Nationalpark Frankenwald: Grünes Licht für Konzeptphase?

3 Min
Wird der Frankenwald zum Nationalpark? Erstmals haben Interessengruppen über eine mögliche Konzeptphase diskutiert. Foto: Heck
Wird der Frankenwald zum Nationalpark? Erstmals haben Interessengruppen über eine mögliche Konzeptphase diskutiert.  Foto: Heck

Der CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner hat sich mit Interessenvertretern getroffen, um über eine mögliche Konzeptphase zu sprechen.

Nur wenn alle Interessengruppen zu Dialoggesprächen bereit sind, können Argumente für und gegen einen Nationalpark ausgetauscht werden. Am Freitag haben Nationalparkgegner und -befürworter dazu einen ersten Schritt gemacht und über eine mögliche Konzeptphase diskutiert.

"Wir sind sehr zufrieden, wie die ersten Gespräche verlaufen sind", sagt der Kronacher CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner, der einen möglichen Nationalpark Frankenwald in die Diskussion gebracht hat. Vorab hat er den Vorsitzenden der jeweiligen Interessengruppen einen Fragenkatalog zum Thema Nationalpark geschickt.


IHK ist für die Konzeptphase

Die Vertreter des IHK-Gremiums Kronach haben sich eindeutig für eine Konzeptphase positioniert. Das berichtet Hans Rebhan, Vorsitzender des IHK-Gremiums Kronach. Rebhan hat vorab seinen rund 30 Mitgliedern - Vertretern aus Industrie, Handel und Tourismus - den Fragenkatalog zugeschickt.
Laut Rebhan stehen viele Mitglieder seines Gremiums einem Nationalpark positiv gegenüber. Einige Mitglieder befürchten, dass Grenzwerte verschärft werden, beispielsweise wenn es um Lärmbelästigungen geht, oder dass Baumaßnahmen verhindert werden können.

Ein Nationalpark könne für die Region durchaus eine Chance sein, sofern dieser Industrie und Infrastrukturen nicht einschränkt. "Wenn es gelingt, unseren starken Wirtschaftsraum mit einer schützenswerten Natur in Einklang zu bringen, wäre es eine gute Sache", sagt Rebhan. Der Frankenwald habe Alleinstellungsmerkmale und diese gelte es herauszuarbeiten. Mögliche negative Folgen müssten beseitigt oder verringert werden.


Bedenken: Existenz ist gefährdet

Weniger positiv sieht die Lage bei den Vertretern der Holzindustrie aus. Reinhard Müller-Gei, Sägewerksbesitzer aus Wallenfels, berichtet, dass es ein konstruktives Gespräch gewesen sei. An der Haltung der Holzindustrie habe sich jedoch nichts geändert. "Es tun sich Gräben auf", sagt Müller-Gei. Bei manchen Lösungsansätzen könne er sich nicht vorstellen, dass sie verwirklichbar sind. "Wir haben ernste Bedenken, dass die Existenz des ein oder anderen Betriebes gefährdet ist, wenn der Nationalpark kommt", sagt Müller-Gei.
Mit einem Nationalpark Frankenwald müsste das Holz über längere Strecken transportiert werden, was mit Mehrkosten und Fuhrkapazitäten verbunden ist.

Geschäftsführer Klaus Müller-Gei betont in diesem Zusammenhang, wie umweltschädlich ein möglicher Nationalpark wäre. "Ein Nationalpark Frankenwald ist klimaschädlich, weil wir mehr CO 2 -Ausstoß und Treibhausgas haben. Ein bewirtschafteter Wald ist immer besser als ein nicht-bewirtschafteter", sagt er.
Einen weiteren Punkt, den man bei der Diskussion um den Nationalpark Frankenwald beachten müsse, ist, wie viele Flächen bereits stillgelegt sind, sagt Klaus Müller-Gei.


Fünf Prozent stillgelegte Flächen

Laut Leonhard Nossol, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Rohholzverbraucher (AGR), sind bereits fünf Prozent der Flächen still gelegt. Das habe er im Gespräch mit einem Mitarbeiter des Umweltministeriums erfahren. Für die Berechnung spiele die rechtliche Fläche keine Rolle, ausschlaggebend sei die tatsächliche Fläche. Deshalb besteht kein weiterer Handlungsbedarf.

Peter Klinger, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Frankenwald (WBV), hat am Freitag ebenfalls an dem Gespräch teilgenommen. Die WBV Frankenwald steht einem möglichen Nationalpark im Frankenwald kritisch gegenüber. Mehr war auf Nachfrage unserer Zeitung noch nicht zu erfahren. Sichtlich zufrieden kamen die Frankenwald-Tourismus-Vertreter aus dem Gespräch. Markus Franz, Geschäftsführer des Frankenwald-Tourismus Service Centers, sagt: "Wie angekündigt hat sich das Gespräch als Dialog verhalten. Es war sehr offen und konstruktiv." Für einige Regionen, in denen es bereits einen Nationalpark gibt, sei das wie ein sechser im Lotto. "Wir würden uns auch sehr über einen Lottogewinn freuen", sagt Franz. Über Fachgremien müsse man die Bürger informieren, was ein möglicher Nationalpark genau für die Region bedeute.

Dies ist auch für Bert Horn, erster Bürgermeister von Bad Steben (Lkr. Hof), wichtig. "Das Informationsniveau muss für alle geschaffen werden", sagt Horn. Viele Gerüchte, wie ein möglicher Rückbau von Infrastruktur, würden schlicht nicht stimmen. In der Konzeptphase müsse man sich genauer mit dem Thema beschäftigen. Deshalb haben sich die Vertreter des Frankenwald-Tourismus für eine Konzeptphase ausgesprochen.
Über diese werde der Kreistag voraussichtlich bis Mitte Juli entscheiden, wie Jürgen Baumgärtner berichtet. "Es zeichnet sich ab, dass die Mehrheit der Interessenvertretungen mit der Region in die Konzeptphase will", sagt der Kronacher CSU-Landtagsabgeordnete.

Laut Baumgärtner werden in der Konzeptphase alle Vor- und Nachteile eines möglichen Nationalparks untersucht und abgewogen. Freie Wähler, Grüne und FDP haben sich bereits für eine Konzeptphase ausgesprochen. Die CSU will bei einer Fraktionssitzung über die Konzeptphase diskutieren.


Entscheidung verpflichtet nicht

Die Entscheidung über eine Konzeptphase verpflichtet die Bewerber zu nichts. Am Ende kann die Region immer noch abwinken - ohne dass Kosten entstanden sind. Erst wenn die Konzeptphase absolviert wurde und die Region grünes Licht aus München erhält, muss sie sich verpflichtend zur Teilnahme am Projekt oder zur Ablehnung des Vorhabens erklären. Bis dahin ist der Weg noch weit. Am Montag geht die Diskussion mit anderen Interessengruppen weiter.