Uwe und Silke Böhm aus Au betreuen eine fünfköpfige Familie aus Syrien. Die ist seit fünf Monaten in Deutschland und will sich integrieren.
Die fünfköpfige Familie Alhay Mawas aus der zerstörten syrischen Stadt Aleppo ist - nach einer langen Odyssee - in Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes "angekommen". Das ist auch ein Verdienst von Uwe und Silke Böhm aus Au, die dem freundlichen Ehepaar und den aufgeweckten Kindern nicht nur voll ausgestatteten Wohnraum zur Verfügung gestellt haben, sondern ihre neuen Mieter auch nach Kräften bei Behördengängen, beim Einkaufen und vielen anderen Dingen unterstützen.
"Um die Leute, die zu uns kommen, muss man sich kümmern", sagt Uwe Böhm. Solche "Kümmerer" bräuchte es viele. Dann würde die Integration auch funktionieren. Dessen ist sich das Ehepaar Böhm sicher.
Die Mutter Uwe Böhms, die im Nachbarhaus wohnte, starb im vergangenen Jahr. Die Wohnung war voll eingerichtet. Das Haus sollte nicht leer stehen. Deshalb wandte sich Böhm ans Landratsamt, wollte Flüchtlinge aufnehmen. Er wünschte sich, dass eine Familie Unterschlupf finden sollte, jedoch keine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Einzelpersonen.
Sein Wunsch ging in Erfüllung, denn ihm wurde die Familie Alhay Mawas zugeteilt. Die stammt aus der zerstörten syrischen Stadt Aleppo, ihr Haus wurde durch Bomben vernichtet. Die Familie floh. Der 38-jährige Mohammed, der in einem Schuhfachgeschäft und als Schneider gearbeitet hatte, nahm das Ersparte. Zusammen mit seiner Frau Diana und den drei Kindern machte er sich auf den Weg. Ein Jahr lang blieb man in der Türkei, bis es gelang, mit Hilfe von Schleppern, denen der Familienvater 3000 Euro für ihre "Dienste" gab, über die Balkanroute - Serbien, Mazedonien und Ungarn - nach Deutschland zu kommen. Doch damit war die Odyssee noch lange nicht beendet.
Fürsorgliche Vermieter
Erster Anlaufpunkt in der Bundesrepublik war Trier. Dort nahm die Polizei der syrischen Familie Familienbuch und Pässe ab. Die hat sie bis dato noch nicht zurück. Deshalb stehen im vorläufigen Ausweis auch falsche Geburtsdaten der beiden jüngsten Kinder. Über Schweinfurt und Bad Neustadt kam die Familie nach Au. Da fühlen sich die fünf sichtlich wohl, denn im Ehepaar Böhm haben sie sehr fürsorgliche Vermieter. Silke Böhm fährt die kleine Sama zum Küpser Kindergarten und holt die Sechsjährige am Nachmittag wieder ab. Sie begleitet Mutter Diana zur Küpser Schule, wenn wegen der zehnjährigen Tochter Tasmin oder des achtjährigen Sohns Asad etwas zu regeln ist. "Fast jede Woche kommt irgendein Behördenschreiben, natürlich in Deutsch. Da führe ich Telefonate und fahre die Diana auch dorthin", erzählt Silke Böhm. Ihr Mann Uwe fuhr mit Mohammed nach Schweinfurt, weil man dort testen wollte, ob die Familie wirklich aus Aleppo stammt. Ein arabisch sprechender Übersetzer stellte Fangfragen. Dass Mohammed wirklich aus Aleppo stammt, merkte der Fachmann sehr schnell.
Inzwischen ist das Asylverfahren der Familie Alhay Mawas positiv beschieden. Das bedeutet aber auch, dass die fünf Syrer wieder aus dem Haus der Böhms hätten ausziehen müssen. Neue Asylsuchende wären einquartiert worden. Das wollten die Böhms nicht, denn die Familie Alhay Mawas ist ihnen inzwischen auch ein bisschen ans Herz gewachsen. Also regelte es Uwe Böhm, dass der Vertrag mit dem Landratsamt im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst wurde. Das Jobcenter als neue Behörde segnete den Mietvertrag ab und übernimmt auch die Kosten.
Moslems und Christen
Vater, Mutter und die drei Kinder lernen schon eifrig Deutsch, können sich bereits einigermaßen verständigen. Die Kinder kommen aus der Schule schon mit manchem Ausdruck in Dialekt nach Hause. Die Erwachsenen absolvieren Integrationskurse, wollen sich in ihrer neuen Heimat einbringen und so schnell wie möglich Arbeit finden. Auch da hat Uwe Böhm für Mohammed schon ein Angebot parat: Weil Uwe Böhm Fliesenlegermeister mit eigenem Geschäft ist und einen so tüchtigen und umgänglichen Mann wie Mohammed gut gebrauchen kann, wird er ihm nach dem Integrationskurs ein Praktikum in seiner Firma anbieten. Und wenn sich Mohammed da einigermaßen gut anstellt, wovon Uwe Böhm überzeugt ist, dann hat der Familienvater den Job.
Die vielen guten Tipps, die die Syrer vom Ehepaar Böhm erhalten haben, geben sie gerne weiter, denn in Küps mit seinen Ortsteilen haben einige syrische Familien Unterschlupf gefunden. Mit denen trifft man sich und versteht sich. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass die Alhay Mawas Moslems sind, andere Syrer Christen. Das ist vollkommen nebensächlich. Ihnen wird geholfen - und sie helfen anderen, kümmern sich um sie. Damit kann die Integration gelingen.