Schneider läutet letzte Runde ein

4 Min
Herbert Schneider (parteilos) gibt nur noch kurze Zeit im Küpser Rathaus den Ton an. Dann löst ihn Bernd Rebhan (CSU) ab. Foto: Marco Meißner
Herbert Schneider (parteilos) gibt nur noch kurze Zeit im Küpser Rathaus den Ton an. Dann löst ihn Bernd Rebhan (CSU) ab. Foto: Marco Meißner

Noch einmal leitet Bürgermeister Herbert Schneider eine Sitzung des Gemeinderats. Danach geht seine 18-jährige Dienstzeit in Küps zu Ende.

Der 14. März wird für den Küpser Bürgermeister Herbert Schneider ein besonderer Tag. Zwar ist er danach noch eine Woche lang im Amt, doch wird er an besagtem Dienstag zum letzten Mal den Platz am Kopf des Gemeinderatsgremiums einnehmen. Nach 42 Jahren im Rathaus wird Schneider zum 21. März dann offiziell aus seinem Amt ausscheiden.
"24 Jahre war ich Kämmerer, die letzten 18 Jahre Bürgermeister", blickt der Nachfolger des früheren Bürgermeisters und heutigen Altlandrats Oswald Marr (SPD) zurück. In all diesen Jahren war ihm eines besonders wichtig: "Meine Devise war, meine Tätigkeit nicht als Job zu empfinden, sondern als eine öffentliche Aufgabe." Dahinter stehe das Votum der Bürger, entsprechend müsse man die Funktion des Gemeindeoberhaupts auch losgelöst vom politischen Mandat sehen. Das fiel Schneider nicht schwer. Er kam als parteiloser Kandidat in sein Amt und sieht sich daher nur seinem eigenen Gewissen unterworfen. Einen Fraktionszwang kennt er nicht, wie er unterstreicht.
Der Nachteil: Schneider musste sich Mehrheiten für seine Ideen suchen. Manches mal sei er daher in die Sitzungen gegangen, ohne zu wissen, was am Ende bei den Abstimmungen herauskommen würde. "Ich habe immer frei von politischen Zwängen gehandelt, auch wenn es mitunter recht schwierig war", sagt er. Allerdings sieht er darin auch seine "feste Bastion". Und die Bürger hätten ihn in dieser Ansicht bei drei Wahlgängen bestätigt. "Sonst säße ich heute nicht hier", fügt Schneider an.
Unterm Strich blickt er zufrieden und dankbar zurück. Die vormaligen Bürgermeister Raimund Schramm (CSU) und Oswald Marr, die er als Kämmerer auf ihrem Weg begleitet habe, hätten vor ihm in Küps viel bewegt. Der Gemeinderat habe in seinen eigenen drei Wahlperioden viele wichtige Entscheidungen mit auf den Weg gebracht, und auch die engagierten Bürger, Unternehmen und Vereine in Küps hätten sich sehr eingebracht. Schneider spricht von einer "Allianz", welche in den vergangenen Jahren die Weichen gestellt habe.


Freizeitsee wäre schön gewesen

Zufrieden ist der scheidende Bürgermeister auch mit seinem eigenen Wirken: "Ich bin sehr stolz darauf, bei der Komplettierung von Küps auch Spuren hinterlassen zu haben." Auf den gegangenen Weg blicke er zum größten Teil mit Freude zurück. Nur an einer Abzweigung sei er ins Grübeln gekommen, ob er die richtige Bahn eingeschlagen habe. "Ich bedauere, dass ich den Freizeitsee nicht umsetzen wollte - ... konnte", stellt er fest. Diese Einrichtung hätte einen hohen Stellenwert für die Region haben können, weshalb er hofft, dass sie eines Tages noch realisiert wird. "Ich hielt das Projekt unter unseren Rahmenbedingungen für nicht leistbar", erklärt er sein früheres Nein. "Es hätte uns zu sehr in die Pflicht genommen. Eine ganze Agenda an Maßnahmen wäre blockiert worden."
Stattdessen hat sich Küps intensiv mit anderen Aufgaben beschäftigt und tut das immer noch. An erster Stelle steht die überregionale Verkehrsanbindung. Mit einem Volumen von über zehn Millionen Euro - und der Hoffnung auf eine hohe Förderung - schlagen die bevorstehenden Baumaßnahmen an der Küpser Schule zu Buche. Auch die Kinderbetreuung, die Wasserversorgung, die Dorferneuerungen und Maßnahmen gegen den demografischen Wandel sieht Schneider als vordringlich für die Entwicklung der Marktgemeinde. Insgesamt stünden über 50 größere Projekte auf der Liste. Schneider wird deren Fortschritte natürlich aufmerksam beobachten. Selbst wird er aber nicht mehr ins Geschehen eingreifen.
Er versichert, dass im Ruhestand beispielsweise eine Kandidatur für das Ratsgremium keine Option für ihn ist. "Es gibt für alles mal ein Ende. Die weitere Entwicklung der Gemeinde liegt nun in anderen Händen", betont der Oberlangenstädter. Er will nach 18 Jahren als Bürgermeister erst einmal "das System herunterfahren und wieder zu mir selbst finden". Das heißt: Ehefrau Hanne ("Sie hat mir immer den Rücken gestärkt") und die beiden Töchter rücken an die erste Stelle. Und bald soll auch mehr Zeit für Freunde, Garten, Hund und Katz' da sein.
"Dann fange ich in der Firma ,Des dou‘ an", scherzt Schneider und lacht. "Dann heißt es: Mach mal des dou und dann noch des dou. Aber das ist kein Problem, ich bin ja ein häuslicher Typ."


