Stadtarchivar führte über den Kronacher Friedhof

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Stadtarchivar Herman Wich (2. v.r.) und Stefan Wicklein (rechts) am Grab des Kronacher Bürgermeisters Karl Mertel und von Josef Karg Foto: Sonja Adam
Stadtarchivar Herman Wich (2. v.r.) und Stefan Wicklein (rechts) am Grab des Kronacher Bürgermeisters Karl Mertel und von Josef Karg  Foto: Sonja Adam
Manchmal weisen die Grabmäler auch auf die Personen, die an Ort und Stelle begraben sind, hin: Das Grab des Bezirksgeometers jedenfalls ist sehr schlicht gehalten - im Hintergrund das sehenswerte Grab der Familie Zimmermann und die Nikolauskapelle.
Manchmal weisen die Grabmäler auch auf die Personen, die an Ort und Stelle begraben sind, hin: Das Grab des Bezirksgeometers jedenfalls ist sehr schlicht gehalten - im Hintergrund das sehenswerte Grab der Familie Zimmermann und die Nikolauskapelle.
 
Das Grabmal mit dem Engel, der das Kreuz umfasst, erinnert an den Privatier Julius Heim, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts verstorben ist.
Das Grabmal mit dem Engel, der das Kreuz umfasst, erinnert an den Privatier Julius Heim, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts verstorben ist.
 
Am Grabmal von Lorenz Kaim
Am Grabmal von Lorenz Kaim
 
Der Marienbrunnen wurde erst 1923 an seine heutige Stelle versetzt.
Der Marienbrunnen wurde erst 1923 an seine heutige Stelle versetzt.
 
Die Ehrengräber an der Kapelle sollen an bedeutende Kronacher Persönlichkeiten erinnern.
Die Ehrengräber an der Kapelle sollen an bedeutende Kronacher Persönlichkeiten erinnern.
 
Auf dem Soldatenfriedhof erinnern schlichte Gedenksteine an gefallene und verstorbene Soldaten - viele Namen haben ungarische Wurzeln.
Auf dem Soldatenfriedhof erinnern schlichte Gedenksteine an gefallene und verstorbene Soldaten - viele Namen haben ungarische Wurzeln.
 
Auf dem Kronacher Friedhof gibt es nur ein einziges Grufthaus - das Haus der Familie Stößlein. In dieses Haus wurden auch die Gebeine, die im Finanzamt gefunden wurden, gebracht.
Auf dem Kronacher Friedhof gibt es nur ein einziges Grufthaus - das Haus der Familie Stößlein. In dieses Haus wurden auch die Gebeine, die im Finanzamt gefunden wurden, gebracht.
 
Lehrer waren einst Persönlichkeiten von besonderem Rang, erklärte der Stadtarchivar Hermann Wich: "52 Jahre Lehrer dahier. Inhaber des Verdienstordens und Ehrenbürger der Stadt Kronach", erinnert dieses Grab an Konrad Lauterbach aus Marktschorgast.
Lehrer waren einst Persönlichkeiten von besonderem Rang, erklärte der Stadtarchivar Hermann Wich: "52 Jahre Lehrer dahier. Inhaber des Verdienstordens und Ehrenbürger der Stadt Kronach", erinnert dieses Grab an Konrad Lauterbach aus Marktschorgast.
 
Stadtarchivar Hermann Wich führte durch den Friedhof bei der St. Nikolauskapelle - denn dort erzählen Grabsteine Geschichte.
Stadtarchivar Hermann Wich führte durch den Friedhof bei der St. Nikolauskapelle - denn dort erzählen Grabsteine Geschichte.
 
Der Grabsteinrest an der Wand zeigt eine trauernde Frau, die an eine Säule gelehnt ist - er wurde an die Wand montiert, als Erinnerung an einen besonders kunstvollen Grabstein.
Der Grabsteinrest an der Wand zeigt eine trauernde Frau, die an eine Säule gelehnt ist - er wurde an die Wand montiert, als Erinnerung an einen besonders kunstvollen Grabstein.
 
Das Grabmal der Familie Zimmermann zählt zu den schönsten bildhauerischen Arbeiten des Friedhofs: Es wurde wohl in der Bildhauerwerkstatt Köstner angefertigt.
Das Grabmal der Familie Zimmermann zählt zu den schönsten bildhauerischen Arbeiten des Friedhofs: Es wurde wohl in der Bildhauerwerkstatt Köstner angefertigt.
 
Das Grab eines Hauptmanns - der stattliche Helm als Krönung des Grabsteins erinnert an den Kommandanten, der zwei Töchter hinterließ. Fotos: Sonja Adam
Das Grab eines Hauptmanns - der stattliche Helm als Krönung des Grabsteins erinnert an den Kommandanten, der zwei Töchter hinterließ. Fotos: Sonja Adam
 
Lehrer waren einst Persönlichkeiten von besonderem Rang, erklärte der Stadtarchivar Hermann Wich: "52 Jahre Lehrer dahier. Inhaber des Verdienstordens und Ehrenbürger der Stadt Kronach", erinnert dieses Grab an Konrad Lauterbach aus Marktschorgast.
Lehrer waren einst Persönlichkeiten von besonderem Rang, erklärte der Stadtarchivar Hermann Wich: "52 Jahre Lehrer dahier. Inhaber des Verdienstordens und Ehrenbürger der Stadt Kronach", erinnert dieses Grab an Konrad Lauterbach aus Marktschorgast.
 

Der Kronacher Friedhof birgt sehr viele interessante Grabmäler. Stadtarchivar Hermann Wich führte zu uralten und teilweise schon arg verwitterten Gräbern. Und es gibt viele Rätsel rund um die Nikolauskapelle.

