Prävention ist der beste Schutz vor Aids

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Die Klasse 8 d der Gottfried-Neukam-Schule nahm an der Sex- und Aidswoche im "Struwwelpeter" teil. Lena (2. v.l.) versucht, ihren Namen spiegelverkehrt zu schreiben. Ihre Mitschülerinnen (von links): Jasmin, Jacqueline und Melanie schauen ihr dabei über die Schulter. Foto: Heike Schülein
Die Klasse 8 d der Gottfried-Neukam-Schule nahm an der Sex- und Aidswoche im "Struwwelpeter"  teil. Lena (2. v.l.) versucht, ihren Namen spiegelverkehrt zu schreiben. Ihre Mitschülerinnen (von links): Jasmin, Jacqueline und Melanie schauen ihr dabei über die Schulter.  Foto: Heike Schülein

Im "Struwwelpeter" wird über Sex und Aids aufgeklärt - nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern auf spielerische Art. Die Krankheit allein ist tückisch genug, aber die Tabuisierung des Themas Aids erschwert die Aufklärungsarbeit zusätzlich.

Lena schaut in einen kleinen Spiegel. Darin sieht sie, was sie schreibt. Lena will ihren Namen nämlich spiegelverkehrt schreiben - und das ist gar nicht so einfach. Einige ihrer Klassenkameradinnen "erschnüffeln" derweil Gerüche aus geheimnisvollen Säckchen, während andere mutig ihre Hand in kleine - mit einem Vorhang verhängte - Boxen halten und ertasten, was sich darin versteckt haben könnte.

Diese Szenerie im Jugend- und Kulturtreff "Struwwelpeter" würde man auf den ersten Blick nicht unbedingt mit einer Aufklärungsaktion in Verbindung bringen - schon gar nicht zum Thema HIV und Aids. Und doch sind es Bestandteile eines "Mitmach-Parcours zu Aids, Liebe und Sexualität", den an diesem Morgen die Klasse 8 d der Gottfried-Neukam-Schule durchläuft. Die Veranstalter der Projektwoche sind sich nämlich sicher, dass gerade diese Themenbereiche ganz viel mit Gefühlen und Empfindungen zu tun haben.
Die Jugendlichen sollten deshalb die verschiedenen Aspekte der Wahrnehmung kennen lernen - für einen selbstbewussten Umgang mit der eigenen Sexualität.

Welt-Aids-Tag am 1. Dezember

Die Initiatoren - das sind der "Struwwelpeter" zusammen mit der Schwangerenberatung, dem Jugend- und dem Gesundheitsamt des Landratsamts Kronach sowie dem Erzbischöflichen Jugendamt (EJA) Kronach. "Das Kooperationsprojekt gibt es schon seit mehr als 15 Jahren. Es findet alljährlich zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember statt", informiert EJA-Bildungsreferent Andy Fischer, der bedauert, dass die öffentliche Aids-Aufklärungsarbeit nachgelassen hat. Leider würde die Krankheit in der Öffentlichkeit "verweichlicht". "Dabei handelt es sich um eine Krankheit, für die es noch immer keine Heilung gibt und bei der - nach einem Rückgang der Vorjahre - derzeit wiederum eine Zunahme an HIV-Neuinfektionen zu beklagen ist", betont er. Deshalb sei Aufklärung nach wie vor immens wichtig.

Dieser Meinung schließen sich Angela Stobrawe und Christine Wich von der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen beim Landratsamt Kronach an. Mit in das Projekt involviert sind Claudia Schedel-Möller vom Jugendamt, während für die Vorbereitung und Planung seitens des Struwwelpeters Katrin Friedrich verantwortlich ist. "In Deutschland gab es im vergangenen Jahr 3400 neue Fälle. Das sind etwa zehn neue Fälle pro Tag", verdeutlichen Stobrawe und Wich. In Deutschland habe es in 2011 circa 78 000 Infizierte gegeben, 500 seien gestorben. Dabei handele es sich aber nur um die bekannten Fälle. Die Dunkelziffer liege entsprechend höher. Im Gegensatz zu anderen schweren Krankheiten, könne man sich vor Aids sehr gut schützen - wenn man denn wisse, wie.

Sie lassen ihre Scheu fallen

Wie dieser Schutz aussehen kann, zeigten sie den sehr interessierten Jugendlichen in einer Ausstellung zu verschiedenen Themenbereichen - von über sexuell übertragbare Krankheiten über ungewollte Schwangerschaften bis hin zu einer "Prostituierten"- und Kondom-Ecke. Dabei ließen die Schüler und Schülerinnen erstaunlich schnell ihre Scheu fallen und redeten locker über einen sonst tabubehafteten Sachverhalt. Informationen über HIV-Übertragungswege und Schutzmöglichkeiten gehörten ebenso zum Programm wie Verhütung oder die Aufbewahrung und die richtige Benutzung von Kondomen. Es wurde der Gebrauch von Kondomen geübt sowie Fragen zur Thematik beantwortet.

Die Achtklässler wurden in drei Kleingruppen aufgeteilt, in denen sie die verschiedenen Stationen durchliefen. Das Programm umfasste neben der Ausstellung und dem Sinnes-Parcours noch einen Film, der zum Thema Sexualität und HIV gezeigt wurde. Anschließend reflektierten die Schüler ihr neues Wissen in gemeinsamen Gruppenarbeiten. An der Sex- und Aids-Woche nehmen diese Woche die achten Jahrgangsstufen aus der Mittelschule und der Förderschule Kronach sowie aus der Mittelschule Oberes Rodachtal Steinwiesen teil. Tanja Biedermann, Klassenleiterin der 8 d der Gottfried-Neukam-Schule, war auch von der Notwendigkeit der Veranstaltung überzeugt. Dass sich das Angebot an die achten Klassen wendet, sei - ihrer Meinung nach - genau richtig, da gerade in diesem Alter Liebe und Sexualität anfingen, eine Rolle zu spielen. Das Alter verlagere sich dabei immer mehr nach vorn.

Und auch die teilnehmenden Jugendlichen fanden die Projektwoche sinnvoll. "Ich finde die Veranstaltung gut. Sie hat Spaß gemacht, war aber auch sehr informativ und interessant. Man hat viel dabei gelernt, was man noch nicht wusste. Es war eine gute Mischung aus Information und Spielerischem", lobt Lena. Ähnlich sieht es auch Jasmin. "Die Veranstalter haben sich Mühe gegeben und unsere Fragen beantwortet. Das fand ich gut", so die Achtklässlerin. Die Initiatoren kündigen an, das Projekt auch in den kommenden Jahren aufrecht erhalten zu wollen.