Das Lebenswerk von Anton und Christa Gleich in Erlabrück ist zerstört. Die beiden haben nicht vor, den Betrieb wieder aufzunehmen. Auf dem Großteil des Schadens werden sie wohl sitzenbleiben.
Auch eine Woche nach dem verheerenden Brand im Sägewerk bei Erlabrück waren Betriebsgebäude und Büro noch ohne Strom. Am Freitag rückten Mitarbeiter des Energieversorgers und Elektriker an, um die Gebäude wieder an das Stromnetz anzuschließen.
Derweil lief Besitzer Anton Gleich immer noch geschockt vom Ausmaß der Zerstörung über das Gelände. Sein Lebenswerk ist vernichtet. Der 78-Jährige sagte fassungslos: "61 Jahre arbeitete ich hier in diesem Sägewerk, die ersten drei Jahre als Lehrling." Jahrzehntelang war er der Chef. Bis zum Jahr 2010 hatte er 14 Beschäftigte, doch dann entschloss er sich als Mittsiebziger, etwas kürzer zu treten und das Sägewerk nur noch auf Sparflamme zu fahren.
Seine Frau Christa Gleich hat der Brand ebenfalls seelisch mitgenommen. Das Bürogebäude konnte zwar vor den Flammen gerettet werden, aber alles ist nass. "Ich hab den Computer und viele durchnässte Papiere mit nach Hause genommen und getrocknet. Der Rechner ist zum Glück nach dem Trocknen wieder angesprungen", ist sie etwas erleichtert, dass nicht auch noch Daten vernichtet worden sind.
Die Brandherde Hacker und automatische Besäumeranlage des Sägewerks sind jedoch völlig zerstört, der Rest der weitläufigen Sägewerksanlage ist intakt. Der Hacker macht Hackschnitzel aus dem Abfallholz wie Abschnitten, Schwarten oder schmalen seitlichen Stücken, die beim Besäumen der Bretter anfallen. Die Besäumeranlage bringt mittels großer Kreissägenblätter die Bretter auf die richtige Breite und schneidet die Waldkante ab.
Verdrängungswettbewerb "Wir haben nicht vor, das wieder aufzubauen", winkt Christa Gleich ab. Auch aus Altersgründen. Der einsturzgefährdete Mittelteil des Sägewerks werde abgerissen, sagt sie. Dann werde man weitersehen. Einen Käufer für die intakten und robusten, aber doch schon etwas älteren Maschinen, Geräte und Gebäude werde man kaum finden. Außerdem sei der Verdrängungswettbewerb in der Sägebranche derart hart, dass kaum jemand wagen würde, ein solches Sägewerk wieder in Betrieb zu nehmen. Auf dem Großteil des Schadens wird das Ehepaar ohnehin sitzenbleiben, denn die Gebäude waren aus Gründen, die nicht sie zu vertreten hatten, nicht ausreichend abgesichert. "Die Versicherungen sehen Sägewerke nicht so gerne", deutete Christa Gleich an, dass die Versicherer wegen der Brandgefahr das Risiko scheuen. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, soll sich die Jahresprämie für ein Objekt wie ein Sägewerk dieser Größe bei etwa 30 000 Euro bewegen.