Nach fünf Jahren in der Ludwigsstädter Kirchgemeinde wird Pfarrer Albrecht Bischoff in den Ruhestand verabschiedet.
Die Grußworte sind bei Veranstaltungen normalerweise der Teil, dessen Ende das Publikum gar nicht abwarten kann. Bei der Verabschiedung des Ludwigsstädter Pfarrers Albrecht Bischoff am Sonntag nachmittag war es genau anders herum. Als Dekanin Dorothea Richter am späten Nachmittag bei der Moderation der Grußworte und Dankesreden beim Verabschiedungsfest im Gemeindezentrum Schafstall den letzten Redner aufgerufen hatte und nach weiteren Interessierten fragte, klang sie fast ein wenig enttäuscht. Zuvor hatte Peter Hauptmann ganz persönlich und als Katholik noch einen letzten Redebeitrag geliefert, der zugleich Abschluss und Höhepunkt des Grußwortmarathons war. In einer akribisch vorbereiteten kabarettistisch gewürzten Rede machte er sich daran, Albrecht Bischoff nachzuweisen, dass dieser als Bischoff - epsicopus - doch auch ein guter Katholik gewesen wäre. Das habe er sich vorgenommen, weil Bischoff ihn doch vor einiger Zeit davon überzeugt habe, er selbst, Hauptmann, wäre auch ein guter Protestant gewesen.
Dieser Redebeitrag war symptomatisch für die Stimmung, die herrschte - Gemeinschaft von Katholiken, Protestanten, Nichtgläubigen, Kirchgemeinde und Kommune. "Weil man immer an einem Strang gezogen habe", so der - jetzt - ehemalige Pfarrer in Richtung von Ludwigsstadts Rathauschef Timo Ehrhardt.
Selten war die Michaeliskirche so voll wie an diesem Nachmittag zwei Stunden zuvor, lediglich in der obersten Empore waren Plätze frei. Zu den Ludwigsstädtern hatte sich eine zwei Dutzend Frauen und Männer starke Delegation Geistlicher gesellt, die zusammen mit Pfarrer Bischoff in die Kirche einzogen. Unter ihnen war auch der Nordhalbener Pfarrer Hans-Peter Göll, der bis auf Weiteres Ludwigsstadt auf einer halben Pfarrstelle mit betreuen wird. Auf diese Lösung für die Zeit der Vakanz wies Dekanin Richter besonders hin.
Pfarrer Bischoff gestaltete seinen Verabschiedungsgottesdienst selbst - emotional und zugleich erfrischend. In seiner Predigt betonte er die Gnade Gottes und Gottes Zuständigkeit für die Menschen. Dekanatskantor Sigurd Knopp und der Männergesangverein Steinbach an der Heide - diesmal ohne die Stimme von Chorsänger Albrecht Bischoff - hatten den Gottesdienst eigentlich musikalisch gestaltet. Doch erst brachten Sigurd Knopps SMS-Chor mit einem Überraschungslied die Emotionen in Wallung. Und zum Ende zogen überraschend die Ludwigsstädter Kindergartenkinder ein und verabschiedeten den "Pensoniär" mit einem Segenslied, ehe sie mit dem Rennsteiglied auszogen. Zuvor luden sie noch eine schwere Last ab - einen Rucksack mit Köstlichkeiten aus der Region, den der Pfarrer gleich aufsetzte.
Der Musik nicht genug - draußen im Kirchhof wartete schon die Stadtkapelle mit ein paar Ständchen. Albrecht Bischoff war an diesem Tag ganz in seinem Element, einfach unter Menschen, als er sich mit dankenden Worten verabschiedete. "Als ich damals nach Ludwigsstadt kam, hatte ich den Eindruck, dass die meisten am liebsten alles hingeschmissen hätten", begann er seinen Rückblick.
Nur fünf Jahre später sieht es nun ganz anders aus: Mit seiner Zeit als Pfarrer in Ludwigsstadt prägte er eine ganze Epoche, hatte Bischoff doch hier an seiner letzten Pfarrstelle "aus der Fülle seines Wissens und seiner Fähigkeiten schöpfen können", so Dekanin Richter über ihren Stellvertreter. "Ich bin sehr froh, dass die Regionalbischöfin Dorothea Greiner Pfarrer Bischoff damals davon überzeugen konnte, nach Ludwigsstadt zu kommen." Und wie wohl ganz Ludwigsstadt bedauerte sie, dass er - wegen seiner Enkel - seinen Ruhestand nicht noch um zwei Jahre hinauszögern wollte, um in Ludwigsstadt verlängern. Zugleich weitete sie ihr Bedauern auch auf Ehefrau Elisabeth Bischoff aus, die sich der Aufgabe als Pfarrfrau bewusst gestellt habe.
Doch im Abschied gab es noch einen Trost. Er werde Ludwigsstadt verbunden sein und weiter beim Männerchor mitsingen. Und andererseits haben sich die ersten Gemeindeglieder schon zum Besuch in seiner alten und neuen Heimat Kulmbach angemeldet.
mm