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Stadtrat Kronach berät über Stellplätze und umstrittenen Neubau am Kreuzberg


Autor: Marco Meißner

Kronach, Montag, 24. Sept. 2018

Der Kronacher Stadtrat will Besitzer kleiner Wohnungen bei der Schaffung von Stellplätzen entlasten. Diskussionen gab es um das Baugebiet "Kreuzberg II".
Der Stadtrat sprach über Parkraum für Autos und im gleichen Atemzug über Stellplätze für Fahrräder. Wer soll diese schaffen? Foto: Marian Hamacher


Wer in Kronach über Stellplätze für Privatwohnungen redet, steht gleich vor zwei schwierigen Fragen: Wie viel Parkfläche muss für Autos zur Verfügung gestellt werden? Und sollten auch Abstellplätze für Fahrräder vorgeschrieben werden?

"Mit diesem Punkt sind wir ein wenig in einem Spannungsfeld", stellte denn auch Zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann (CSU) in der Stadtratssitzung am Montagabend fest, als sie auf einen Antrag der Freien Wähler einging. Darin wurde eine Reduzierung der Anforderung (bisher 1,7 Pkw-Stellplätze) für kleinere Wohnungen gefordert, in denen vor allem Singles und ältere Menschen leben.

Zweischneidiges Schwert

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Hofmann sah in diesem Vorschlag einerseits einen Anreiz für Investoren, gerade in solche Single-Wohnungen zu investieren, die in Kronach rar gesät seien. Andererseits würden weniger Parkmöglichkeiten geschaffen. Jonas Geissler (CSU) meinte, bei den kleinen Wohnungen "haben wir den größten Nachholbedarf". Gegen eine Stimme (Wolfgang Hümmer, CSU) wurde letztlich beschlossen, die Anforderung für Wohnungen bis 50 Quadratmeter auf einen Stellplatz zu senken.

Im Schlepptau dieser Überlegungen tauchte die wesentlich kontroverser diskutierte Frage auf, was aus den Fahrrädern der Anwohner und Besucher wird. Peter Witton (Grüne) monierte, dass in Kronach teilweise außer auf dem Gehsteig keine Abstellmöglichkeiten für die Räder zu finden seien.

Sollten die Privatleute für ihre Neubauten auch Fahrradstellplätze schaffen müssen? Braucht es gar eine entsprechende Satzung? Und wie sehr steht die Stadt in der Pflicht? Während Bernd Liebhardt (CSU) eine solche Satzung für "anachronistisch" hielt und Geissler befürchtete, die Investoren von einer Pflicht zu entlasten und sie dann mit einer anderen Vorgabe wieder zu verschrecken, sprachen sich Marina Schmitt und Hans Simon (beide SPD) dafür aus, im öffentlichen Raum mehr Abstellmöglichkeiten durch die Stadt zu schaffen. Dem pflichtete Geissler bei, weil die Stadt in dieser Hinsicht handlungsfähiger sei als der Einzelne. Winfried Lebok (CSU) riet zu einer Testphase mit leicht demontierbaren Abstelleinrichtungen. Man solle nicht gleich etwas zementieren, von dem unklar sei, ob es überhaupt angenommen wird.

Gegen die Stimmen von Peter Witton und Martina Zwosta (Frauenliste) wurde eine Satzung für Fahrradstellplätze abgelehnt. Einstimmig befürwortet wurde, die Einrichtung entsprechender Stellplätze für Wohnungen zu empfehlen, sie aber nicht zu fordern.

Neubau im Gebiet "Kreuzberg II" auf den Weg gebracht

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Nach eineinhalbjähriger Diskussion sollte es möglich sein, für den Bau eines Hauses eine für alle Seiten tragbare Lösung zu finden. Das dachten wohl große Teile des Kronacher Stadtrats ebenso wie Stadtplaner Daniel Gerber. In der Ratssitzung am Montag wurden sie eines Besseren belehrt.

Bereits in der Bürgersprechstunde ließ Thomas Kropf - auch im Namen weiterer Anwohner des Baugebiets "Kreuzberg II" - keinen Zweifel daran, dass der Großteil der Nachbarschaft mit den Planungen für einen Neubau noch immer unzufrieden ist. Vor allem die Ausmaße der Dachgauben bereiteten Sorge. Von einer Verschandelung war die Rede. Kropf sagte: "Wenn ich im Bauhaus-Stil bauen will, dann muss ich dorthin gehen, wo das zulässig ist."

Brachen sanieren, Leerstände nutzen und Wohnraum verdichten, auf diese drei Kernpunkte brach Zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann (CSU) die Herausforderungen herunter, die in den kommenden Jahren auf die Stadt zukommen, um fehlenden Wohnraum zu schaffen. Darum bat sie alle Beteiligten, den nun gefundenen Kompromiss mitzutragen. Sie versicherte, dass alle Einwendungen der Nachbarn gut abgewogen worden seien.

Carin Bülling (CSU) riet dazu, noch einmal über die Dachkonstruktion nachzudenken. Dem schloss sich Martina Zwosta (FL) an. Hans-Georg Simon (FW) mochte angesichts der übrigen, "riesengroßen" Bebauung im Umfeld die ganze Aufregung nicht verstehen. "Irgendwann müssen wir mal entscheiden", forderte er von seinen Kollegen. Jens Schick (FW) sah das genauso ("Wir brauchen dringend Wohnraum"). Peter Witton (Grüne) sah angesichts dieser Debatte die Zeit gekommen, generell die Bebauungspläne in der Stadt auf einen zeitgemäßen Charakter hin zu überprüfen.

Argumente abgewogen

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Jonas Geissler (CSU) stimmte dem Kompromissvorschlag der Verwaltung zu, "damit's vorwärts geht", auch wenn der Rat aus dieser Entwicklung lernen müsse, wie man's nicht machen sollte. Stadtplaner Daniel Gerber widersprach ihm. Es ärgerte ihn zwar sichtlich, dass manche Äußerung im Gremium wieder an den Anfang der Diskussion zu führen schien. Der gesamte Prozess sei jedoch ein normaler Vorgang gewesen, in dem man Argumente abgewogen habe. Nun sei man beim kleinsten gemeinsamen Nenner angekommen. Und er betonte: "Weggebügelt wurde hier überhaupt nichts."

Gegen die Stimmen von Carin Bülling, Wolfgang Hümmer, Winfried Lebok (alle CSU) und Martina Zwosta (FL) wurden die entsprechenden Beschlüsse für das Bauvorhaben auf den Weg gebracht.