Sieben Mantrailer aus Österreich übten mit ihren Kronacher Kollegen die Suche nach vermissten Personen. Vier Tage lang waren sie im Landkreis zu Gast und legten auch Prüfungen ab.
Ein kurzes Schnüffeln an einem Papiertaschentuch, und ab geht die Post. Marley macht sich schnurstracks auf den Weg vom Festungsparkplatz hinunter in die Obere Stadt. Sein Ziel ist eine depressive Frau, die vermisst wird. Schnell hat er ihre Fährte aufgenommen.
Doch halt, diese Aussage stimmt gleich in zweierlei Hinsicht nicht. Die Frau ist nämlich nur für das Übungsszenario vermisst und seelisch labil. Und was Mantrailer-Hund Marley riecht, ist keine Fährte am Boden. Es handelt sich vielmehr um den individuellen Geruch der Gesuchten in der Luft.
Marley und sein Herrchen Florian Baumgartner trailen schon seit rund zweieinhalb Jahren. Sie sind eigens aus dem österreichischen Braunau angereist, um vier Tage lang von den Kronacher Mantrailern zu lernen, mit ihnen zusammenzuarbeiten und hier eine Prüfung abzulegen.
Auf einer mindestens 1200 Meter langen Strecke werden sie dabei einer drei bis sechs Stunden alten Spur folgen müssen. "Es ist super. 2014 hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit den Kro nachern. Ich wollte unbedingt wieder hierher fahren", freut sich Baumgartner, dass es für ihn und sechs seiner Landsleute mit dem Mantrailer-Camp geklappt hat. "Man kann gegenseitig so viel voneinander lernen."
Spurensuche in den Gassen
Konzentriert umkurvt Marley die Ecken, tigert schnüffelnd durch die Gassen. Als sich plötzlich der Weg gabelt, führt er sein Herrchen und den Leiter der Kronacher Mantrailer, Manfred Burdich, wieder Richtung Ausgangspunkt. Es war angesichts des starken Windes eine 50-zu-50-Entscheidung, in welcher Richtung er dem Geruch folgt. Im zweiten Anlauf lässt sich Marley dann aber nicht mehr beirren. Geradewegs bringt er seine Begleiter zur Zielperson im Rathaus-Innenhof.
Carolin Gang empfängt den Vierbeiner mit einem Lächeln. Dann gibt es Wurst aus der Tube. Belohnung muss sein.
Nach einer kurzen Manöverkritik sucht Burdich für Florian Baumgartner ein Versteck, denn jetzt darf sich Carolin Gangs Hund Pepper auf die Suche machen. Auch wenn die Österreicherin wie ihre Landsleute noch als Sporttrailerin gilt, möchte sie später ein Niveau erreichen, auf dem auch die wirkliche Suche nach Vermissten zum Thema wird. Und sie möchte neben ihrer Hundeschule einen Anlaufpunkt für die Mantrailer in Oberösterreich bieten.
Doch schon das sportliche Suchen, bei dem für Mensch und Tier der Spaß im Mittelpunkt steht, haben Florian Baumgartner und Carolin Gang in ihren Bann gezogen.
"Mir macht's Spaß, dass es dem Hund Spaß macht - und bei allem Spaß macht's auch noch Sinn, weil man Leben retten kann", erklärt Baumgartner seine Leidenschaft für diesen Hundesport, der Mensch und Tier noch enger zusammenschweiße. Und Gang betont, dass das Trailen gerade auch für Familien mit Kindern eine tolle Beschäftigung sei.
"Spiel" bleibt spannend
Da pflichtet ihr Manfred Burdich bei, als er die Hunde mit einem Streicheln für ihre erfolgreiche Suche belohnt. Bei einem Besuch in einem Schulungszentrum in Wien hat er erste Kontakte zu den Mantrailern im Nachbarland geknüpft, bei einem Workshop wurden sie vertieft. "Das ist gewachsen", freut er sich über die heute sehr freundschaftlichen Bande.
Doch nicht nur die menschlichen Gäste fühlen sich beim Lehrgang in Kronach ganz offensichtlich wohl. Auch die Vierbeiner genießen das Stöbern in fremder Umgebung. "Das ist gut für den Hund", unterstreicht Burdich. "So bleibt das ,Spiel‘ interessant und spannend."