Orgelspaziergang durch die Jahrhunderte

1 Min
Ihr Debüt als Solo-Organistin im Rahmen ihrer ersten Konzertreihe absolvierte die junge Hofer Kirchenmusikerin Januka Gunaratnam erfolgreich auf der Rieger-Orgel in Nordhalben. Foto: Norbert Neugebauer
Ihr Debüt als Solo-Organistin im Rahmen ihrer ersten Konzertreihe absolvierte die junge Hofer Kirchenmusikerin Januka Gunaratnam erfolgreich auf der Rieger-Orgel in Nordhalben.  Foto: Norbert Neugebauer

Ein gelungenes Debüt zum Auftakt ihrer ersten Konzertreihe gab die 26-jährige Januka Gunaratnam mit einem Programm von Barock bis Moderne in der Nordhalbener Bartholomäus-Kirche.

Die mehrfache Preisträgerin von "Jugend musiziert", deren Eltern aus Sri Lanka an die Saale kamen, studiert Religionspädagogik und beendet derzeit ihre Ausbildung als Kirchenmusikerin mit Abschluss C.

Als "junges Talent auf der jungen Rieger-Orgel" stellte sie Moderator Michael Wolf vor, der möglicherweise weitere Musiker am Beginn ihrer Karriere im Rahmen der Nordhalbener Kirchenkonzerte folgen.
Zusammen unternahmen Organistin, Moderator und Publikum eine Zeitreise von den großen Komponisten des 17. Jahrhunderts bis zu den gegenwärtigen Autoren.

Ergänzend zum musikalischen Part gab Wolf Erläuterungen zu den Komponisten und ihren Lebensumständen. Während die Barock-Orgelmeister als Stars ihrer Zeit Spitzengehälter von 700 Taler im Jahr von ihren Arbeitgebern einstecken konnten, musste der unbekannte Stadtkantor von Hof mit 27 Talern seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht bestreiten.


Dietrichs Buxtehudes "Toccata und Fuge F-Dur", Johann Sebastian Bachs "Jesu bleibet meine Freude" sowie Georg Friedrich Händels "Largo" interpretierte die Organistin mit feinem Gespür für die Spiritualität der Stücke, bei Bachs "Erbarm dich mein, o Herre Gott" gefiel ihre schön nuancierte Basspedal-Rhythmik.

Nach der auch für Organisten üppigen Barockzeit geriet die Zunft durch den im Gottesdienst stark zunehmenden Gemeindegesang mehr und mehr in den Rang unbedeutender Begleitmusiker. Entsprechend bescheiden ist auch das Orgelwerk des 18. Jahrhunderts.

Knapp bemessen im Konzertprogramm blieb dann als einziges Beispiel der (Wiener) Klassik Justus Heinrich Knechts "Nachspiel in d-Moll". Erst mit der aufkommenden Romantik bekam die Orgel mit ihren gestalterischen Möglichkeiten neue Freunde im geistlichen wie weltlichen Sektor. Mit Emotion spielte Gunaratnam Gustav Merkels "Präludium in G-Dur", Josef Rheinbergers "Cantilene aus der Sonate Nr 11 Op. 148" und Louis Viernes "Communion Op. 8".

Nach den impressionistischen Klängen des ausgehenden 19. Jahrhunderts zeigte sich die "Königin der Instrumente" und ihre Tonschöpfer auch den Anforderungen der Neuzeit gewachsen. Gleiches galt für die Debütantin. Weder das kraftvolle "Vivo" aus "Präambel und Interludien" von Hermann Schröder, noch die expressionistische, hymnische "Prelude romantique" von Ludger Stühlmeyer bereiteten der Organistin Probleme, beides spielte sie technisch einwandfrei und mit Ausdruckskraft. Die Zuhörer dankten ihr mit Applaus.