Loewe holt sich Partner aus Japan

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Loewe hat in Japan einen neuen strategischen Partner gefunden.
Loewe hat in Japan einen neuen strategischen Partner gefunden.

Die Loewe Technologies GmbH und die Toyoichi Tsusho Co., Ltd. in Tokio haben eine weitreichende Partnerschaft vereinbart. Änderungen gibt es auch in der Produktion.

Loewe unternimmt einen wichtigen Schritt für eine erfolgreiche Zukunft. Nachdem bereits 2013 eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Elektronikkonzern Hisense eingegangen wurde und seit 2015 mit LG Display zusammengearbeitet wird, kommt nun ein japanischer Partner hinzu. Unterm Strich ist die Zielsetzung damit klar: Der finanzielle Spielraum für die Weiterentwicklung der Marke Loewe soll vergrößert werden.

"Zur Umsetzung des Loewe-Zukunftskonzeptes, das wir in den nächsten Monaten mit aller Kraft konsequent weiter vorantreiben werden, haben wir mit Toyoichi einen zusätzlichen, verlässlichen und finanzstarken Partner, der uns bei der weiteren Internationalisierung verstärkt", so der Vorsitzende der Loewe-Geschäftsführung, Ralf Vogt, der zudem von einer perfekten Ergänzung zu den bestehenden Partnerschaften spricht.

Weg vom reinen TV-Hersteller

Das Zukunftskonzept sieht demnach vor, Loewe vom reinen TV-Hersteller hin zum System-Anbieter von vernetzten Home-Entertainment-Produkten zu entwickeln. Neben Videoprodukten werden auch Audio-Lösungen und digitale Services eine zunehmende Rolle spielen. Auf der IFA in Berlin will das Unternehmen im September nähere Details der Öffentlichkeit präsentieren. Vogt verdeutlicht im Gespräch mit dem FT aber, das Kerngeschäft keinesfalls vernachlässigen zu wollen: "Es bietet uns eine solide Basis, um in neue Felder erfolgreich reinwachsen zu können."

Die Partnerschaft zwischen Loewe und Toyoichi bezieht sich zunächst auf die Zulieferung wesentlicher Elektronik-Komponenten. "Aufgrund des gebündelten, größeren Auftragsvolumens werden wir von den Einkaufsvorteilen des starken Partners profitieren", ist Vogt überzeugt. Das führt ebenso zu Kosteneinsparungen wie die künftige Einrichtung eines von Toyoichi in Kronach betriebenen Produktionslagers zur "Just-in-time"-Belieferung der Fertigung. Durch die Direktbelieferung, so Vogt, werde zudem deutlich weniger Kapital als bisher im Produktionslager gebunden. Das bedeutet: Loewe wird dadurch nur noch für tatsächlich benötigtes Material investieren müssen. Zusätzliche Lagerkosten entfallen damit.

"Diese grundsätzliche Änderung in der Zulieferkette, mit der wir auch als relativ kleiner deutscher Consumer-Electronics-Hersteller wesentlich größeren Marktteilnehmern auf Augenhöhe begegnen können, stärkt sowohl unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit als auch unsere nachhaltige und verlässliche Vermarktung im wichtigen deutschen Markt." Darüber hinaus würden nicht zuletzt finanzielle Ressourcen frei, um die Marke Loewe zu stärken und deren Bekanntheitsgrad zu steigern. Zusätzlich, so Vogt, werden Loewe und Toyoichi durch die gemeinsame Entwicklung von wesentlichen Systemkomponenten für das vernetzte Entertainment deutsches und japanisches Know-how bündeln sowie erhebliche Synergieeffekte realisieren. Dadurch erhoffen sich beide Unternehmen, Wachstumspotenziale am Markt erschließen zu können.

In einem nächsten Schritt dieser Kooperation ist vorgesehen, die Loewe-Produktion in Kronach in eine neue, eigenständige Organisationseinheit umzuwandeln. "Wir wollen dadurch unsere Organisationseinheit öffnen, unsere Prozesse optimieren und weitere Partnerschaften ermöglichen", erklärt Vogt. Dabei seien auch regionale Partnerschaften denkbar: "Aber es muss natürlich passen." Entsprechende Gespräche laufen bereits, spruchreif sei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nichts.

Höhere Auslastung

Vogt verdeutlicht, dass die Auslagerung der Produktion in eine eigene Gesellschaft mittel- bis langfristig zu einer optimalen Auslastung der Produktion führen soll. Dabei lässt der Geschäftsführer keinen Zweifel, dass dieser Schritt unumgänglich ist: "Er bildet die Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung unseres Zukunftskonzeptes."

