Selbst Männer "tanzen" nach ihrer Pfeife

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Kristin Rebhan
Kristin Rebhan

Die 21-jährige Kristin Rebhan ist Schiedsrichterin und hat sich damit in einer Männerdomäne gewagt. Vorurteile will sie mit Leistung entkräften. Und so erfahre sie nicht mehr Anfeindungen wie ihre männlichen Kollegen auch.

Deutschlands Frauenfußball ist Weltklasse. Zwei WM-Titel sorgen für Euphorie. Im Schatten der Spielerinnen mauserten sich auch die Schiedsrichterinnen. Auch im Landkreis Kronach gibt es immer mehr Damen mit der Lizenz, Frauen und Männer nach ihrer Pfeife "tanzen" zu lassen. Eine davon ist Kristin Rebhan aus Unterrodach.
"Sicherlich schauen manche Männer etwas irritiert, wenn ich mich als die Schiedsrichterin des Spiels vorstelle. Aber mittlerweile kennen mich schon einige Mannschaften. Das ist ok", erzählt Kristin Rebhan. Ende 2005 absolvierte die nunmehr 21-Jährige ihren Schiedsrichterlehrgang und betrat damit - trotz vermehrter Frauenpower auf dem grünen Rasen - noch immer eine Männerdomäne.

"Vorurteile lassen sich nur durch Leistung entkräften. Ich bin Schiedsrichterin und möchte auch so wahrgenommen werden. Es ist doch egal, ob Mann oder Frau", sagt Kristin Rebhan.
"Natürlich wird es immer welche geben, die sagen, dass sich eine Frau in der robusten Männerwelt nicht durchsetzen kann. Aber das kümmert mich nicht", meint sie selbstbewusst. Sie selbst fühle sich von Spielern und Verantwortlichen voll akzeptiert und gleichberechtigt. "Ich denke, es ist für viele mittlerweile normal, dass ich pfeife. Anfeindungen gibt es keine beziehungsweise nicht mehr wie bei meinen männlichen Kollegen auch. Ich ziehe auch die rote Karte, womit ich mich nicht gerade beliebt bei der jeweiligen Mannschaft und den Fans mache. Das ist aber bei männlichen Schiedsrichtern auch nicht anders", weiß sie.

Schon immer fußballbegeistert
Kristin Rebhan war schon immer fußballbegeistert. Sie spielte selbst erfolgreich Fußball, zunächst in der Jugend mit den Jungs in ihrem Heimatort, später in den Damen-Mannschaften des SV Reitsch und SV Friesen. Sie lacht und sagt: "Das liegt vielleicht in den Genen. Mein Vater ist auch Fußballfan. Er hat den Schiedsrichter- und Trainerschein und war schon bei verschiedenen Vereinen tätig." Er sei es auch gewesen, der sie dazu animiert habe, Schiedsrichterin zu werden. "Er meinte, ich hänge doch eh immer auf dem Fußballplatz herum. Wenn ich Spiele pfeifen würde, könnte ich mir mein Taschengeld aufbessern. Lange überreden musste er mich nicht", sagt sie schmunzelnd.
Um Schiedsrichterin zu werden, brauche man einen Verein, der einen für den Schiedsrichterlehrgang anmelde - in ihrem Falle der SV Friesen. Der Lehrgang dauere etwa sechs bis acht Tage und schließe mit einem Regeltest ab. "Das ist schon zu schaffen, da braucht niemand Angst davor haben", meint sie. Anschließend pfeife man zehn Spiele im Jugendbereich. Dann sei man Schiedsrichterin.

Sie pfeift die Männer-Bezirksliga
Kristin Rebhan pfeift seit dieser Saison in der Männer-Bezirksliga. "Man arbeitet sich quasi hoch. Theoretisch kann ein geprüfter Schiedsrichter überall eingesetzt werden. Nach dem Lehrgang erfolgt der Einsatz jedoch meist bei Jugendspielen. Bei entsprechenden Leistungen, die regelmäßig durch Schiedsrichterbeobachter festgestellt und bewertet werden, kann ein Einsatz in höheren Ligen und Altersklassen erfolgen", erklärt sie.
Ihr selbst gefalle das Pfeifen in höherklassigen Ligen besser, da ab der Bezirksliga die Spiele mehr mit Fußball zu tun hätten. "Außerdem wird man in höherklassigen Ligen durch zwei Schiedsrichterassistenten unterstützt, die einem bei der Spielleitung helfen. Noch eine Liga oder zwei Ligen höher zu pfeifen, würde mich schon reizen", gibt sie zu.

Reich werde sie sich als Schiedsrichterin nicht. Man bekomme ein Kilometergeld und einen Obolus. Auch weitere Vergünstigungen gebe es. Lukrativ werde es erst ab der dritten Liga. Der Schiedsrichter einer Erstligapartie erhalte für ein Spiel mehrere Tausend Euro.
Ein Schiedsrichter sollte Spaß am Fußball haben. Neutralität, Gerechtigkeitsempfinden, Einfühlungsvermögen, Menschenkenntnis und das Gefühl für Fairness seien wichtig. Man sollte mit Stress umgehen können, Druck und Kritik aushalten und sich nicht unterkriegen lassen. "Als Schiedsrichterin macht man viel für seine Persönlichkeit. Man bekommt mehr Selbstvertrauen", ist sie sicher. Natürlich müsse man körperlich fit sein - gerade bei höherklassigen Männerspielen, weil es da schneller und kraftvoller zugehe. Wenn sie nicht pfeift, dann studiert Kristin Rebhan in Bayreuth Lehramt für Sport, Werken, Technisches Zeichnen und KtB (Kommunikationstechnischer Bereich). Ihr Staatsexamen stehe 2012 an. Unter der Woche ist sie in Bayreuth, kommt nur am Wochenende nach Hause. Während der Saison pfeife sie pro Wochenende regelmäßig zwei Spiele. Für ein um 15 Uhr beginnendes Bezirksligaspiel - meist im Bereich Bamberg - sei sie etwa von 12 bis 18 Uhr unterwegs. Sie sei immer eine Stunde vorher auf den Platz, um das Spiel vorzubereiten. Sie lacht und sagt: "Die Wochenenden sind damit weitgehend gelaufen. Viel Zeit für andere Hobbys bleibt da nicht. Aber ein Wochenende während der Saison, ohne zu pfeifen - das könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen!"