Der Kronacher Friedhof birgt sehr viele interessante Grabmäler. Stadtarchivar Hermann Wich führte zu uralten und teilweise schon arg verwitterten Gräbern. Und es gibt viele Rätsel rund um die Nikolauskapelle.
"Die kleine Nikolauskapelle ist bis heute ein Rätsel. Fest steht eigentlich nur, dass sie 1398 zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden ist", erklärt der Stadtarchivar Hermann Wich. Einige glauben, dass die heutige Friedhofskapelle in einer Kaufmannssiedlung gestanden hat. Denn schließlich war Kronach im Hochmittelalter eine bedeutende Kaufmannsstadt.
Erwiesen scheint, dass bereits 1404 die Nikolauskapelle mit der Stadtpfarrkirche verbunden gewesen sein muss, denn Bischof Albrecht erließ gemeinsame Ablassbriefe. Doch im Jahr 1572 wurde die kleine Kirche durch eine Überschwemmung stark beschädigt. Sie musste saniert werden. "In diesem Zuge ist wohl auch die heutige Kanzel mit dem Drei-Rosen-Emblem entstanden", so Wich. 1590 erhielt die Kapelle eine Empore.
Noch heute sind auf dieser Empore die Wappen und Stifterfamilien - alles bekannte Flößerfamilien - verewigt.
Verschiedene Baustile Das Besondere an der Nikolauskapelle sind die verschiedenen Baustile. So sind die Fenster untrüglich romanisch, das Portal dagegen gotisch. Im Inneren dominiert eine Mischung aus Barock und Rokoko. Der Hauptaltar stellt den Heiligen St. Nikolaus und die Krönung Mariens dar.
"Da die Nikolauskapelle nicht beheizt werden kann, wird sie heute nur während der Sommermonate für Beerdigungen genutzt", erklärte Wich. Doch selbst eingefleischte Kronacher staunten, welche Geheimnisse die Kapelle noch birgt. Denn in der Kapelle sind Grabplatten vorhanden. Bis heute ist die Grabplatte zu Ehren eines Hauptmanns aus dem Kortanisch-Regiment ein Rätsel. Denn es ist nicht bekannt, um welches Regiment es sich gehandelt haben könnte.
Denn zu keiner Zeit gab es solch ein Regiment. Eine andere Grabplatte erinnert an den Garnisonsarzt Berner, der auf der Festung durch sein beherztes Eingreifen eine größere Seuche verhindern konnte.
Der bekannteste Kronacher Doch nicht nur die Kapelle ist sehenswert, sondern auch die Grabstätten, die überall zwischen den aktuellen - älteren und jüngeren - Gräbern auf dem Friedhof versteckt sind. Denn sie machen Geschichte lebendig. Der Erinnerungsstein an den wohl bekanntesten Kronacher steht gleich beim Eingang neben der Kapelle: Eine schlichte Säule mit fast 1,50 Meter großer Figur als Krönung erinnert an Kaspar Zeuß, Doktor der Philosophie und Professor der Geschichte. "Kaspar Zeuß ist eigentlich im Ausland noch bekannter als hier. Hier habe ich schon Menschen in gälisch beten hören.
Das war sehr ergreifend", erzählt Wich aus dem Leben des Sprachforschers.
Stadtarchivar Hermann Wich ließ die Geschichten der Ehrenbürger wieder lebendig werden. Die Gräber schmiegen sich an die Nikolauskapelle und sind durch die Verzierungen und durch die aufwendige Gestaltung sehenswert. "Das Grab der Familie Pfaff ist im neugotischen Stil gehalten", erklärte Wich. Die Familie gehörte zum reichen Geldadel.
Helm auf dem Grab Josef Karg, der von 1890 bis 1905 lebte, starb grausam an einer Blutvergiftung. Sofort, nachdem er sich einen Zahn ziehen ließ, soll er geraucht haben - und überlebte dies nicht, hat Wich in Erfahrung gebracht.
Die Route über den Kronacher Friedhof führte am Marienbrunnen, der erst 1923 an seine heutige Stelle versetzt wurde, vorbei an stark verwitterte Steine, die ebenfalls Geschichte lebendig werden ließen: Da thronte ein Helm auf dem Grab eines Kommandanten, die Inschriften sind schon stark verwittert. Manchmal wird Persönliches preis gegeben - beispielsweise, dass zwei Töchter trauerten. Eine schlichte schwarze Säule erinnert an einen Bezirksgeometer. Und einen besonderen Stellenwert nehmen auch Lehrergräber ein. Denn Lehrer galten noch im vorigen Jahrhundert als herausragende Persönlichkeiten, die sich für das Gemeinwohl engagiert haben und im Licht der Öffentlichkeit standen.
Der Kronacher Stadtarchivar zeigte beim Friedhofsrundgang das Grab des Künstlers Lorenz Kaim, der in diesem Jahr seinen 200.
Geburtstag feiern würde, führte die interessierte Gruppe an Soldatengräbern und am Gräberfeld für nicht lebensfähige Föten vorbei. Ein Höhepunkt beim Rundgang war die Stößleinsgruft. Denn die Stößleinsgruft ist das einzige Grufthaus auf dem Kronacher Friedhof. "Und dort sind nicht nur Angehörige der Familie bestattet, sondern auch die Gebeine, die bei Sanierungsarbeiten am Finanzamt gefunden wurden, wurden in die Stößleinsgruft gebracht", wusste der Stadtarchivar zu erzählen.
An der Aussegnungshalle und dem Leichenwärterhaus endete der Rundgang der besonderen Art über den Kronacher Friedhof. Und so mancher Teilnehmer staunte, welche Sehenswürdigkeiten sich verbergen. So sind am Leichenwärterhaus die Untugenden verewigt - auf einem Emblem ist sogar ein Gartenzwerg zu sehen, staunten viele und haben sich vorgenommen, in Zukunft noch genauer hinzuschauen.