Auf dem Genfer Autosalon stellt die Firma Ruf einen besonderen Sportwagen vor. Dass der Prototyp rechtzeitig fertig wurde, liegt auch an MTA Prototyping.
Stolz zeigt Timo Michel das Bild mit ihm und Alois Ruf vor dem CTR 2017. Der knallgelbe Sportwagen aus Rufs Edelkarossen-Schmiede ist selbst für den Genfer Autosalon ein besonderes Schmuckstück. Dass er dort noch bis Sonntag präsentiert werden kann, liegt auch an der Firma von Michels Ehefrau Anita; MTA Prototyping aus
Nordhalben sprang nämlich in letzter Sekunde in die Bresche. "Wir hatten eineinhalb Wochen für ein komplettes System. Wir haben 24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche gearbeitet. Es war schon stark, was jeder aus dem Team da geleistet hat", blickt Michel heute noch mit einem ungläubigen Blick zurück.
Nur 30 Stück des beinahe 900 000 Euro teuren und 710 PS starken Ruf CTR 2017 sollen produziert werden. "Nach dem zweiten Messetag war er schon komplett ausverkauft", berichtet der Nordhalbener von seiner Stippvisite am Messestand.
Hommage an Kultauto
Dass die an einen Ruf-911er Porsche aus den 1980er Jahren, den "Yellow Bird", angelehnte gelbe Rakete überhaupt zum Verkaufsschlager werden konnte, war auch dem kurzfristigen Einsatz von MTA zu verdanken. Die Firma aus dem Frankenwald, bekannt für ihre Arbeiten unter anderem im Bereich des 3D-Drucks für Prototypen, musste die komplette Beleuchtung des Wagens quasi aus dem Boden stampfen. Entwicklung, Steuerung, größtenteils die Konstruktion - fast alles lag in den Händen des elfköpfigen MTA-Teams, wie Anita Michel erzählt. Und das musste von einem Tag auf den anderen an das heiße Eisen ran. Der Wagen war nicht fertig, und kein anderer wollte sich in der Kürze der Zeit an dem Auftrag die Finger verbrennen.
Bei Rufs Sportwagen ging es nämlich nicht einfach darum, nur schnell ein paar Lichter einzusetzen. Leuchtringe für das Tagfahrlicht winden sich wie Heiligenscheine um die silbergrauen "Augen" des CTR. Das Bauteil hat eine so ausgefallene Farbe, dass die Mischung für den Kunststoff Michels Nervenkostüm strapazierte. Das Heck ist mit glutroten Lichtabdeckungen bestückt. "Die Blinker haben eine Wischfunktion", erklärt Timo Michel. Nichts Besonderes? Der Nordhalbener schmunzelt. Es sei schon etwas anderes als das, was bisher auf den Straßen zu sehen war. Die einzelnen LED-Lichter seien nicht zu erkennen, es sei ein völlig harmonisch ablaufender Lichteffekt auf einer homogen wirkenden Fläche. Und das Licht wirke orange, obwohl die Beleuchtungsanlage doch komplett rot durchgefärbt ist. "Das Licht wird so eingestreut, dass es die Farbe annimmt, die man gerade braucht", erklärt Michel. Um die Beleuchtungsanlagen unterzukriegen, mussten sogar Teile der Heckfront nebenher neu konstruiert werden.
Präzisionsarbeit
Doch der Aufwand für die Präzisionsarbeit hat sich letztlich gelohnt. Die Resonanz und die Anerkennung auf der Messe seien enorm gewesen, wie Timo Michel berichtet. Aus dem Spritzgussbereich hätten die Fachleute das eine oder andere gekannt, dass so etwas auch im 3D-Druck und im Prototypenbereich realisierbar ist, habe für große Augen gesorgt. Das größte Lob kam aber von Alois Ruf selbst. "Er hat gesagt, wir hätten das Projekt gerettet."
Der Auftraggeber gestattete MTA in der Folge sogar, mit der Produktion an die Öffentlichkeit zu gehen. Das ist für die Prototypen-Bauer aus Nordhalben extrem ungewöhnlich. Was die Firma fertigt, unterliegt üblicherweise der Geheimhaltung. Doch diesmal erfahren die Messebesucher, dass die Edelkarosse sie fränkisch "anblinzelt", wenn die Scheinwerfer eingehen.