Der SV Steinwiesen überwinterte in der Saison 1988/89 zusammen mit dem TSV Weißenbrunn an der Tabellenspitze der A-Klasse Kronach. Der Zweikampf dieser beiden Mannschaften hielt bis zuletzt an und fand in einem Entscheidungsspiel seinen Höhepunkt.
Es herrschen im gesamten Frankenwald irreguläre Platzverhältnisse, als am 20. November 1988 der letzte Spieltag der A-Klasse über die Bühne geht. Im Rodachtal setzt sich der SV Steinwiesen gegen den FC Kronach II durch vier Tore von Markus Müller mit 4:0 durch und übernimmt die Tabellenführung. Denn zeitgleich kassiert der bis dahin führende TSV Weißenbrunn gegen den TSV Wilhelmsthal mit 0:2 die erste Heimniederlage (Torschützen sind Föhrweiser und K. Gehring). Die beiden dominierenden Mannschaften liegen nun mit jeweils 24:8 Punkten gleichauf vorne.
Unerfahrene Mannschaft Mit diesem guten Abschneiden hat beim SV Steinwiesen niemand gerechnet. "Die Meisterschaft oder der Aufstieg war bei uns überhaupt kein Thema", erinnert sich der damalige Trainer Klaus Schreiber.
"Nachdem einige Routiniers wie Hermann Schrepfer und Friedbert Ring aufgehört haben, waren die meisten Spieler gerade einmal zwischen 18 und 25 Jahre alt. Die Mannschaft war also relativ unerfahren."
Im Sommer 1988 hat sich der Verein zudem gerade erst von einem tragischen Ereignis erholt. Ein Jahr zuvor sind nämlich bei einem Verkehrsunfall drei SV-Mitglieder, darunter ein Spieler, ums Leben gekommen. Der Bundesligist 1. FC Nürnberg bestreitet kurz vor Saisonbeginn ein Benefizspiel für die Angehörigen der Verunglückten, das die Steinwiesener nach einer sehr ansprechenden Leistung nur mit 0:6 verlieren.
Klaus Schreiber hat dieses Spiel aus zwei Gründen noch in guter Erinnerung: "Da habe ich mit meinen 37 Jahren gegen Spieler wie Köpke, Eckstein, Schwabl und Sané sogar selbst noch einmal mitgespielt.
Und außerdem haben wir angesichts unserer guten Leistung viel Schwung für die Saison mitgenommen."
Von Anfang an sind die Steinwiesener zusammen mit dem TSV Weißenbrunn vorn dabei. Die "Bierbrauer" mit Trainer Klaus Doppel haben ihre Stützen in Routinier Horst Pinzer, der vom FC Kronach heimgekehrt ist, in Stefan Leppert sowie den Scholz-Brüdern. Beim SV Steinwiesen setzt Klaus Schreiber voll auf Angriff. "Ich habe meine Taktik immer an den Fähigkeiten der Spieler ausgerichtet, die ich zur Verfügung hatte. Und da wir mit Markus Müller, Reiner Kuhla, Jochen Holzmann, Robert Hollendonner und Klaus Lunk vorne sehr gut besetzt waren, war unsere Ausrichtung voll auf die Offensive ausgerichtet."
Dies schlägt sich nicht nur im Torverhältnis nieder. Auch die Zuschauer honorieren die Spielweise der Mannschaft; durchschnittlich werden über 200 Besucher am "Steinernen Kreuz" gezählt.
Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass fast ausschließlich Eigengewächse auf dem Platz stehen, die teilweise seit der Schüler zusammen spielen.
Kopf-an-Kopf-Rennen Bis zur Winterpause liefern sich der SV Steinwiesen und der TSV Weißenbrunn ein Kopf-an Kopf-Rennen, nachdem es im direkten Duell (1:1) keinen Sieger gibt. Auch der TSV Wilhelmsthal (22:10) liegt noch gut im Rennen. Auf Rang 4 rückt der FC Wallenfels vor, der am 20. November durch einen Treffer von M. Gleich und ein Eigentor den SV Höfles mit 2:0 bezwingt. Der FC Mitwitz (0:1 gegen Pressig - Torschütze Krüglein) und der FC Wacker Haig (0:2 in Steinberg - Torschützen M. Engelhardt und M. Buckreus) fallen etwas zurück.
Die weiteren Spiele: SV Fischbach - DJK-SV Neufang 2:0 (Tore: Ströhlein, Hugel), SC Steinbach - SV Seelach 1:0 (Tor: Görgülü).
Im Frühjahr 1989 hält der Zweikampf an. Ausgerechnet in den letzten beiden Spielen kassieren die Steinwiesener zwei ihrer nur drei Niederlagen, und die "Bierbrauer" können noch gleich ziehen (jeweils 39:13 Punkte). Der Meister muss also in einem Entscheidungsspiel ermittelt werden. Vor rund 1200 Zuschauer in Steinberg gewinnt der TSV Weißenbrunn durch Tore von Stefan Leppert und Bernd Roth mit 2:1. Für die Steinwiesener trifft nur Thomas Fehn zum zwischenzeitlichen Ausgleich.
Nach diesem dritten verlorenen "Endspiel" geht es für den SV mit der Relegation weiter, diesmal erfolgreich. Der FC Rodach wird nämlich mit einem 5:4 im Elfmeterschießen ausgeschaltet, nachdem es nach 90 Minuten 2:2 und nach Verlängerung 3:3 gestanden hat.
"Das war vielleicht das beste Spiel, an dem ich je beteiligt war", blickt Klaus Schreiber zurück.
Aufstieg in die Bezirksliga Das zweite Relegationsspiel gegen den FC Strullendorf geht allerdings deutlich verloren. Noch ist der Aufstieg möglich, was aber vom SC 08 Bamberg abhängt. Der setzt sich in seinem entscheidenden Spiel gegen den FC Bayreuth durch, und die Steinwiesener steigen doch noch in die Bezirksliga auf.
Während nach der Saison 1988/89 also der TSV Weißenbrunn und der SV Steinwiesen jubeln können, müssen drei Mannschaften den Weg in die B-Klasse antreten. Der Abstieg des FC Kronach II und des SV Seelach zeichnet sich frühzeitig ab; für den DJK-SV Neufang ist er erst nach dem verlorenen Relegationsspiel gegen den SV Gifting (0:2) Realität.
Der SV Steinwiesen wiederum spielt im ersten Bezirksliga-Jahr eine sehr gute Rolle, doch in der
zweiten Serie ist der Abstieg nicht zu verhindern. Es ist übrigens der einzige, den Klaus Schreiber in seiner 25-jährigen Amtszeit als Spielertrainer oder Trainer hinnehmen muss. Bis zum Jahr 2003 ist der B-Schein-Inhaber noch Vereinstrainer und danach sieben Jahre Trainer am DFB-Stützpunkt in Hummendorf, ehe er nach insgesamt 20 Jahren in der Jugendarbeit auf Kreisebene den Trainer-Job an den Nagel hängt. Den größten Erfolg als Spieler feiert der heute 62-Jährige schon 1974, als er bayerischer Meister im Polizei-Fußball wird.