Schmölzer schrammt einen Zentimeter am Tod vorbei

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Dieses Feld in der Nähe von Beikheim wird Nikolai Hiesl immer in Erinnerung behalten. Es ist die Stelle, an dem er von einem Jäger Ende Dezember angeschossen wurde. Foto: Veronika Schadeck
Dieses Feld in der Nähe von Beikheim wird Nikolai Hiesl immer in Erinnerung behalten. Es ist die Stelle, an dem er von einem Jäger Ende Dezember angeschossen wurde. Foto: Veronika Schadeck

Zum Jahreswechsel sorgte Nikolai Hiesl überregional ungewollt für Schlagzeilen. Der 20-jährige Schmölzer wurde am 27. Dezember bei einer Treibjagd bei Beikeim von einem 73-jährigen Jäger angeschossen. Nun nimmt er am Montag wieder sein duales Studium zum Diplom-Verwaltungswirt auf.

Nikolai Hiesl steht auf dem Areal, auf dem er von einem Schuss getroffen wurde. Im Boden sind noch Spuren zu sehen, die an dieses Unglück erinnern. "Ich hatte Riesenglück", sagt er und beginnt zu erzählen. Er habe an diesem Tag an einer Treibjagd teilgenommen. Der Jagdleiter habe am Anfang Hinweise für einen gefahrlosen Ablauf gegeben. Die Teilnehmer kannten das Gelände.

Als er zusammen mit den anderen Jägern im Kreis stand und die Treiber das Wild aus dem "Kessel" lockten, dachte er keine Sekunde daran, dass wenige Minuten später ein Schuss sein Leben verändern würde.


Projektil durchschlägt den Gürtel


"Es war wie ein Schlaghammer, der mit voller Wucht auf meinen Körper fällt", versucht der junge Mann die Sekunden zu erklären, als er von dem "Flintenlaufgeschoss" getroffen wurde.
Der Schuss durchbohrte den Gürtel, schlug sich durch in Hüfte und blieb schließlich stecken. Das geschah alles in Bruchteilen von Sekunden.
Er sah Kleider- und Gürtelfetzen, zerschossene Patrone - es spielte sich alles ab wie in einem schlechten Film. Sofort haben die Jagdkollegen erste Hilfe geleistet, binnen weniger Minuten waren eine Ärztin und der Rettungsdienst am Unglücksort.

In der Helios-Klinik wurde sofort eine Notoperation veranlasst. Während seines 13-tägigen Aufenthaltes musste Nikolai Hiesl noch zwei weitere Male operiert werden. Aufmunternd seien für ihn der große Zuspruch und die Anteilnahme gewesen, die er während seines Aufenthaltes in der Klinik erfahren hat.

Mittlerweile wurden die Operationsfäden entfernt. Abgesehen davon, dass er manchmal noch Schmerzen in der Hüftgegend verspürt und eine ambulante physiotherapeutischer Behandlung in Anspruch nimmt, sei alles gut verheilt.

Während Nikolai Hiesl spricht, ist Dankbarkeit seiner Stimme zu entnehmen. Dankbarkeit dafür, dass er lebt, dass der Schuss die Hauptschlagader um einen Zentimeter verfehlt hat, "sonst wäre es aus gewesen".
Trotz des Unfalls will der Student weiterhin der Jagd nachgehen. Schon von frühester Kindheit an war er mit seinem Großvater und Vater unterwegs, um Tiere zu füttern und zu beobachten, um Hochsitze zu bauen oder einfach nur den Sonnenaufgang zu genießen. "Das sind Eindrücke, die prägen einem fürs Leben."


Leidenschaftliche Jäger


Seit über 100 Jahren hat die Familie Hiesl die Jagdpacht in Schmölz inne. Auch sein Vater Hans ist leidenschaftlicher Jäger. Als langjähriger aktiver Fußballer verzichtet er wegen der Jagd auch schon mal auf eine Übertragung von der Fußball-WM.

Für Nikolai Hiesl bedeutet Jagd viel. Er wisse durchaus, dass Jäger mit Vorurteilen zu kämpfen haben, viele Bürger der Jagd durch Privatpersonen kritisch gegenüberstehen. Noch gut hat er die Facebook-Kommentare nach Bekanntwerden seines Unfalls in Erinnerung, die "teilweise unter die Gürtellinie" gingen. "Selbst schuld", war hier noch die geringste Anmerkung. Er habe lange überlegt, ob er sich dem FT für ein Gespräch zur Verfügung stellen sollte. Letztendlich gehe es ihm aber darum, die "Jagd in ein rechtes Licht zu rücken!"

Für Nikolai Hiesl bedeutet Jagd Hege und Pflege der Natur, Abschalten vom Alltag, einen Beitrag zu leisten zum Naturschutz. Das Erlegen von Tieren sei nur ein geringer Bruchteil, meint er.

Und er stellt die Frage: "Was würde der Staat ohne Jäger machen? Was würden die Grundstücks- und Waldbesitzer ohne Jäger machen? Würde jeder Grundstückseigentümer zur Waffe greifen? Müsste der Staat Berufsjäger einstellen, die enorme Kosten verursachen würden?

Nahezu jedem sei die Schwarzwildproblematik bekannt, die seit der Grenzöffnung enorm zugenommen habe. Die Zahl der durch Wild verursachten Unfälle im Verkehr habe stark zugenommen. Und er weiß: Der Ruf nach einem Jäger wird laut, wenn eine Rotte Sauen ganze Felder verwüstet. Aber so stellt der junge Mann nochmals klar: Die wesentlichen Aufgaben finden sich in der Hege und in der Werbung für einen aktiven Naturschutz.


Tradition und Verpflichtung


Dabei gehe es auch um Bestrebungen, dem Wild einen akzeptablen Lebensraum zu erhalten. Dazu gehört auch ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Arten.

Nikolai Hiesl will weiterhin sein Jagdhobby ausüben. Und er spricht von einer Fortführung seiner Familientradition. "Die Jagd ist für mich Tradition und Verpflichtung zugleich!".