Rewe hält an seinen Umzugsplänen für Kronach fest

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Rewe will die Industriestraße in Kronach verlassen. Diese Überlegungen stoßen allerdings auf zunehmenden Gegenwind. Foto: Marco Meißner
Rewe will die Industriestraße in Kronach verlassen. Diese Überlegungen stoßen allerdings auf zunehmenden Gegenwind. Foto: Marco Meißner

Rewe widerspricht Gerüchten über ein Umdenken in Sachen Marktverlagerung in Kronach. Allerdings werden kritische Stimmen in der Kreisstadt laut.

Bereits im Juli 2015 hatte die Rewe-Gruppe den Kronacher Stadtrat in einer Sitzung über Umzugspläne für den Kronacher Markt informiert. Die Überlegungen sind nicht bei allen Ratsmitgliedern auf offene Ohren gestoßen (acht Gegenstimmen). Inzwischen kursieren Gerüchte in der Kreisstadt, wonach Rewe wegen des Ortswechsels ins Grübeln gekommen sein soll. Auf unsere Nachfrage widerspricht das Unternehmen diesen Mutmaßungen.
Josef Hassler (Bereich Expansion Vollsortiment Süd) hatte in der Juli-Stadtratssitzung klargestellt, dass weder das jetzige Gebäude noch das Gelände in der Industriestraße das notwendige Entwicklungspotenzial für den Markt bietet. Etwa 2000 bis 2500 Quadratmeter Fläche fehlen seiner Ansicht nach für einen Supermarkt, der den heutigen Ansprüchen genügt. "Und das Gebäude zu modernisieren, hieße, es abzureißen", wurde Hassler damals deutlich. Die Lösung soll ein Umzug an die Bundesstraße 173 bringen, unmittelbar neben das Ruppenwirtshaus.


Pro und Contra

Diese Pläne wurden schon in der damaligen Sitzung sehr kontrovers diskutiert. Einerseits war von Kaufkraftbindung und positiver Stadtentwicklung die Rede, andererseits gab es städtebauliche Zweifel und Sorgen wegen der Flächenversiegelung. Zwischenzeitlich hat sich vor allem die Frage der Verkehrsanbindung als eine schwierig zu beantwortende herauskristallisiert. Das Staatliche Bauamt Bamberg äußerte im Januar Bedenken, ob sich die Zufahrt zum Markt so regeln lässt, dass es keine Verkehrsprobleme auf der Bundesstraße 173 gibt. "Wir legen Wert darauf, dass sich auf unserer Bundesstraße nichts verschlechtert", stellte Servicestellen-Leiter Jürgen Woll damals fest. In der Folge keimten Gerüchte, Rewe habe die Umzugspläne auf Eis gelegt. Auch war schon die Rede davon, dass das Unternehmen unter Umständen in seinen bisherigen Räumlichkeiten in der Industriestraße bleiben möchte.

Die Vertreter der Unternehmensgruppe verweisen solche Äußerungen allerdings ins Reich der Fabeln. "Wir gehen weiterhin von einer Verlagerung des Marktes aus", betont Ursula Egger (Pressereferentin Rewe Süd) auf unsere Nachfrage. Nach Rücksprache mit Josef Hassler bestätigt sie, dass Rewe an einem Umzug nach Ruppen festhält. "Wir gehen auch davon aus, dass es mit dem Verkehrsgutachten klappen wird", vermutet sie, dass für die Zufahrt bestimmt eine vernünftige Lösung gefunden werden kann. Als zeitliches Ziel für den Umzug in den neuen Markt nennt sie das erste Halbjahr 2017.

Doch ganz so einfach wird es für Rewe mit dem Ortswechsel wohl nicht werden. "In der Zeit seit Juli ist in Kronach viel passiert - gerade mit unseren Betrieben", verweist Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) auf Erweiterungen und Investitionen in der Industriestraße. Diese Betriebe hätten inzwischen ebenfalls Einwände vorgebracht und sich über die IHK eingeschaltet. "Es geht hierbei um den Verkehrsaspekt. Die Betriebe haben da sehr sensibel reagiert", meint das Stadtoberhaupt. Die Befürchtung sei, dass sich erhebliche Staus am Knotenpunkt bei Ruppen bilden könnten.


Betriebe machen sich Sorgen

Diesen Bedenken will die Stadt natürlich Gehör schenken. Das ist man den engagierten Firmen aus Beiergrößleins Sicht schuldig. Ebenso soll es in den kommenden Tagen ein Gespräch mit Rewe-Vertretern geben, in dem die veränderte Situation besprochen wird. Letztendlich liegt eine Entscheidung aber in der Hand des Stadtrates. Der wird sich wohl in der übernächsten Sitzung am 30. Mai wieder mit dem Thema befassen. "Und der Rat muss dann abwägen, was dafür und dagegen spricht", so der Bürgermeister.

Das IHK-Gremium Kronach erwartet negative Auswirkungen auf die Verkehrssituation durch die geplante Ansiedlung in Ruppen, wie IHK-Vizepräsident Hans Rebhan feststellt. Die Planung sei geeignet, den ohnehin schon stark beeinträchtigten Verkehr aus der Industriestraße in die Bundesstraße weiter zu erschweren. "Hier rechnen die betroffenen Unternehmen mit längeren Staus durch die geplante Verkehrsanbindung der Neuansiedlung", so Rebhan. "Die Unternehmen befürchten, dass die bereits jetzt angespannte Verkehrssituation weiter erschwert wird, wenn nicht sogar im Kreuzungsbereich zusammenbricht." Wartezeiten von 20 Minuten zum Arbeitsende seien für die Mitarbeiter der dortigen Industrieunternehmen längst die Regel. Mit Blick auf eine funktionierende Zu- und Abfahrt für ihre Lieferanten, Kunden und Mitarbeiter fordern die Firmen laut IHK eine Verkehrslösung, die diesen Bedenken Rechnung trägt. Rebhan sagt: "Hierfür ist es notwendig, bereits vor Festsetzung des Sondergebietes eine detaillierte Untersuchung zur Verkehrssituation und deren Lösung vorzulegen."