Der Ludwigsstadter Gerhard Rentsch betreibt zusammen mit Birgit Bär, Ingrid Sonntag und Werner Treuner seit drei Jahren eine Schaf- und Ziegenzucht.
Jetzt sind die Tiere im Tretstall. Dort haben sie ausreichend Platz, üppig mit Stroh eingestreute Liegeflächen und eigene Fressplätze. Es riecht nach Heu, Hafer und Zuckerrüben. Aber ab April geht es wieder raus auf die Weiden an den Steilhängen in Ludwigsstadt. "Das sind unsere ökologischen Rasenmäher", meint der 60-jährige Gerhard Rentsch schmunzelnd und ergänzt, dass die Tiere zugleich auch der Landschaftspflege dienlich sind. Rentsch, Birgit Bär, Ingrid Sonntag und Werner Treuner setzen mit dieser Art von Tierhaltung auf eine Marktlücke im Landkreis. "Wir machen den Bock zum Gärtner", scherzt Gerhard Rentsch.
Landschaft teilweise zugewachsen
Der Ludwigsstädter blickt von dem neuen Stall aus über Ludwigsstadt. Ringsum, so erklärt er, gebe es viele Flächen, die aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgefallen sind. Die Landschaft um Ludwigsstadt ist teilweise zugewachsen. Hinzu kommt die geografische Lage: Die Stadt sei umgeben von Steillagen, die nur schwer mit landwirtschaftlichen Maschinen zu bewirtschaften sind. Mit der Schaf- und Ziegenzucht wollen sein Team und er nun Abhilfe schaffen. "Wir wollen damit die Landschaft um Ludwigsstadt erhalten und pflegen!" Außerdem habe die Schaf- und Ziegenzucht positive Auswirkungen auf den Tourismusbereich. Davon sind alle vier Betreiber überzeugt.
Die Idee wurde im "Schessele", in der Gastwirtschaft von Werner Treuner in Ottendorf, geboren. Seitdem haben die vier Zuchtbetreiber nicht nur eine Menge Geld in die Anschaffung der Tiere und in den Neubau des Schaf- und Ziegelstalls investiert, sondern sich auch viele Stunden mit der Schaf- und Ziegenzucht befasst. Aus ursprünglich acht Schafen sind mittlerweile 50 Schafe und 20 Ziegen geworden. Rentsch und sein Team besuchten Lehrgänge, lasen Bücher und befassten sich mit den neuen Medien, um sich Wissen nicht nur über die Tiere, sondern auch über einen passenden Stall in den Wintermonaten anzueignen.
Rund 20 Hektar Fläche bewirtschaften Gerhard Rentsch und sein Team mit ihrer Schaf- und Ziegenzucht. "Es macht viel Spaß", sagt er. Schafe und Ziegen seien tolle Fleischlieferanten und echte Landschaftsschützer. An den Steillagen fräßen sie die jungen Triebe von Bäumen und Sträuchern und verhinderten dadurch die Verbuschung. Gleichzeitig transportierten die Tiere in ihrem Fell Samen und Insekten. So trügen sie zur Arterhaltung und Artenvielfalt bei.
Werner Treuner verhehlt aber auch nicht, dass so eine Zucht mit viel Arbeit, etwa beim Zaunbau, verbunden ist. Der Zaun müsse jedes Jahr geprüft werden. Ferner müssten Flächen entbuscht und Grundstücke gemulcht werden. Im Winter würden die Tiere zweimal pro Tag im Stall gefüttert. Einmal im Jahr müssten auch die Weideflächen abgemäht werden. Aufgrund der Steillagen haben sich die Zuchtbetreiber deshalb Spezialgeräte wie einen Lindner-Unitrack oder ein Mähgerät für extreme Steillagen angeschafft. "Es ist bei uns wie in Österreich!", schmunzelt Gerhard Rentsch.
Es komme öfter vor, ergänzt Birgit Bär, dass ein neugeborenes Schaf oder eine Ziege von der Mutter nicht angenommen werden. "Dann müssen wir mit der Flasche ran!"
Werner Treuner erinnert an den Sommer: Aufgrund des Wassermangels hätten die Betreiber oftmals Wasser im Fass auf die Weideflächen bringen müssen.