Gerda Wich-Heiter singt schon seit ihrer Kindheit im Kirchenchor Unterrodach. Damals erhielt sie zehn Cent, was für sie sehr viel Geld war. Die 87-Jährige erinnert sich noch an die Anfänge. 1949 wurden die ersten Chorproben in der alten Möbelfabrik Kleylein abgehalten.
                           
          
           
   
          Er ist ein wichtiger Kulturträger, der das Brauchtum und die Tradition hochhält. Er umrahmt Feste und Gedenktage im Jahreskreis. Er pflegt das Liedgut und er begleitet die Mitmenschen durch Freud und Leid. Die Rede ist vom evangelischen Kirchenchor Unterrodach, der - nachdem er eine Zeit brach gelegen war - 1949 wieder gegründet wurde.
 Gründungsmitglied dieser Wiedergründung ist Gerda Wich-Heiter, die seit 65 Jahren im Chor singt. Dafür wurde die Unterrodacherin mit der Ehrenurkunde vom "Singen in der Kirche-Verband Evangelischer Chöre in Bayern" ausgezeichnet - ebenso wie weitere Sänger und Sängerinnen, die ebenfalls seit Jahrzehnten dabei sind. Zusammen macht das 530 Chorgesang. Ehrenamtlich. Zum Lobe des Herrn und zur Freude der Menschen.
  
  Große Ehre "65 Jahre sind eine lange Zeit. Sie sind aber auch eine kurze Zeit, wenn man gemeinsam miteinander singt", meinte Gerda Wich-Heiter in der Unterrodacher Pfarrkirche. Namens aller Geehrten bedankte sich die noch immer aktive Sängerin für die Auszeichnung, die eine große Ehre darstelle. In diesen 65 Jahren sei der Chor immer präsent gewesen, um den Menschen Freude zu schenken, aber auch, um Gemeindemitglieder auf ihrem letzten Weg zu begleiten. 
18 Jahre hatte Wich-Heiter dem Chor vorgestanden. Sie bezeichnet sich selbst eher als "Managerin". Die nunmehr 87-Jährige, der man ihr Alter nicht Weise ansieht, erinnert sich noch an die Anfänge. 1949 hielt man die ersten Chorproben in der alten Möbelfabrik Kleylein in Unterrodach ab. Deren Inhaber hatte dem Chor diese Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, zumal auch seine beiden Söhne selbst im Chor mitsangen. "Wir sangen zwischen Särgen und Sägespänen", erinnert sich die Jubilarin.
 Nach der Wiedergründung wurde der ehemals gemischte Chor von Herbert Reichel, der auch Organist war, in einen Kirchenchor umgewandelt. 24 Jahre lang - bis zum Jahr 2002 - wurde der Chor dann von Jörg Böttcher, einem jungen Lehrer, geleitet. Dieser hat sich, so Gerda Wich-Heiter, ebenfalls sehr um den Chor verdient gemacht.
 Anschließend wurde er von Heiner Murmann, der auch dem Chor verschiedene Schüler der Musikschule vermittelte, aushilfsweise geleitet. "Vor elf Jahren drohte der Chor zu zerbrechen. Glücklicherweise konnten wir Dekanatskantor Marius Popp als Chorleiter gewinnen. Seitdem leitet er unser kleines Völkchen mit viel Einfühlungsvermögen und großer Geduld", lobt sie. 
  
  Schöne Stimme Der Chor wirkte sogar bei der Aufführung des Messias Weihnachtsoratoriums im Kronacher Kreiskulturraum mit, was sie als große Ehre empfand. Trotz ihrer 87 Jahre bereichert Gerda Wich-Heiter den Chor noch immer mit ihrer schönen Stimme. Sie singt schon weitaus länger als 65 Jahre. "Ich habe bereits im Beerdigungschor in Unterrodach gesungen. Da war ich so um die zwölf Jahre. Wir haben dafür immer zehn Pfennig bekommen, das war für uns viel Geld", lacht sie.
 Ein Leben ohne Singen kann sie sich nicht vorstellen. Das Singen habe ihr auch darüber hinweggeholfen, als es ihr gesundheitlich nicht gut ging. "Singen macht einfach fröhlich und die Seele frei", sagt sie und kündigt an: "Deswegen werde ich, solange Gott will, weitersingen."
  
  Im Dienste der Musik Die Auszeichnungen nahm Dekanin Dorothea Richter vor. Sie bedankte sich bei den Geehrten für all die Mühen, Kraft und Zeit im Dienst der Musik. Sie wünschte sich, dass die Aktiven dem Chor auch weiterhin die Treue halten. Auch in ihrer Predigt über die Geschichte von der Stärkung des Propheten Elija war die Dekanin auf die tröstende und heilende Wirkung der Musik eingegangen. Müde vom Leben habe sich der Prophet unter einem Ginsterstrauch in der Wüste schlafen gelegt. Gott habe sehr viel Geduld mit ihm gehabt, bis er gestärkt wieder ins Leben zurückkehrte. 
Auch wir bräuchten viel Geduld, wenn ein anderer oder man selbst in Depressionen verfalle. Die Musik könne dabei eine Stärkung sein. "Ich selbst bin schon oft müde in eine Chorprobe hineingegangen, aber erfrischt wieder heraus. Die Musik ist Ausdruck der Freude bei vielen Festen. Musik kann aber auch Trost sein und wir können uns stärken lassen durch Töne und Melodien", zeigte sich die Dekanin sicher. 
Der Vertrauensmann der Kirchengemeinde Unterrodach, Lothar Kurz, dankte den Geehrten für das gute Miteinander. Diese zeigten viel Idealismus und seien treue Wegbegleiter bei fröhlichen wie traurigen Anlässen.