Die Jäger im Kreis Kronach haben 2017 so viel Schwarzwild erlegt wie seit 20 Jahren nicht mehr. Auch beim Rehwild stiegen die Zahlen.
Die öffentliche Hegeschau des Jagdschutz- und Jägerverbandes (JJV) Kronach, Kreisgruppe im Bayerischen Jagdverband, fand in der Zecherhalle in Neukenroth großes Interesse. Der weitere Stellvertreter des Landrats, Bernd Steger, dankte der Hegegemeinschaft Rothenkirchen für die Ausrichtung der traditionellen Hegeschau, die weit mehr als die Durchführung der Abschusspläne bedeute. Durch die öffentliche Hegeschau würden Jäger, Angler, Bauern, Waldbauern, Förster und Behördenvertreter und auch Naturliebhaber an einen Tisch gebracht, was der Kommunikation zwischen Jägerschaft, Landwirten und Waldbesitzern diene. Dies sei gerade in einer Zeit des allgegenwärtigen Klimawandels wichtiger denn je. Verantwortungsvolles Handeln im Umgang mit der Natur ist gerade auch auf regionaler Ebene das Gebot der Stunde.
Der Leiter der Hegegemeinschaft Rothenkirchen, Reinhold Heinlein, sieht die jährlich durchzuführende gesetzliche Hegeschau nicht als Pflichterfüllung, sondern sie sei ein Stück jagdliches Brauchtum. Mit den vorgelegten Trophäen demonstrieren die Jäger nicht, dass sie um der Trophäen willen jagen, sondern dass sie ihren jagdlichen Auftrag erfüllen, um einen artenreichen und gesunden Waldbestand zu erhalten. Die Jäger arbeiten tagein tagaus in ihren Revieren und errichten ohne viel Aufmerksamkeit Biotope, Feldgehölze, Streuobstwiesen, bauen Nisthilfen und unterstützen Wildtiere in der Notzeit und vieles mehr. Mit der Jagd ist den Jägern eine große Verantwortung für ein hohes Gut anvertraut worden. Dies erfüllten Jäger gewissenhaft und zuverlässig auch wenn dies seitens staatlicher Reglementierungen, öffentlicher Diskussionen, juristischer Hemmnisse immer schwerer gemacht wird.
Gerade in einer Zeit, in der wir schneller denn je merken, wie sehr der Klimawandel uns zu schaffen macht, sollten wir jede sich bietende Gelegenheit nutzen, mitzuhelfen, damit nachfolgende Generationen auch noch eine lebenswerte Heimat haben, forderte Heinlein in einer leidenschaftlich geführten Ansprache zur Eröffnung der Hegeschau.
Johannes Zwingmann von der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt führte ins Zahlenwerk ein. Er konnte aber noch nicht mit dem aktuellen Zahlenwerk aufwarten, da die Jagdsaison erst am 31. März auslief. Er konnte aber mit 72 erlegten Rotwild und einer Strecke von 2153 Stück Schwarzwild für 2017 die bisher höchste Anzahl an erlegtem Schwarzwild der letzten 20 Jahre vermelden. Auch beim Rehwild ist die Tendenz mit 8491 erlegten Tieren zwischen 2013 und 2016 steigend.
Von den Polizeiinspektionen Kronach und Ludwigsstadt wurden im Erhebungszeitraum 1. April 2018 bis 31. März 2019 594 Wildunfälle gemeldet. Dank erfolgreicher Hindernisse und Schutzmaßnahmen an den Straßen durch das Projekt "Wild und Straße" konnte im Trend eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr verhindert werden.
Zwischen den Fronten
Bürgermeister Rainer Detsch (Stockheim) zeigte sich beeindruckt von der Trophäenschau und von den Leistungen der Jäger. Es werde viel über Ökosystem, Biodiversität, Naturprozesse und Erneuerbare Energien geredet, doch der Jäger kämpfe zwischen den Fronten. Von Tierschützern schon mal zum Sportschützen reduziert, wird er andererseits für zu viel Verbiss verantwortlich gemacht. Eine weitere Front biete die Schwarzwildproblematik. "Ökopopulismus und falsches Naturverständnis werden oft schon im Kindesalter anerzogen! Aufbauend auf das kulturelle Erbe ist ein bodenständiger Naturschutz dann erfolgreich, wenn Jäger-, Land- und Forstwirte und die Gesellschaft an einem Strang ziehen", so der Stockheimer Rathauschef.
BBV-Kreisobmann Erwin Schwarz dankte der Jägerschaft für ihre Hege und Pflege und für die zugenommenen Abschusszahlen beim Schwarzwild. Dennoch sei die Population zu hoch und die Schäden immens, denn längst werden nicht alle Schäden gemeldet, dies wäre seiner Meinung nach nicht mehr bezahlbar.