Der VfR Johannisthal braucht nach einer internen Krisensitzung einen neuen Trainer. Der Vorstand wollte dies eigentlich nicht und nimmt die Mannschaft in die Pflicht. Torwart Mayer könnte eine Interimslösung sein.
Der VfR Johannisthal und Trainer Stefan Bergmann gehen ab sofort getrennte Wege. Dies teilte Vorstandsmitglied Marc Bergauer auf Anfrage mit. Für die nächsten zwei bis drei Wochen soll nun eine interne Lösung gefunden werden. Danach hofft man, einen neuen Trainer präsentieren zu können.
Viele Experten - und auch die Verantwortlichen des Vereins selbst - hatten den VfR Johannisthal vor der Saison als heißen Anwärter auf die Meisterschaft in der Kreisliga gesehen. Doch nach neun Spieltagen sieht die Welt vollkommen anders aus. Die Mannschaft steht derzeit mit sieben Punkten auf einem enttäuschenden Relegationsplatz, was nun zur Trennung zwischen Verein und Trainer geführt hat.
Ausschlaggebend war letztlich die Mannschaft, wie Bergauer erklärt: "Uns ist nichts anderes übrig geblieben." Demnach hat sich die Mannschaft am Dienstag in einer Krisensitzung mit dem Vorstand mehrheitlich gegen den Trainer ausgesprochen.
"Der Tenor war, dass etwas passieren muss." Obwohl der Vorstand von Bergmann überzeugt war und Bergauer ihm eine "über das normale Maß hinaus gehende Arbeit bescheinigt", hat man sich "schweren Herzens" zu dieser Entscheidung durchgerungen.
Dass die Mannschaft im Zuge der Sitzung einen frischen Wind gefordert hat, kann Bergauer nicht nachvollziehen. "Er war erst seit 1. Juli im Amt", zeigt er seine Verwunderung. Für ihn selbst sei die Entwicklung "ein Schlag ins Gesicht", war er doch maßgeblich an der Zusammenstellung der Mannschaft beteiligt. Viel Zeit habe er mit seinen Mitstreitern im Sommer investiert, um eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen - und dann das.
Besonders ärgert ihn, dass die Spieler und teilweise auch das Umfeld immer den Trainer kritisieren. Dies sei schon zu Zeiten von Sachs, Friedlein oder Hoh der Fall gewesen - trotz teilweise großer Erfolge.
Aus Bergauers Sicht steckt in der Mannschaft nach wie vor viel Qualität, die allerdings bislang kaum abgerufen werden konnte. Den Grund dafür sieht er unter anderem darin, dass die Mannschaft nicht leicht zu führen ist. "Das ist eine traurige Entwicklung."
Verantwortung übernehmen
Dass der Vorstand mit der Einstellung vieler Spieler derzeit überhaupt nicht einverstanden ist, zeigt sich an der Tatsache, dass die Mannschaft nun vorerst aus den eigenen Reihen einen Interimstrainer stellen soll. "Die Verantwortung liegt jetzt erst einmal bei der Mannschaft", betont Bergauer unmissverständlich. Erst danach, in zwei bis drei Wochen, wolle man schauen, inwieweit ein geeigneter Trainer gefunden werden kann.
Stefan Bergmann sieht sich von einem Großteil der Mannschaft hintergangen: "Das hat alles einen faden Beigeschmack." Natürlich weiß er, dass der Trainer am Erfolg der Mannschaft gemessen wird. Dennoch zeigt er sich verwundert über die Entwicklung, zumal er der Mannschaft eine Aussprache angeboten hatte. "Nach dem Kleintettauer Spiel habe ich gesagt, wir treffen uns und sprechen über alles. Da stand die Mannschaft aber wie ein Fels hinter mir. Und plötzlich heißt es, ich kann nicht motivieren und kann Taktik nicht erklären. Das ist alles an den Harren herbeigezogen."
Seiner Meinung nach hat sich Bergmann nichts vorzuwerfen, hat angesichts der Erfolglosigkeit sogar das System von Vierer- auf Dreierkette geändert und zum Teil auch wieder mit Libero spielen lassen. Die Veränderungen seien demnach von der Mannschaft auch gut aufgenommen worden. "Und jetzt plötzlich eskaliert das Ganze.
Das hätte man anders lösen können; das habe ich auch nicht verdient", betont Bergmann, der nach eigenem Bekunden zwischenzeitlich sogar seinen Rücktritt angeboten hatte. "Der Vorstand stand aber hinter mir", erklärt er. Nun aber konnte dieser dem Druck der Mannschaft offensichtlich nicht mehr Stand halten. "Das ist eigentlich verrückt", erklärt Bergauer.
Vize-Kapitän Freddy Denegri stand laut eigener Aussage der Angelegenheit neutral gegenüber. Nachdem die Stimmung innerhalb der Mannschaft allerdings 70:30 für einen Trainerwechsel war, sei schnell klar gewesen, dass es für eine weitere Zusammenarbeit mit Bergmann keine Vertrauensbasis gebe.
Art und Weise bedauert
Die Art und Weise, wie nun alles gelaufen ist, bedauert Denegri: "Das hat Stefan nicht verdient. Das tut mir leid." Per Handy seien Nachrichten verschickt worden, die sich inhaltlich gegen Bergmann richteten.
Das habe zu Missverständnissen geführt, erklärt Denegri. Besser wäre es gewesen, die Angelegenheit im Spielerrat zu diskutieren und dann gegebenenfalls das Gespräch mit Trainer und Vorstand zu suchen. Wenn es nach Denegri geht, so wäre Torwart Tobias Mayer als erfahrener Spieler und Respektsperson eine gute Interimslösung - eventuell zusammen mit Paul-Stefan Hartfil, der ja auch schon mal beim VfR an der Seitenlinie stand. Diesen Vorschlag hat Denegri gestern Abend in einer Sitzung dem Spielerrat unterbreitet.
Tobias Mayer erklärt, dass er sich darüber noch keine Gedanken gemacht habe und die Angelegenheit erst intern besprechen wolle. Grundsätzlich ausschließen wollte er es aber nicht: "Einer muss es ja machen."