Die Bilder der Küpser Vierlinge, die 1935 zur Welt kamen, gingen um die Welt. Von den vier Zimmerlein-Mädchen lebt heute nur noch Margareta Hetz. Sie blättert in ihrem Fotoalbum und erinnert sich.
Der Rummel um sie war groß. "Es gab keine Zeitung, in der wir nicht waren", erinnert sich Marga Hetz. Heute will sie sich aber nicht mehr fotografieren lassen. "Alleine nicht", sagt sie. Schließlich ist sie die einzige der Küpser Vierlinge, die noch lebt.
1935 waren sie und ihre drei Schwestern "die Sensation". Vierlinge gab es schließlich damals und gibt es auch heute noch immer nicht so häufig. Für Marga Hetz war das aber alles nichts Besonderes: "Wir war'n halt vier Madla", sagt sie.
Zwei kamen am 30., zwei am 31. Dezember 1935 zur Welt. Sie selbst war die Zweitgeborene, vor ihr kam Erika zur Welt, Henriette und Marianne folgten. Reporter haben sich bei den Zimmerleins - so Marga Hetz' Mädchenname - die Klinke in die Hand gegeben.
Fotoalbum Sie blättert ihr Fotoalbum auf - der Küpser Fotograf Hans Rebhan hatte für jedes der Mädchen eines
gemacht und ihnen geschenkt: Die vier liegen als Säuglinge nebeneinander, posieren als Kleinkinder in den gleichen karierten Kleidchen für den Fotografen oder springen mit den gleichen kleinen Schürzchen im Kreis. Immer wieder findet sich unter den Bildern der Aufdruck "Die Vierlinge von Küps". Die Mädchen waren nämlich eine Art Aushängeschild für Küps, auf den Postkarten der Gemeinde fand sich lange immer ein Bildchen von ihnen. Doch nicht nur durch Postkartengrüße, sondern eben auch durch das mediale Aufsehen grüßten die Vierlinge aus Küps also in die ganze Welt.
"Aber irgendwann später mochten wir dann nicht mehr", sagt Marga Hetz und ergänzt: "Wir waren auch nichts anderes, wir mussten auch auf die Arbeit wie die anderen Leut'."
Immer gleich angezogen Die ersten Jahre waren alle vier immer gleich angezogen.
"Bis zum Kinderbeichten - dann hatte jede ein bisschen einen anderen Geschmack", erinnert sich Marga Hetz. Und dennoch haben sie sich auch im Alter noch ab und zu dabei ertappt, dass der Geschmack in die ähnliche Richtung ging. Vom 60. Geburtstag beispielsweise findet sich ein Bild, auf dem alle vier Schwestern schwarze Röcke, weiße Blusen und ähnlich gemusterte Westen tragen.
Auseinander halten kann man die Geschwister als Außenstehender kaum - egal, in welchem Alter. "Doch, doch - die Küpser konnten uns schon auseinander halten. Aber, wenn wir unterwegs waren, haben die Leute manchmal schon komisch geguckt. Einmal waren wir auf einem Ausflug und eine nach der anderen ist auf die Toilette.
Da gab es schon viele irritierte Blicke", erzählt Marga Hetz mit einem verschmitzten Lachen.
Sie selbst sagt, dass sich drei der Geschwister sehr stark ähnlich sahen, seien nach der Mutter gekommen, Henriette hingegen sei ein klein wenig aus der Reihe getanzt: "Sie kam mehr nach unserem Vater, hatte als einzige glatte Haare", erklärt Marga und deutet auf ein Foto.
Kleiner "Familienbetrieb" Mit Zwillingen haben ihre Eltern damals gerechnet, doch plötzlich waren es nicht nur zwei, sondern gleich vier Kinder. "Sie hatten ja vorher schon zwei Kinder, eines ist schon bei der Geburt gestorben, das andere als Kleinkind." Unterstützung habe das Ehepaar Zimmerlein damals von der ganzen Familie erhalten.
Marga Hetz spricht sogar augenzwinkernd von einem "Familienbetrieb".
Alle vier sind ihr Leben lang in Küps wohnen geblieben, nur Marga war verheiratet, hat zwei Buben und drei Enkelkinder, Henriette hatte einen Sohn. Mehrlingsgeburten gab es in der Familie aber nicht mehr.
Die Vierlinge waren von klein auf immer zusammen, gingen gemeinsam in die Volksschule und zu Veranstaltungen. "Wir sind miteinander fort zum Tanz und auch wieder miteinander heim", erzählt Marga. Lediglich beruflich haben sie unterschiedliche Wege eingeschlagen: "Ich war Schneiderin, Henny war in der Porzellanfabrik und Marianne und Erika beide im Büro."
Täglich zum Kaffe getroffen Die Interessen waren immer die gleichen - selbst im Rentenalter haben sich die vier noch jeden Tag zu Kaffee und Kuchen getroffen. Trotzdem hat es natürlich auch mal Streitigkeiten gegeben.
Dann haben meistens jeweils zwei zusammengehalten. "Aber lang waren wir uns nie bös'."
Bei so einer engen Bindung ist es für Marga Hetz "natürlich nicht leicht", dass die anderen drei bereits gestorben sind. "Das ist schon nicht so einfach", sagt sie. Mit dem Tod von Erika 2001 sind die drei anderen Geschwister noch mal enger zusammengewachsen, genau wie bei Henriettes Tod 2002. Marianne ist letztlich 2010 gestorben.
Dennoch ist Marga heute ein lebensfroher Mensch - und fit noch dazu. "Naja, man geht halt mal in die Gymnastikgruppe, dann kommt mal eine Freundin oder man geht wohin", beschreibt sie ihren Alltag. Der Rummel hat sich gelegt. Und trotzdem wird sie noch ab und zu erkannt. "Du bist doch aana ve di Küpser Vierling", werde sie dann gefragt.