Raus aus der Eigenverwaltung, rein in die Regelinsolvenz - Loewe legt ab 1. Juli den Schalter um. Die rund 450 Mitarbeiter sind ab kommenden Montag freigestellt, Berater vom Arbeitsamt noch in dieser Woche vor Ort.
Von einer Hiobsbotschaft konnte man am Dienstag nicht mehr sprechen. Denn was die Geschäftsführung von Loewe verkündete, hatten viele Mitarbeiter schon lange erwartet: Der TV-Hersteller will zum 1. Juli von der Insolvenz in Eigenverwaltung in ein Regelinsolvenzverfahren wechseln.
Dass bedeutet zum einen, dass die Geschäftsführung um Ralf Vogt, die bisher gemeinsam mit Sachwalter Rüdiger Weiß die Fäden in der Hand hatte, raus ist. Der Sachwalter wird zum vorläufigen Insolvenzverwalter und führt durch das angestrebte Verfahren. Zum anderen wird der Betrieb am Standort Kronach "vorläufig bei geringster Kostenlast ruhend gestellt", so das Unternehmen. Das heißt aber auch: Ein Großteil der Mitarbeiter ist vorerst "raus". Ihr Ansprechpartner ist erstmal das Arbeitsamt.
Mitarbeiter freigestellt
Während sich die Führungsriege laut eigener Aussage weiter intensiv um Investoren bemüht, bleiben die Werkshallen und Schreibtische auf dem Gelände also vorerst leer. 90 bis 95 Prozent der 450 Mitarbeiter werden zum Monatsbeginn freigestellt. Noch am Dienstag hatte ein großer Teil der Belegschaft bei einer von der IG-Metall initiierten Demonstration Flagge gezeigt und sich zum Arbeitgeber bekannt.
"Wir sind Loewe" war der Schlachtruf der Wahl - als bei der Betriebsversammlung am Nachmittag die Karten auf den Tisch gelegt werden, kippt der Frust in Enttäuschung. Anwesende berichten von einer unglaublich emotionalen Versammlung. Mit Tränen in den Augen hätten sich viele langjährige Kollegen in den Armen gelegen.
Wer einen Tag später Katerstimmung erwartet, hat weit gefehlt. Wie es Ihnen gehe? Eigentlich ganz gut, hört man von einzelnen Mitarbeitern. Öffentlich zur Situation äußern will sich offenbar niemand. Es scheint, als klammerten sich viele noch an die letzte Hoffnung, es könne trotzdem noch alles gut werden. Auch wenn alle Zeichen darauf hindeuten, dass sie nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren werden. Der Trauerprozess hat wohl erst begonnen - bist zur Akzeptanz fehlen noch einige Schritte. Am Freitag wird der erste genommen werden müssen.
Rund zehn Mitarbeiter der Arbeitsagentur bereiten sich momentan darauf vor, den Loewe-Mitarbeitern dann zur Seite zu stehen. Den Gang zur Agentur muss niemand alleine antreten, erklärt Matthias Klar, Pressesprecher der Arbeitsagentur Coburg-Bamberg.
"Wir wissen, dass es bei einem Traditionsunternehmen wie Loewe besonders bitter ist", erklärt Klar, warum man am Freitag in das gewohnte Umfeld der Arbeitnehmer komme. Dort soll nicht nur die Registrierung erfolgen, bei Vertretern der Leistungsstelle kann auch direkt der Antrag auf Arbeitslosengeld gestellt werden. Denn auch wenn die von der Insolvenz betroffenen Arbeitnehmer weiterhin bei Loewe unter Vertrag stehen - sie sind zunächst nur freigestellt - haben sie Anspruch auf Arbeitslosengeld. Dies tritt anstelle des Insolvenzgeldes. Sind die Anträge abgewickelt, sollte Ende Juli die Zahlung des Arbeitsamtes auf die Konten der Loewe-Mitarbeiter eingehen.