Neues Leben für die Aufschlägermarter bei Dörfles

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Beim Abtransport der Marter zur Renovierung
Beim Abtransport der Marter zur Renovierung
 
 
Die Überreste der Marter hatten die Höhe eines fünfjährigen Kinds.
Die Überreste der Marter hatten die Höhe eines fünfjährigen Kinds.
 

In der Reihe "Fast vergessen" geht es diesmal um die Aufschlägermarter bei Dörfles.

Seit Menschengedenken zieht an den Bitttagen eine kleine Wallfahrt von Dörfles zur Wallfahrtskirche nach Maria Glosberg, um den Segen Gottes für die Fluren, für Mensch und Tier zu erflehen. Diesen religiösen Brauch pflegen die Bürger der Gemeinde noch heute. Auf dem Weg nach Glosberg werden kleine Rasten eingelegt und dabei Fürbitten und Gebete vorgetragen. Eine dieser Gebetsstationen erreichen die Wallfahrer nach dem Aufstieg über die Flur "Rödern" direkt an der Gemarkungsgrenze. Es ist eine alte Sandsteinmarter aus dem Jahre 1736, die am Rande des Hochwalds steht.

Als einziges Heiligenrelief befindet sich auf der Schauseite, dem Wallfahrtsweg zugewandt, das Gnadenbild der Glosberger Muttergottes. Noch vor 40 Jahren konnte man unterhalb des Bilds in einer kleinen Kartusche die Initialen STS lesen.
Die Jahreszahl der Stiftung 1736 befindet sich schwungvoll eingemeißelt an der Rückseite des Aufsatzes.

Anlässlich einer Inventarisierung der Martern im Landkreis 1973 bestätigten betagte Bauern, dass diese Marter als Aufschlägersmarter bezeichnet werde. Aufschläger war die frühere Bezeichnung für Zöllner. Weiterhin bestätigten die Bauern, dass ihre Vorfahren erzählten, dass sich hier ein Zöllner "entleibt" hätte. Um für das Seelenheil des Selbstmörders zu beten, ließen vermutlich die Angehörigen die Marter errichten.


Fast zerbröselt

Der Zahn der Zeit war nicht spurlos an diesem religiösen Flurdenkmal vorübergegangen. Mehrfach eingestürzt, ging der Schaft verloren. Provisorisch mörtelte man den Aufsatz mit dem stark beschädigten Sockel zusammen, um wenigstens diese Teile der Nachwelt zu erhalten. 1976 entsprach die Höhe der Barockmarter der Größe eines fünfjährigen Kinds.

Um die Marter wieder in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen, schlug der Kreisheimatpfleger - gleichzeitig Gemeinderat in Dörfles - eine Restaurierung im Gremium vor. Das befürwortete der Dörfleser Gemeinderat einstimmig. Nachdem ein Zuschuss vom Landkreis Kronach, dem Bezirk Oberfranken und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in Aussicht gestellt worden war, wurde die Arbeit an den akademischen Bildhauer Heinrich Schreiber vergeben.

Die Gemeinde übernahm das Auf- und Abbauen, den Transport und die Herstellung eines neuen Fundaments. Heinrich Fischer-Weiß erklärte sich bereit, mit seinem Bruder Johann den Abbau und den Transport der Steine ins Atelier zu übernehmen. Der Kreisheimatpfleger schaffte ein neues Fundament.

Wiederaufgestellt wurde die restaurierte Sandsteinmarter kurz vor den Bitttagen am 20. Mai 1976. Geweiht wurde sie bei der Kronacher Wallfahrt am 27. Mai, die dafür extra einen anderen Weg als sonst nahm.