Wassermangel: Sprung fällt aus
Also beschafft sich Ebert ein Sprungbrett, Bratwürste und Bier für die etwa 150 Schaulustigen, die "aus allen Himmelsrichtungen" gekommen waren, um einen der größten HSV-Fans des Frankenwalds in den Teich springen zu sehen. Nur gibt es da ein Problem: Der Wasserstand ist nach den regenarmen Sommerwochen zu niedrig, ein Sprung zu gefährlich. Also organisiert Eberts Sohn ein langes Stahlseil, das er quer über den Teich spannt, damit sich der Vater daran festhalten kann, während er den Teich überquert.
Neuer HSV in neuem Umfeld: Jung, bescheiden, hungrig
Dann ist es endlich so weit. Mit Badehose, HSV-Schal und einem T-Shirt seines Fanclubs Rodachtal steigt Ebert unter großem Jubel ins Wasser. Schon nach wenigen Schritten steht er knietief im Schlamm. Es fällt ihm zunächst etwas schwer, die Balance zu halten, er zögert einen Moment. "Ich wollte fast um Hilfe schreien", erzählt er.
Mehr Strahlkraft: Köln und Hamburg werten 2. Bundesliga auf
Dann feuern ihn die Zuschauer an und Ebert watet weiter durch den Teich. "Der macht dem HSV alle Ehre", hört man einen der Beobachter in einem Video auf der Internet-Plattform YouTube rufen. Nach zwei Minuten ist Ebert am anderen Ufer angekommen. Er zeigt glücklich seine vom Schlamm gezeichneten Schuhe der Menge und feiert anschließend mit den Anwesenden ein gemütliches Fest.
Auszeichnung von Deutschlands größtem HSV-Fanclub
Der Vorsitzende des HSV-Fanclubs Rodachtal, Konrad Göppner, hat aber noch eine Überraschung für Ebert parat: Er überreicht dem Burggruber eine Auszeichnung des Supporters Club, des größten Hamburger Fanclubs in Deutschland. Ebert zeigt sich über diese Ehre sehr gerührt und bedankt sich vor allem bei den vielen Helfern seiner Aktion.
Spott nach HSV-Blamage: "Haben auf die Fresse gekriegt"
"Mit so einem Mitglied kann man wirklich vieles unternehmen. Er steht zu seinem Wort und mit uns und mit ihm wird der HSV niemals untergehen. Wir kommen wieder zurück", sagt der Vorsitzende Göppner. Dass dies schon in dieser Saison klappt, bezweifelt Ebert jedoch, auch wenn sich sein Hamburger SV nach der Auftaktniederlage gegen Holstein Kiel (0:3) mit zwei 3:0-Erfolgen gegen Sandhausen und Bielefeld auf dem Relegationsrang 3 der Zweiten Bundesliga befindet.
Uwe Seeler macht ihn zum Fan
Ebert hat in seinem langen Dasein als HSV-Fan wahrlich schon bessere Zeiten erlebt. Seit 1961 trägt er die Raute im Herzen, nachdem er als damals Achtjähriger bei einem Zahnarztbesuch die Hamburger Ikone Uwe Seeler in einer Zeitschrift entdeckte. Von da an feierte er mit dem Verein viele Erfolge, Meisterschaften und den Europapokal der Landesmeister 1983.
Erinnerungen an 4:3 gegen die Bayern
Dazu reiste er zu Auswärtsspielen in der gesamten Republik. An eine dieser Fahrten erinnert sich der 64-Jährige besonders gern: Im Jahr 1982 sah er den HSV im Münchner Olympiastadion mit 1:3 im Rückstand gegen den FC Bayern München. Doch dank der Tore von Thomas von Heesen und zweimal Horst Hrubesch feierte er einen wichtigen 4:3-Sieg auf dem Weg zum späteren Meisterschaftstitel.
Jetzt hofft Reiner Ebert wieder auf bessere Zeiten im hohen Norden. Sollte der Hamburger SV noch ein weiteres Mal absteigen müssen, will er seinen Teichsprung allerdings nicht mehr wiederholen.