Landwirte im Frankenwald hadern mit der Politik

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Am Rosenmontag kommen Landwirte aus der Region traditionell zum Gespräch in die Redaktion. Cindy Dötschel
Am Rosenmontag kommen Landwirte aus der Region traditionell zum Gespräch in die Redaktion. Cindy Dötschel
2016 besichtigte die FT-Redaktion Klaus Siegelins Stall. Foto: FT-Archiv
2016 besichtigte die FT-Redaktion Klaus Siegelins Stall.  Foto: FT-Archiv
 
 

Verlässliche Rahmenbedingungen, aber auch ein besseres Image wünschen sich die Bauern, um auch in Zukunft in der Region produzieren zu können.

Die Landwirte wollen mehr Wertschätzung, Planungssicherheit und eine verlässlichere Agrarpolitik. Und sie haben es satt, als Umweltverschmutzer und Tierquäler angesehen zu werden. Das wurde am Rosenmontag beim Besuch einer Abordnung des Berufsstands deutlich. Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass die Landwirte am Rosenmontag in die Redaktion kommen. Diese Gespräche, abseits von öffentlichen Veranstaltungen, tragen auch zum gegenseitigen Verständnis bei.

Neben der Kreisbäuerin Rosa Zehnter, dem Kreisvorsitzenden des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung, Gerd Zehnter, und dem Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Michael Schmidt, war auch der stellvertretende Kreisobmann Klaus Siegelin anwesend. Der Landwirt wird in den nächsten Wochen seine rund 200 Schweine im neu gebauten Stall unterbringen. Er ist ein Beispiel dafür, dass im Landkreis Landwirte Mut beweisen, Risiken eingehen und mit einer dauerhaften Unsicherheit umgehen können.

Investieren oder aufgeben

Mehrere sechsstellige Summen hat Siegelin in die Zukunft seines Hofes investiert. Geschaffen wurde ein moderner Stall mit Kastenständen, Lüftungen und neuesten Anlagen. Schließlich sollen sich Muttersauen und Ferkel wohlfühlen. Der jetzige Stall, erklärt Siegelin sei in die Jahre gekommen. Irgendwann komme ein Punkt, in dem man sich zwischen Investitionen oder Hofaufgabe entscheiden müsse.

Beim Gespräch wurde klar, dass alle - Klaus Siegelin ebenso wie das Ehepaar Zehnter - in der Landwirtschaft verwurzelt sind. Der Beruf, so Gerd Zehnter, sei mit einer gewissen Selbstverwirklichung verbunden, man ist viel an der frischen Luft und führt Traditionen weiter.

In den letzten Jahren hätten allerdings Bürokratien und Planungsunsicherheiten den Landwirten das Leben schwer gemacht. Es gebe permanent Veränderungen und Regelungen und keiner wisse, was dabei herauskommt, klagt Siegelin. "Es wird viel gesprochen und trotzdem nichts entschieden", sagt Gerd Zehnter. Wünschen würden sich beide, dass Entscheidungsträger mehr Fachkenntnisse aufweisen könnten, als es bisher die Regel ist.

Die Landwirte machen schon bisher viel für die Landschaftspflege und Umwelt, erklärte Zehnter. Zudem stehe das Thema Tierwohl auf der Agenda. Jedem Landwirt ist es schon aus wirtschaftlichen Gründen ein Anliegen, dass es den Tieren auf seinem Hof gut geht. "Uns geht es um das tatsächliche Tierwohl, und nicht um das Tierwohl, das in den Vorstellungen der Köpfen von einigen Leuten ist", so Klaus Siegelin.

Mit Unsicherheit für die Landwirte ist die abermals verschärfte Düngeverordnung, die in diesem Jahr in Kraft treten wird, verbunden. Nicht zuletzt deshalb gab es in den letzten Wochen Bauernproteste. Laut Düngeverordnung musste Bayern eine Gebietskulisse zum Schutz besonders gefährdeter Grund- und Oberflächengewässer festlegen. Dabei wurde Bayern in grüne, rote und weiße Gebiete eingeteilt. Wie bereits berichtet, ist Anlass für die Aufregung rund um die Düngeverordnung die Kritik der EU-Kommission an Deutschland dahingehend, dass die 2017 novellierte Düngeverordnung nicht ausreiche, um den EU-Anforderungen beim Gewässerschutz gerecht zu werden. Deshalb werden zusätzliche Maßnahmen gefordert, um die Stickstoffverluste aus der Landwirtschaft zu senken.

Gerd Zehnter kritisiert, dass die Messungen der Nitratwerte im Grundwasser nicht nach einheitlichen Richtlinien erfolgten. Es sei an unterschiedlichen beziehungsweisen falschen Stellen gemessen worden. Auch die Tiefenmeter variierten, erklärt er. "Es gibt kein standardisiertes System. Ich habe meine Zweifel, dass die Messungen exakt sind", so Zehnter. Er schließt nicht aus, dass durch die verschärften Düngeverordnungen beispielsweise die Qualität des Weizens derartig sinkt, dass dieser nicht mehr verwendbar ist. Wahrscheinlich werde dann der Weizen fürs Brot aus Ländern bezogen, in denen Pflanzenschutz keine Rolle spielt.

Klaus Siegelin ärgert sich, dass ausschließlich die Bauern für den Nitratgehalt im Grundwasser verantwortlich gemacht werden. Dabei trügen auch andere Kriterien wie undichte Kanalnetze oder weniger Niederschläge zur Nitratbelastung bei.

Weiterhin werden zunehmend neben der Trockenheit in den Sommermonaten auch die extensiv bewirtschafteten Flächen den Landwirten zu schaffen machen. Viele Verpächter von Grundstücken werden ihre Flächen wieder zurückwollen, diese extensiv bewirtschaften und dafür die Prämie mitnehmen wollen. Problem sei, so Siegelin, dass vor einigen Jahren den Landwirten geraten wurde, ihre Kuhställe auszubauen. "Jetzt sind Ställe vorhanden, aber einige Betriebe haben Probleme, ausreichend Grundfutter zu bekommen!"

Ein weiteres Problem, erklärt Gerd Zehnter, sei auch die Gülleausbringung, die nur in einem bestimmten und engen Zeitfenster erlaubt ist. Die entscheidenden Personen hätten dabei keine Rücksicht auf die Natur und auf die Witterung genommen. Ab diesem Jahr darf die Gülle zudem nur noch bodennah ausgebracht werden. Dafür müssen die Landwirte an ihren Maschinen nachrüsten.

Die Höfe besuchen

Im Gespräch kam auch zum Ausdruck, dass dieser Berufsstand sich sehnlichst ein besseres Image wünscht. Eigentlich sollte jeder Lehrer mit seiner Klasse einmal einen Bauernhof besuchen. Oftmals sei kein Bezug mehr für die Arbeit eines Landwirts und zu den Tieren vorhanden, bedauert sie. Sie begrüßt es deshalb, dass ab diesem Jahr die Volkshochschule Besuche auf Bauernhöfen anbietet.

Michael Schmidt, der erst seit wenigen Monaten die Leitung des Landwirtschaftsamts innehat, sprach von komplexer werdenden Bürokratien. Er wies darauf hin, dass in Bayern nicht nur die Milchviehbetriebe, sondern auch der Ausstoß an Methan zurückging. Für ihn steht fest, dass sich die Landwirtschaft ebenso wie Industriebereiche im Wandel befindet. Der Trend werde hin zu "ökologisch-konventionellen Betrieben" gehen.