Sascha Fleischmann hat in den vergangenen Jahren die erfolgreiche Spedition SFT in Küps aufgebaut. Zwei seiner Laster sind etwas ganz Besonderes.
Wenn Sascha Fleischmann mit seinem Laster vorfährt, dann geht ein Raunen durchs Publikum. Nicht wegen der 540 PS und 13 Liter Hubraum des Volvo, sondern weil ihnen Phil Collins ernste Blicke zuwirft. Sascha Fleischmann hat einen ganz besonderen Lastwagen: Verschiedene großformatige Konterfeis des legendären Genesis-Drummers zieren die Seiten und die Rückwand des Maschinenwagens, von Airbrush-Künstler Jörg Wolke aufs Blech gesprüht. Mit diesem Blickfang heimst Fleischmann bei Trucker-Treffen jede Menge Pokale ein.
Der Küpser achtet jedoch darauf, dass er eine Tour in die Nähe des jeweiligen Treffens hat. Dort koppelt er den Auflieger ab, poliert den Maschinenwagen außen und innen auf Hochglanz - "Da lasse ich keinen ran, den wasche ich selber!" - und dann kann die Show losgehen. Die Leute staunen. Ohne Pokal fährt Sascha Fleischmann nie nach Hause.
Ein Kraftakt
Den Truck optisch so zu verändern, ist ein ganz schöner Kraftakt: finanziell und zeitlich. Fleischmann kaufte den dreiachsigen "naked Truck", der ganz in Weiß dastand, für 120 000 Euro. Dann machten sich niederländische Spezialisten über die Metallflächen und die Sattelplatte her: Riffelbleche, eine neue Rückseite, die Rückwand geglättet, neue Seitenbleche hinter der Vorderachse. Jetzt ging's zu Airbrush-Künstler Jörg Wolke aus Schmalkalden. Der hat sich in der Szene einen Namen gemacht. Was Wolke auf den weißen Lack zauberte, lässt die Fans staunen.
Den Feinschliff im Führerhaus gab's im Autohof Berg. Hochwertiges Leder und eine edle Ausstattung sorgen für Wohlfühl-Atmosphäre. Und die genießt ausschließlich der Chef von SFT, Sascha Fleischmann: "Den Truck fahre nur ich!" Etwa 40 000 Kilometer pro Jahr. Mehr geht nicht, denn er muss sich auch darum kümmern, dass seine Spedition läuft. Bei der Ausstattung des Lasters wurde auch auf das kleinste Detail geachtet: So sind Drum-Sticks mit dem Autogramm von Phil Collins an der Seite des Fahrersitzes angebracht. Sascha Fleischmann ist Fan des britischen Schlagzeugers, Sängers und Schauspielers und Fleischmann war begeisterter Trommler bei den "Echt'n Kroniche Hous'nküh". Diese Leidenschaft musste zurückstehen, als er seine Firma SF Transporte aufbaute.
Er stiehlt allen die Show
Wenn der Phil-Collins-Truck bei einem Treffen steht, dann können die anderen einpacken. 2014 waren die Umbauten, die eine ordentliche fünfstellige Summe gekostet haben, fertig. Im gleichen Jahr wurde er zum Deutschen Meister gekürt und es gab jede Menge weiterer Pokale. Vergangenes Jahr wurde Fleischmann nach Vaasa in Finnland eingeladen. Der Veranstalter übernahm die gesamten Kosten des Transfers, um den Super-Truck präsentieren zu können. 280 Laster standen bei der Show, doch absoluter Liebling der 38 000 Besucher an diesem Wochenende war - na wer wohl? - der Phil-Collins-Laster! Dafür gab's einen riesigen Pokal. Darauf ist Fleischmann so stolz wie auf den Preis, den er bei der Master-Truck-Show in Opole (Polen) erhielt. Dort kamen am Show-Samstag 115 000 Besucher.
Der Hauben-Laster
Fleischmann hat noch einen weiteren Laster mit Special-Effekt-Lackierung: einen Hauber mit "Fluch der Karibik"-Motiven. Haubenlaster sind in Deutschland selten, weil die maximale Länge eines Gespanns nur 16,5 Meter betragen darf - und die Haube "frisst" Laderaum. Das heißt, der Sattelauflieger muss kürzer sein, weshalb weniger Paletten transportiert werden können. Den Truck kaufte er 2005 in den USA und ließ ihn in den Niederlanden für die deutsche Zulassung umbauen. Wolke und der Autohof Berg sorgten für Farbe auf der Außenhaut und im Innenraum.
Dabei konnte der Schmalkaldener Künstler den Küpser Spediteur davon überzeugen, den "Fluch der Karibik" aufs Blech sprühen zu dürfen. Denn eigentlich wollte Frankreich-Fan Fleischmann Motive vom Gardasee oder von Frankreich auf dem Hauber haben. Davon kam er aber ab, weil viel Fläche zu sprühen war.
Die Zuschauer bei den nächsten Präsentationen fielen nicht aus allen Wolken, als sie Wolkes Arbeit sahen - sie waren hellauf begeistert. "Der Hauber war bei den nächsten Treffen meistens schönster Laster", blickt Fleischmann zurück und zeigt auf die Pokale "Deutscher Meister" sowie "Supercup-Sieger".
Woher kommt der Erfolg der Spedition? "Wir haben namhafte Firmen aus der Region als Auftraggeber. Die schätzen unsere Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, denn oft stehen am Zielort große Kräne zum Entladen. Und die sollen nicht warten, denn das kostet Geld", sagt der 46-jährige Firmenchef, der gleich am nächsten Tag mit Phil Collins auf große Fahrt geht.
Die rasante Entwicklung von SF Transporte
1998 Sascha Fleischmann startet mit einem Sprinter zu eiligen Kurierfahrten für Automobil-Zulieferer. Der erste Laster wird bestellt, der Lkw-Führerschein gemacht.
2003-2005 In Weidhausen wird eine Halle gemietet, weil die Firma immer weiter expandiert.
2005-2008 Das ehemalige Recticel-Gebäude in Küps wird zuerst gemietet, dann gekauft und umgebaut.
2011 Kauf des ehemaligen Sägewerks und Umbau der Halle in Küps
2016 22 Laster, zwei Sprinter, drei Busse und fünf Caddies fahren für SFT. Die Mitarbeiterzahl ist seit 1998 von eins auf 50 angewachsen.