.

Zu den Hintergründen der Insolvenz wollte Ludwigsstadts Bürgermeister und Asco-Vorsitzender Timo Ehrhardt (SPD) am Donnerstag noch keine Fragen beantworten. Er verwies darauf, dass er sich zunächst mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter auf eine Vorgehensweise einigen wolle. Ehrlicher erklärte gegen Abend in Abstimmung mit Asco schließlich, dass der Insolvenzantrag "aufgrund einer wirtschaftlichen Schieflage" gestellt werden musste. Keine Rede ist in der Mitteilung davon, weshalb es zu dieser Schieflage kam.

Nach Informationen von infranken.de steht der Insolvenzantrag im Zusammenhang mit laufenden Zollermittlungen. Das bestätigt auch der langjährige Geschäftsführer des Vereins, Wolfgang Hammerschmidt. Der Vorwurf des Zolls: Nicht genehmigte Arbeitnehmerüberlassung - besser bekannt auch als Zeitarbeit. Involviert seien neben Asco die Firma Heinz-Glas und die "LST Logistic-Service Teuschnitz GmbH". Eine Stellungnahme "zu etwaigen Ermittlungen des Zolls" könne derzeit "aus nachvollziehbaren Gründen" nicht abgegeben werden, heißt es in der Pressemitteilung.

Heinz-Glas bestätigt Verfahren

Ruth Haussner, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Heinz-Glas, bestätigt zwar ein laufendes Ermittlungsverfahren, da es sich um ein schwebendes Verfahren handele, könne man allerdings keine weiteren Auskünfte erteilen.

Fakt ist, dass Asco seit Jahren regelmäßig Aufträge von Heinz-Glas bekommt. Unabhängig davon unterstütze das Kleintettauer Familienunternehmen den Verein mit Spenden. Haussner bezeichnete die Geschäftspartnerschaft so: Asco sei ein Lieferant für Dienstleistungen, der das Unternehmen regelmäßig bei Projekten und Aufträgen zur Verfügung stehe. Laut Hammerschmidt ist diese Zusammenarbeit, genauer eine Abteilung im Einsatzbereich Qualitätssicherung/Sortierung mit circa 25 Arbeitnehmern, ins Visier der Zollermittler geraten.

Diese haben bereits seit Sommer 2018 ermittelt, im Herbst seien Beamte vor Ort in Teuschnitz gewesen und hätten Aktensicherungen und Befragungen durchgeführt. Aufgrund des schwebenden Verfahrens habe die zentrale Arbeitsagentur in Nürnberg einen Arbeitsstopp verhängt. Die Insolvenz sei somit eine direkte Folge des Verfahrens. "Wir dürfen nicht mehr arbeiten und können keine Aufträge mehr ausführen", bedauert er die Situation. Er betont allerdings: "Wir lehnen und wehren diese Vorwürfe ab."

Wie Ehrlicher mitteilt, sind von dem Insolvenzantragsverfahren 46 Arbeitnehmer betroffen, die durch Zahlungen der Agentur für Arbeit abgesichert seien. Der Geschäftsbetrieb könne derzeit in wesentlichen Teilen fortgeführt werden. In den kommenden Wochen werde er sich zusammen mit dem Asco-Vorstand um eine "tragfähige Fortführungslösung" bemühen, damit möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden können.

Asco ist ein gemeinnütziger Verein, gegründet im Jahr 1999. Kernaufgabe der Einrichtung ist es, Menschen mit Handicap, Langzeitarbeitslosen und älteren Arbeitnehmern eine Chance auf dem zweiten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Die Einsatzbereiche umfassen Garten- und Landschaftspflege, Handwerkerservice, Winterdienste und Qualitätskontrolle.

Schwere Jahre liegen hinter Asco

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Asco-Geschäftsführer Carlo Stauch war am Donnerstag für eine Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion nicht verfügbar. Stauch hatte die Geschäftsführung 2014 von Hammerschmidt übernommen und wurde prompt vor eine schwere finanzielle Herausforderung gestellt. Die Einführung des Mindestlohns zum 1. Januar 2015 ließe die Lohnkosten der Einrichtung um 25 Prozent ansteigen, hieß es damals. Es folgte ein Spendenaufruf - Ziel war, die ersten Monate des neuen Jahres zu überbrücken, in der saisonbedingt nur wenige Aufträge im Bereich der Landschaftspflege und Gartenarbeiten anstehen.

Anfang 2016 hielten sich dann hartnäckige Gerüchte, die Arbeitsplätze in Teuschnitz seien gefährdet. Weder Stauch noch Vereinsvorsitzender Timo Ehrhardt wollten sich damals dazu äußern. Die steigende Lohnkosten durch Anhebung der Stundensätze auszugleichen, gestaltete sich wohl vor allem im Bereich der Leichtmonate schwierig. Auch anderweitig konnten Preisanpassungen nur bedingt durchgesetzt werden.

Zunächst noch zuversichtlich

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Erst als sich ein Mitarbeiter an diese Redaktion wendete und von Zukunftsängsten, ausstehenden Lohnzahlungen und schlechten Arbeitsbedingungen berichtete, war Stauch zu einer Aussage bereit. Er bestätigte, dass der Verein einen Kredit aufgenommen habe, um die Liquiditätsprobleme in den Griff zu bekommen, er erwähnte auch einen Unternehmensberater. Damals war er zuversichtlich, dass Asco im Herbst 2016 in der Lage sein werde, die Löhne pünktlich an die Mitarbeiter auszuzahlen. Ein Lohnkostenzuschuss seitens des Integrationsamtes sollte zudem eine Unterstützung darstellen.

Erhardt zeigte sich damals ebenfalls optimistisch: Angepasste Strukturen, Anhebung des Stundensatzes und die Auflösung der Leichtmontageabteilung veranlassten ihn 2016 zu einer zuversichtlichen Prognose. Die Anzahl der Mitarbeiter wurde damals von circa 80 auf 50 reduziert.