Eine Tochter hat ihre Kontovollmacht missbraucht und den 81-Jährigen aus dem Kreis Kronach um fast 25 000 Euro erleichtert. Weil die Rechnungen nicht bezahlt wurden, drohte sogar der Rauswurf aus dem Pflegeheim.
Das Schmerzhafteste an einem Verrat ist, dass er nie von einem Feind begangen wird. Wie viel Wahrheit in dieser Lebensweisheit steckt, musste der Bewohner eines Pflegeheims aus dem Landkreis Kronach auf schmerzhafte Art erfahren.
Der 81 Jahre alte Senior hatte seiner Tochter eine Kontovollmacht erteilt, damit die seine Rechnungen bezahlt. Doch sie steckte das Geld - insgesamt fast 25 000 Euro - in ihre eigene Tasche. Am Ende stand der ältere Herr so mittellos da, dass er sogar seinen Heimplatz zu verlieren drohte.
"Das ist eine relativ erschlagende Beweislast", fasst Strafrichter Christoph Lehmann am Donnerstag im Sitzungssaal des Amtsgerichts Kronach zusammen. Gerade hat Staatsanwalt Matthias Jakob die Anklage - gewerbsmäßige Untreue in 153 Fällen - Punkt für Punkt verlesen. Dafür hat er geschlagene 20 Minuten gebraucht.
Auch Sparbücher aufgelöst
Die Beschuldigte hat von Januar 2017 bis Oktober 2018 immer wieder zwei- bis dreistellige Beträge vom Konto ihres Vaters abgehoben - zeitweise mehrmals am Tag. Weiter hat die Mutter von zwei Söhnen die Kontovollmacht benutzt, um Forderungen diverser Inkasso-Unternehmen zu begleichen. Weil die schmale Rente des Opfers irgendwann nicht mehr ausgereicht hat, löste die Pflegehilfskraft auch noch zwei Lebensversicherungen und zwei Sparbücher auf.
Lediglich 150 Euro Taschengeld hat der Senior, der von all dem keine Ahnung hatte, in besagtem Zeitraum von seinem Geld gesehen. Die Vergehen der 43-Jährigen flogen erst auf, nachdem auf das Konto des Pflegeheims über Monate kein Geld mehr eingegangen war. "Das Heim hat sich an mich gewandt, weil Kosten offen waren und die Kündigung ins Haus stand", erzählt die gesetzliche Betreuerin, die inzwischen das Konto des Rentners verwaltet.
Beim Blick auf die Kontoauszüge habe sie schnell festgestellt, dass die Rente zwar jeden Monat eingegangen, doch niemals etwas davon an das Pflegeheim überwiesen worden war. Stattdessen sei das Geld durch zahlreiche Überweisungen und Auszahlungen verschwunden.
"Ich geb's zu, dass diese ganzen Überweisungen von mir waren", räumt die Angeklagte ein. "Mein Mann hatte einen Unfall und war krank. Es hat finanziell etwas gehapert", versucht sie sich an einer Erklärung. Außerdem habe ihr Vater ja gesagt, dass sie sich etwas nehmen könntet, falls sie es braucht.