Ralf Pohl nach krachender Niederlage: "Ein schwarzer Tag für die SPD"
Autor: Andreas Schmitt
Kronach, Sonntag, 14. Oktober 2018
Ralf Pohl, SPD-Direktkandidat im Stimmkreis Kronach/Lichtenfels, bezeichnet sein Ergebnis als katastrophal. Er fühlt sich nicht überall gut unterstützt.
"Wir sitzen zusammen und diskutieren", antwortet Ralf Pohl auf die Frage nach der Stimmung auf der "Wahlparty" der SPD. Nach Feiern ist den Genossen, die sich im Kronacher Gasthaus "Frische Quelle" versammelt haben, überhaupt nicht zumute - auch wenn das Resultat im Stimmkreis Kronach/Lichtenfels ein wenig besser war als der Bayerntrend. "Es ist ein katastrophales Ergebnis, das flächendeckend alle in ganz Bayern betrifft. Ein schwarzer Tag für die SPD", analysiert Ralf Pohl, Direktkandidat der "Roten".
Zehn Prozent weniger als 2013
13,58 Prozent holte der Küpser bei den Erst- und seine SPD 14,80 Prozent bei den Zweitstimmen in den beiden Landkreisen. Das sind in beiden Fällen rund zehn Prozent weniger als das Ergebnis von 2013. Auch damals schon war Pohl Direktkandidat, wurde wie diesmal Zweiter hinter CSU-Mann Jürgen Baumgärtner. Damals allerdings konnte er wesentlich höhere Prozentzahlen auf sich vereinen und scheiterte über die SPD-Liste recht knapp am Landtagseinzug.
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Diesmal befasst sich der Kronacher SPD-Kreisvorsitzende gar nicht mit Gedankenspielen am Maximilianeum. "Wegen dem schlechten Gesamtergebnis gab es darüber gar keine Diskussion", sagte Pohl. Zwar waren am Wahlabend noch nicht alle diesbezüglich relevanten Zahlen vorhanden. "Aber ich denke, es ist unrealistisch."
"Wir liegen in einem negativen bundesweiten Trend. Die Menschen sind mit der Arbeit der Großen Koalition nicht zufrieden, wollen auch den ständig von Horst Seehofer befeuerten Streit nicht mehr", analysierte der 53-jährige Wirtschaftswissenschaftler, der als Dozent an der Universität Erlangen-Nürnberg tätig ist. "Wir haben es nicht geschafft, uns zu erneuern und das Profil zu schärfen. Eine ganz schwache Phase der SPD."
Jürgen Baumgärtner holt das Direktmandat in Kronach/Lichtenfels
Zu den aktuellen Rahmenbedingungen kämen Altlasten. Pohl: "Wir haben Fehler gemacht - etwa bei der Rentenpolitik oder bei Hartz IV. Und das verlorene Vertrauen konnten wir nicht zurückgewinnen." Zwar sei die Entscheidung der Bayern-SPD, einen sachlich-anständigen Wahlkampf zu führen, die richtige gewesen. "Aber wir machen nicht deutlich, wo unsere Kernpunkte in den Fragen sozialer Gerechtigkeit liegen."