"Die kleine Nikolauskapelle ist bis heute ein Rätsel. Fest steht eigentlich nur, dass sie 1398 zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden ist", erklärt der Stadtarchivar Hermann Wich. Einige glauben, dass die heutige Friedhofskapelle in einer Kaufmannssiedlung gestanden hat. Denn schließlich war Kronach im Hochmittelalter eine bedeutende Kaufmannsstadt.

Erwiesen scheint, dass bereits 1404 die Nikolauskapelle mit der Stadtpfarrkirche verbunden gewesen sein muss, denn Bischof Albrecht erließ gemeinsame Ablassbriefe. Doch im Jahr 1572 wurde die kleine Kirche durch eine Überschwemmung stark beschädigt. Sie musste saniert werden. "In diesem Zuge ist wohl auch die heutige Kanzel mit dem Drei-Rosen-Emblem entstanden", so Wich. 1590 erhielt die Kapelle eine Empore.
Noch heute sind auf dieser Empore die Wappen und Stifterfamilien - alles bekannte Flößerfamilien - verewigt.

Verschiedene Baustile

Das Besondere an der Nikolauskapelle sind die verschiedenen Baustile. So sind die Fenster untrüglich romanisch, das Portal dagegen gotisch. Im Inneren dominiert eine Mischung aus Barock und Rokoko. Der Hauptaltar stellt den Heiligen St. Nikolaus und die Krönung Mariens dar.

"Da die Nikolauskapelle nicht beheizt werden kann, wird sie heute nur während der Sommermonate für Beerdigungen genutzt", erklärte Wich. Doch selbst eingefleischte Kronacher staunten, welche Geheimnisse die Kapelle noch birgt. Denn in der Kapelle sind Grabplatten vorhanden. Bis heute ist die Grabplatte zu Ehren eines Hauptmanns aus dem Kortanisch-Regiment ein Rätsel. Denn es ist nicht bekannt, um welches Regiment es sich gehandelt haben könnte. Denn zu keiner Zeit gab es solch ein Regiment. Eine andere Grabplatte erinnert an den Garnisonsarzt Berner, der auf der Festung durch sein beherztes Eingreifen eine größere Seuche verhindern konnte.

Der bekannteste Kronacher

Doch nicht nur die Kapelle ist sehenswert, sondern auch die Grabstätten, die überall zwischen den aktuellen - älteren und jüngeren - Gräbern auf dem Friedhof versteckt sind. Denn sie machen Geschichte lebendig. Der Erinnerungsstein an den wohl bekanntesten Kronacher steht gleich beim Eingang neben der Kapelle: Eine schlichte Säule mit fast 1,50 Meter großer Figur als Krönung erinnert an Kaspar Zeuß, Doktor der Philosophie und Professor der Geschichte. "Kaspar Zeuß ist eigentlich im Ausland noch bekannter als hier. Hier habe ich schon Menschen in gälisch beten hören. Das war sehr ergreifend", erzählt Wich aus dem Leben des Sprachforschers.

Stadtarchivar Hermann Wich ließ die Geschichten der Ehrenbürger wieder lebendig werden. Die Gräber schmiegen sich an die Nikolauskapelle und sind durch die Verzierungen und durch die aufwendige Gestaltung sehenswert. "Das Grab der Familie Pfaff ist im neugotischen Stil gehalten", erklärte Wich. Die Familie gehörte zum reichen Geldadel.

Helm auf dem Grab

Josef Karg, der von 1890 bis 1905 lebte, starb grausam an einer Blutvergiftung. Sofort, nachdem er sich einen Zahn ziehen ließ, soll er geraucht haben - und überlebte dies nicht, hat Wich in Erfahrung gebracht. Die Route über den Kronacher Friedhof führte am Marienbrunnen, der erst 1923 an seine heutige Stelle versetzt wurde, vorbei an stark verwitterte Steine, die ebenfalls Geschichte lebendig werden ließen: Da thronte ein Helm auf dem Grab eines Kommandanten, die Inschriften sind schon stark verwittert. Manchmal wird Persönliches preis gegeben - beispielsweise, dass zwei Töchter trauerten. Eine schlichte schwarze Säule erinnert an einen Bezirksgeometer. Und einen besonderen Stellenwert nehmen auch Lehrergräber ein. Denn Lehrer galten noch im vorigen Jahrhundert als herausragende Persönlichkeiten, die sich für das Gemeinwohl engagiert haben und im Licht der Öffentlichkeit standen.

Der Kronacher Stadtarchivar zeigte beim Friedhofsrundgang das Grab des Künstlers Lorenz Kaim, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiern würde, führte die interessierte Gruppe an Soldatengräbern und am Gräberfeld für nicht lebensfähige Föten vorbei. Ein Höhepunkt beim Rundgang war die Stößleinsgruft. Denn die Stößleinsgruft ist das einzige Grufthaus auf dem Kronacher Friedhof. "Und dort sind nicht nur Angehörige der Familie bestattet, sondern auch die Gebeine, die bei Sanierungsarbeiten am Finanzamt gefunden wurden, wurden in die Stößleinsgruft gebracht", wusste der Stadtarchivar zu erzählen.

An der Aussegnungshalle und dem Leichenwärterhaus endete der Rundgang der besonderen Art über den Kronacher Friedhof. Und so mancher Teilnehmer staunte, welche Sehenswürdigkeiten sich verbergen. So sind am Leichenwärterhaus die Untugenden verewigt - auf einem Emblem ist sogar ein Gartenzwerg zu sehen, staunten viele und haben sich vorgenommen, in Zukunft noch genauer hinzuschauen.