Das Europäische Flakonglasmuseum in Kleintettau soll für eine DDR-Dauerausstellung erweitert werden. Vor kurzem kam der lange erhoffte Förderbescheid.
Welche Schönheitsideale galten für Frauen in der ehemaligen DDR? Welche Parfüms und Kosmetika benutzten sie? Vor wenigen Wochen jährte sich der Mauerfall zum 30. Mal. Die Parfüms sind dabei eher flüssige und flüchtige Erinnerungen. Das soll sich nun mit einer DDR-Dauerausstellung, die im nächsten Jahr ins Europäische Flakonglasmuseum integriert wird, ändern. Zuvor aber wird das Museum in der Heinz-Glashütte in Kleintettau um rund 70 Quadratmeter erweitert. Diese Maßnahme ist notwendig, um für die DDR-Ausstellung den erforderlichen Platz zu schaffen.
Die Duftwässer und Kosmetika der DDR gab es, aber nicht jeder bekam sie. Sie waren etwas für besondere Anlässe. Wie der Vorsitzende der Glasbewahrer, Carl-August Heinz erklärte, soll in der DDR-Dauerausstellung darüber und über die verschiedenen Duftwässer, Kosmetika und deren gläsernen Verpackungen informiert werden. Es soll mit diesem Vorhaben zudem die Geschichte des Parfüms zu DDR-Zeiten dokumentiert werden.
Den Vorurteilen begegnen
Schon jetzt können sich die Parfüm- und Museumsliebhaber auf über 1200 verschiedene Flakons und Kosmetiktiegel freuen. Es wird das edelste, originellste und revolutionärste an Kosmetik aus dem einstigen Arbeiter- und Bauernstaat präsentiert werden. Es wird auch Vorurteilen, wie beispielsweise DDR-Parfüms hätten einen komischen Geruch oder die Verpackungen aus Glas waren schmucklos etc., entgegentreten.
Carl-August Heinz ist erleichtert, dass nun mit dem Erhalt des Leader-Förderbescheids in Höhe von rund 100 000 Euro in Verbindung mit dern vorher von der Landesstelle für Museen und der Oberfrankenstiftung erteilten Förderzusagen in Höhe von über 80 000 Euro die Erweiterung des Glasmuseums in Angriff genommen werden kann. Lange haben die Glasbewahrer auf diesen Bescheid gewartet. Die noch vorhandene Deckungslücke in Höhe von fast 50 000 Euro muss durch Eintrittsgelder, Mitgliedsbeiträge und Spenden geschlossen werden.
Carl-August Heinz ist dankbar gegenüber der Sammlerin aus Gera. Diese habe den Glasbewahrern die Flakons aus DDR-Zeiten zur Verfügung gestellt. Sie sei überzeugt, so Heinz, dass das Flakonglasmuseum der richtige Platz für die Aufbewahrung dieser kostbaren Stücke sei. Viele der Flakons seien zu DDR-Zeiten in der Piesauer Glashütte produziert worden, so Heinz. Daher haben die Ausstellungsstücke auch eine besondere Bedeutungen für die Glasbewahrer und ihn. Denn abgesehen, dass Piesau als Kosmetikglashütte der DDR galt, sei das Werk auch im Jahre 1622 durch einen Vorfahren von Carl-August Heinz gegründet worden. Und mittlerweile befindet sich die Piesauer Glashütte wieder im Familienunternehmen Heinz-Glas.
Im Europäischen Flakonglasmuseum wurden rund 6000 Besucher seit Anfang 2019 gezählt. Es könnten mehr sein, so Carl-August Heinz. Für ihn steht fest, dass das Glasmuseum ebenso wie das Tropenhaus "Klein Eden" unter der mangelhaften Verkehrsanbindung leiden. Der Weg nach Kleintettau sei nach der Autobahnausfahrt einfach zu lang. Aufgrund gesetzlicher Lenkzeiten etc. müssten Busunternehmen aus Regionen mit über 100 Kilometer Entfernung schon zwei Fahrer für einen Ausflug in den Tettauer Winkel einsetzen. Das sei wiederum mit höheren Kosten verbunden, die viele Tagesausflügler nicht akzeptieren. Für einen Mehrtagesausflug in die Region, die eigentlich viel zu bieten habe, fehlten Übernachtungsmöglichkeiten.
Begrüßen würde es Carl-August Heinz auch, wenn sich im nächsten Jahr verstärkt Berufsschulklassen im Glasmuseum einfinden würden. "Es geht schließlich um Tradition, um Geschichte, um Arbeitsplätze und um künftige Fachkräfte in der Glasindustrie." Für ihn steht aber auch fest, dass das Flakonglasmuseum in Verbindung mit einem Porzellanmuseum weiter wachsen kann. Nicht zuletzt deshalb sei der Wunsch nach einem Glaskompetenzzentrum vorhanden, das in der ehemaligen neuen Porzellanfabrik in Tettau eingerichtet werden könnte. Hier wurden vor wenigen Wochen die ersten Planungen im Gemeinderat vorgestellt.