Von der Gründung dieser "Schwestergesellschaft der Loewe-Gruppe" ist laut Vogt die Produktionseinheit in Tschechien, wo günstigere Einstiegsprodukte hergestellt werden, nicht betroffen. Inwieweit sich die eingeleiteten Maßnahmen auf die Anzahl der 460 Mitarbeiter (davon 114 in der Fertigung) auswirken werden, sei noch nicht absehbar. Nur so viel: "Der Personalbedarf wird sich verändern." Vogt verweist dabei auf die künftige Neuausrichtung, die zum einen einen größeren Personalbedarf beispielsweise in den Bereichen Software und Marketing erforderlich machen wird. Ob an anderer Stelle eingespart werden muss, lässt Vogt offen. "Da spielen so viele Faktoren eine Rolle - nicht zuletzt die konjunkturelle Situation. Doch Vogt, der dabei auf das für die gesamte Branche schwierige Jahr 2018 verweist, beruhigt: "Wenn wir auf die aktuelle Situation schauen, liegen wir bei unserer Personalplanung innerhalb unseres Budgets."

Vogt lassen das Zukunftskonzept und die Partnerschaften optimistisch nach vorne schauen. Zwar sei das Unternehmen aktuell nicht aktiv auf der Suche nach einem Finanzinvestor. Vielleicht spielt aber in dem Zusammenhang am Ende erneut der Name Toyoichi eine Rolle, haben die Japaner in der Vergangenheit doch bereits Investments getätigt. Die Aussage Vogts, die Partnerschaft mit den Japanern sei langfristig angelegt, lässt weiteren Raum für Spekulationen. Doch so weit ist man aktuell noch nicht. Man darf also gespannt auf die nächsten Wochen und Monate schauen.

Yutaka Hayashi, Chairman von Toyoichi, sagt zur zur Partnerschaft: "Die deutsche Premiummarke Loewe hat nicht nur in Japan einen ausgezeichneten Ruf. Wir freuen uns deshalb sehr auf die vertiefte Zusammenarbeit mit diesem starken und verlässlichen Partner. Das Zukunftskonzept des Loewe-Managements und die eingeleitete strategische Neuausrichtung des Unternehmens haben uns überzeugt." Bereits seit 2015 ist Toyoichi - neben LG Display und Hisense - Lieferant von LCD-Displays des Kronacher Unternehmens.

1923 wurde Loewe von den Brüdern Siegmund und David Ludwig Loewe gegründet. Auf der 8. Funkausstellung in Berlin, 1931, zeigte Loewe zum ersten Mal eine elektronische Fernsehübertragung. Die Technik dazu entstand mit dem genialen Erfinder und Physiker Manfred von Ardenne, dem ehemaligen Chef-Ingenieur von Loewe. Damals hat Loewe das Fernsehen erfunden. Loewe entwickelte auch den ersten tragbaren Fernseher. Und nicht nur das: Loewe Art 1 - mittlerweile eine Designikone - wurde in den 80er Jahren im Museum of Modern Art in New York ausgestellt.

Toyoichi Tsusho Co., Ltd. wurde im Jahr 1985 als Handelsunternehmen gegründet und pflegt Geschäftsbeziehungen hauptsächlich im asiatischen Raum. Von Anfang an unterhielt Toyoichi Geschäftskontakte zu japanischen Unternehmen aus der Elektronikbranche, wie z.B. Toshiba oder Sharp. Speziell in den 90er Jahren unterstützte Toyoichi die technische Fusion zwischen Toshiba und Kunden, wie z.B. Changhong, Konka, Haier etc. Bis heute ist der Handel das Hauptgeschäftsfeld der Toyoichi Gruppe. Im Jahr 2000 stieg man in das Produktionsgewerbe ein und gründete EMS Fabriken. Toyoichi tätigte zudem Investments in Konka Mould, einem Hersteller von Plastik-Spritzguss-Werkzeugteilen sowie in die Mansfield Group, welche Pressformteile produziert. Im Jahr 2011 wurde Toyoichi Digital Technology als Entwicklungszentrum in Indien gegründet. Heute verfügt die Toyoichi-Unternehmensgruppe über Know-how in den Bereichen Design, Beschaffung und Produktion, um seine Kunden bestmöglich zu unterstützen.