Heidemarie Wellmann verzauberte mit ihrer Inszenierung von "Der kleinen Hexe" ihr Premierenpublikum. Der Lohn war großer Applaus.
Omas und Opas, Mamas und Papas und eine Schar kleiner Theaterexperten zog es am Sonntag zur ausverkauften Premiere des Kinderstücks der Rosenberg-Festspiele. Viele davon haben Otfried Preußlers Buch bereits gelesen und wissen deshalb schon genau Bescheid. Die vielen Kinder stolpern vor Beginn der Aufführung aufgeregt auf den Rängen hoch und runter oder stürmen ungeduldig die Freilichtbühne. "Wann kommt endlich die kleine Hexe?" und "Meinst du im Hexenhäuschen sitzt schon jemand?" sind die Erwartungen, die dem Nachwuchs durch die kleinen Köpfchen schießen, groß.
Die Kinder grinsen frech, lachen erwartungsvoll und unterhalten sich geschäftig, schließlich bekommt man die kleine Hexe nicht jeden Tag zu Gesicht.
Doch als das Absperrband der Freilichtbühne abgenommen wird, wird es in den Reihen ruhiger und auch der letzte Zappelphilipp findet seinen Platz.
Mit einem "krah, krah, krah" kommt auch schon Schauspieler Andreas Gräbe mit seinem Raben Abraxas auf die Bühne, dessen Figur er wenig später selbst übernehmen wird. Zusammen mit Abraxas machen sich die Kinder nun auf den Weg zu seiner Freundin, der kleinen Hexe, die von Regisseurin Heidemarie Wellmann selbst beeindruckend gespielt wird.
Eine gute Hexe werden
Die kleine Hexe zeigt sich sehr fleißig und gibt sich größte Mühe, eine gute Hexe zu werden. Mit ihren 127 Jahren ist sie zwar noch sehr jung, trotzdem hat sie einen Wunsch: Sie will unbedingt mit den älteren Hexen zur Walpurgisnacht um den Blocksberg tanzen.
Und die Oberhexe gibt ihr eine Chance: Die kleine Hexe soll ein Jahr lang beweisen, dass sie eine gute Hexe ist.
Zusammen mit der kleinen Hexe erleben die Besucher arme Holzweiber, einen bunten Wochenmarkt, den verschnupften Maroniemann, einen lebendigen Schneemann und das Klopsberger Schützenfest. Zaubertricks und spaßige Figuren inklusive. Zwischen Hexensprüchen und Rabengeflüster taucht immer wieder die Wetterhexe Rumpumpel, die von Daniela Ilian gespielt wird, auf und verfolgt im Hintergrund die kleine Hexe. Rumpumpel sammelt mit ihrem großen Smartphone Beweisbilder für die anstehende Hexenprüfung, um der kleinen Hexe einen Strick zu drehen.
Ein wahres Vergnügen der Wiener Schauspielerin, welche sonst die Titelrolle in "Der Besuch der alten Dame" spielt, in ganz anderer Facette bei ihrer heimtückischen Verfolgungsjagd zuzusehen.
Kleine Zeitreise
Heidemarie Wellmann entführt ihr Publikum auf eine kleine Zeitreise in die zauberhafte Welt der kleinen Hexe. Insgesamt gelingt es ihr, mit viel Liebe zum Detail nicht nur die kleinen Gäste, sondern auch die großen Besucher zu begeistern. Bühnenbild, Requisiten, Kostüm und Charaktere sind sorgfältig ausgearbeitet und somit echte Hingucker. Die kleine Hexe selbst fasziniert nicht nur mit aufwändigem Kostüm und wilder Frisur, sondern zeigt auch einen liebenswerten und gewieften Charakter.
Andreas Gräbe gelingt es mit außerordentlich feinem Gespür, eine Verbindung zu seinen kleinen Fans herzustellen und deren Aufmerksamkeit ab der ersten Sekunde zu
erreichen. Als gelehriger Vogel, höflich und gut erzogen, flatterte er im Rabengang über die Bühne und stellte immer wieder einen Dialog zum Publikum her. Ein fesselndes Schauspiel der beiden Hauptdarsteller, welches durch kleinere Geschichten aus dem vergangenen Jahr der kleinen Hexe gekrönt wurde. Hierbei trug das gesamte Ensemble der Festung Rosenberg dazu bei, dass Vielfältigkeit und Charakterstärke groß geschrieben wurden.
Auch der Spaßfaktor ist nicht zu vergessen: Viele motivierte Statisten trugen ihren Teil dazu bei, dass aus einer bekannten Geschichte ein ganz besonderes Ereignis wurde.
Die Freude am Spielen war Schauspielern und Statisten sichtlich ins Gesicht geschrieben, sodass der Funken im Publikum übersprang. Dank vieler verschiedener Effekte, Zauberkünste und Überraschungen wurde das Stück lebendig und einzigartig.