Ludwig Freiherr von Lerchenfeld hat große Douglasien in seinen Forsten. Die zeigte er den Waldbesitzern aus dem Kreis Kronach. Er ermunterte sie, statt auf die Fichte auf diese aus Amerika stammende Baumart zu setzen.
Auf seine über 100-jährigen Douglasien ist der Baron mächtig stolz. Acht bis zwölf Festmeter Holz hat jeder der über 50 Meter hohen Bäume. Und sie sind auch noch bis zu einer Höhe von 18 Metern geastet, was den Verkaufswert deutlich erhöht.
Da konnten die Mitglieder der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kronach-Rothenkirchen nur staunen, als sie mit Ludwig Freiherr von Lerchenfeld durch dessen Waldungen zwischen dem Schloss Heinersreuth und der Löhmarmühle schritten. WBV-Vorsitzender Georg Konrad und Forstdirektor Michael Schneider wollten den Waldbesitzern Appetit auf die Baumart Douglasie machen, sie weg von den Fichtenmonokulturen bringen. Das ist ihnen bei den Teilnehmern der Exkursion nach Heinersreuth durchaus gelungen.
Freiherr von Lerchenfeld warf einen Blick in die Geschichte: Im Jahr 1880, als überall im Frankenland für das Anpflanzen von Fichten geworben wurde, legten seine Ahnen den Grundstein für den Mischwald, in dem die Douglasien den Ton angeben. Sie pflanzten die aus Amerika stammende Douglasie an - mit großem Erfolg. Dieser Baum war bis vor ein paar Jahren von der deutschen Bürokratie noch als nicht standortgerecht verpönt. Folglich gab es auch keine Förderung.
Keine Chance für die Killer Die Adelsfamilie kümmerte sich nicht um die Vorgaben "von Amts wegen" und traf die aus heutiger Sicht weise und richtungsweisende Entscheidung, die "fremdländische" Douglasie anzupflanzen. Die wächst schneller und treibt ihre Wurzeln viel tiefer in den Boden als die Fichte. Letzteres hat zwei Vorteile: Die Stabilität ist besser und der Baum kommt viel leichter an die tiefer im Boden liegenden Nährstoffe sowie das lebensnotwendige Wasser. Und auch die von den Waldbesitzern gefürchteten Borkenkäfer beißen sich an der Douglasie förmlich die Zähne aus.
Wenn sich denn die Waldschädlinge überhaupt durch die dicke Borke durchbohren können, werden sie vom harzreichen Saft förmlich ertränkt. Keine Chance also für die kleinen Killer. Schädlinge hat die Douglasie schon, aber die sind noch alle drüben in Amerika. Und wenn sie nicht durch den weltweiten Warenverkehr eingeschleppt werden, hat die Douglasie noch lange Ruhe vor den Plagegeistern. Dass dies so bleibt, dafür sorgen die Mitarbeiter von Forstdirektor Michael Schneider, denn die kontrollieren die Fracht auf Übersee auf unerwünschte "blinde Passagiere".
"Eigentlich ist die Douglasie schon nach 60 Jahren hiebsreif, also viel früher als die Fichte, aber wir lassen die Bäume natürlich länger stehen", ging Freiherr von Lerchenfeld auf die Waldbewirtschaftung seines Hauses ein. Schließlich wurden die jetzt 100-jährigen Douglasien im Jahr 1948 aufwendig per Hand geastet - bis in eine Höhe von 18 Metern. Das gäbe jetzt ein hochwertiges Furnierholz, aber wenn der Baron noch einige Jahre mit dem Absägen wartet, setzen die Baumriesen weiteren "Speck" an.
Zehn Tonnen Zapfen geerntet Und es ergibt sich ein weiterer Vorteil: "Wir haben heuer zehn Tonnen Tannen- und Douglasienzapfen geerntet. Bei einem Gewicht von 20 bis 25 Gramm pro Zapfen haben die Pflücker ganz schön hinlangen müssen, als sie auf die Bäume geklettert sind", berichtete von Lerchenfeld. Mit den Samen aus diesen Zapfen kann ein standortgerechter Wald begründet werden, denn wo sich die Mutterbäume im Forst bei Heinersreuth wohlfühlten, wird es den Zöglingen sicherlich auch gefallen.
Der Baron legte den Kronacher Waldbesitzern ans Herz, nicht nur auf eine Baumart zu setzen. In seinem Forst liegt der Laubholzanteil bei 25 Prozent. Auf einen ähnlichen Wert kommt die Douglasie. Tannen machen nur zwei Prozent aus. Und natürlich gibt es auch jede Menge Fichten, den Brotbaum des Waldes. Apropos Laubholz: "Eine brillante Soziologie zur Douglasie bildet die Buche", weiß der Baron, und er zeigte den Waldbesitzern, dass eine von drei gleich alten benachbarten Douglasien, die von einer Buche "umschmeichelt" wird, zwei Festmeter mehr Holz zu haben scheint als die beiden anderen Bäume ohne einen solchen Nachbarn.