Entweder - oder? Drei persönliche Fragen an den Bürgermeister


Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft - Bürgermeister Herbert Schneider steht zu drei Entweder-Oder-Fragen aus diesen drei Bereichen Rede und Anwort.

Ein Blick in die Vergangenheit: Kämmerer oder Bürgermeister?
Herbert Schneider: Bürgermeister. Ein Kämmerer ist wichtig und gut für eine Gemeinde. Als Bürgermeister hat man jedoch den unmittelbaren Bezug zu den Bürgern und ihren Problemen. Man ist viel näher dran. Alles, worüber man entschieden hat, erscheint aus dieser Position viel personifizierter als aus einer reinen Verwaltungstätigkeit heraus.

Die Gegenwart: Der Wähler hat gerade über Ihre Nachfolge entschieden. Ihre Ansicht: Bernd Rebhan (wurde gewählt, Anm. d. Red.) oder Thomas Friedlein?
Darauf möchte ich nicht näher eingehen. Der Bürger hat entschieden, und ich wünsche jedem meiner künftigen Nachfolger, eine glückliche Hand. Ansonsten muss man einfach seinen Weg gehen und zusehen, dass wir in Küps eine auf der Höhe der Zeit liegende Gemeindeentwicklung haben. Da ist die Herausforderung für die künftigen Bürgermeister groß genug, egal wer sie sein werden.
Ein Blick in die eigene Zukunft: Ein Abschied mit lachendem oder weinendem Auge?
Ein lachendes Auge, ganz ohne Zweifel. Denn ich sehe, dass unsere Gemeinde im Rahmen ihrer Möglichkeiten vorne dabei ist. Allerdings rechne ich auch mit einem weinenden Auge, wenn der eine oder andere mir schon heute voraussagt, dass ich mich schwer tun werde, schnell vom Bürgermeisteramt herunterzufahren, ... oder gar es auszublenden, das geht schon gar nicht. Ich werde ein weinendes Auge haben, weil ich die Arbeit mit den Bürgern so mochte; ich sehe Kinder, die so in meine Krapfen gebissen haben, dass sie bis zu den Ohren mit Hiftenmark verschmiert waren. Ebenso denke ich an viele persönliche Gespräche mit den Menschen, zum Beispiel wegen Dorferneuerungen.

Die Fragen stellte Marco Meißner.


Herbert Schneider im Steckbrief


Werdegang Herbert Schneider ist Diplom-Betriebswirt (FH) und Verwaltungsfachwirt. Seit 1975 ist er beim Markt Küps tätig, zunächst als Kämmerer, dann als Bürgermeister. Seine Dienstzeit als Gemeindeoberhaupt begann am 21. März 1999 und endet zum 21. März 2017).

Aufgaben Neben dem Bürgermeisteramt ist Schneider auch Verbandsvorsitzender des Abwasserzweckverbandes Kronach-Süd (seit 1999) mit Sitz in Küps. Ebenfalls seit 1999 ist er stellvertretender Verbandsvorsitzender des Zweckverbandes Eichenbühler Gruppe. Von 2008 bis 2014 war er Mitglied des Kreistages; damals gehörte er dem Rechnungsprüfungs- und dem Schulausschuss an.
Projekte Der scheidende Bürgermeister blickt auf viele wichtige Maßnahmen zurück. Hier eine Auswahl: Erschließung und Entwicklung von Baugebieten; städtebauliche Maßnahmen; drei abgeschlossene, eine im Bau und zwei in Planung befindliche Dorferneuerungen; Bahnüberführung Oberlangenstadt/Nagel; Hochwasserschutz Tüschnitz; Breitbanderschließung; Neubau/Sanierung von Hochbehältern etc.; Sanierungen an der Küpser Schule; Neubau/Sanierung Kindertagesstätten; Sanierungen im Abwasserbereich.

Privat Schneider lebt in Oberlangenstadt und ist verheiratet mit seiner Frau Hanne. Die beiden haben zwei Töchter. mrm