Zwar muss der Landkreis Kronach das finanzielle Risiko tragen. Trotzdem beschlossen Kreis- sowie Schule- und Kulturausschuss, die Sanierung des Kreiskulturraums zu erweitern sowie vorzeitig damit zu beginnen.
Wer "A" sagt, muss auch "B" sagen - besagt ein altes Sprichwort. Genau das haben gestern - zwar nach langer Diskussion - auch die Mitglieder des Kreis- sowie des Schule- und Kulturausschusses in einer gemeinsamen Sitzung getan. Und zwar zur Sanierung des Kreiskulturraums.
Ja, grundsätzlich haben dies die Lokalpolitiker schon im Frühjahr beschlossen. Allerdings ging es in der gestrigen Sitzung zum einen um die Erweiterung des Sanierungsumfanges und um ein gewisses finanzielles Risiko. Hintergrund: Zwar wurden die Förderrichtlinien des Kulturfonds Bayern geändert, so dass in Regionen mit prekärer demografischer Entwicklung die Förderung multifunktionaler Kulturzentren trotzdem möglich ist. Wie hoch die Förderung ausfällt - damit ist aber nicht vor Mitte 2014 zu rechnen. Wolle man dies abwarten, könne man nicht vor 2015 mit der Sanierung beginnen.
Ein früherer Baubeginn wäre nur durch einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn möglich. Und das heißt, das komplette Finanzierungsrisiko müsse vom Landkreis getragen werden.
"In den letzten Jahren hat sich die Finanzlage des Landkreises etwas entspannt. Zudem ist die aktuelle Kapitalmarktsituation äußerst günstig und attraktiv. Vor diesem Hintergrund erscheint eine temporäre Zwischenfinanzierung ausstehender Fördermittel für den Kreishaushalt verkraftbar", hieß es von Seiten des Landratsamtes in der Sitzungsvorlage.
So manches Ausschussmitglied sah die Angelegenheit trotzdem kritisch. "Wir haben ein Problem, dem vorzeitigen Maßnahmenbeginn zuzustimmen, wenn wir nicht wissen, wie hoch die Förderung ausfallen wird", erklärte Markus Wich für die CSU-Fraktion.
Zweimal pausieren geht nicht "Wir müssen
beschließen, sonst kommen wir mit dem Ausfall von nur einer Spielsaison nicht hin", sagte hingegen Landrat Oswald Marr (SPD). Schließlich könne die Sanierung nicht bei laufendem Spielbetrieb erfolgen, vielmehr müssten die Veranstaltungen des Kreiskulturrings eine Saison lang ruhen.
"Zweimal pausieren funktioniert nicht. Wenn ich den Abonennten einmal erkläre, dass wir aussetzen und dafür dann ein neues schönes Haus bekommen - ja. Aber ein zweites Mal - da ist der Kulturring gestorben", wurde Kreiskulturreferentin Gisela Lang deutlich. Das Ausweichen auf andere Räumlichkeiten funktioniere vielleicht für einzelne Veranstaltungen, nicht aber für das Kulturringprogramm, weil es da einfach zu strenge Vorschriften gäbe.
"Wir eiern mit dieser Sache seit Jahren herum", brachte es Richard Rauh (SPD) auf den Punkt.
Und ergänzte: "Natürlich müssen wir bestrebt sein, die höchstmögliche Förderung zu bekommen. Aber wenn wir den vorzeitigen Maßnahmenbeginn nicht beschließen und es kommt dann nicht oder nur wenig an Förderung, dann bleibt uns nur noch, den Kulturraum zu schließen." Auch Gisela Lang äußerte mit einem Augenzwinkern den Wunsch, das Projekt bis zu ihrer Berentung umgesetzt zu haben.
Herbert Schneider (parteilos) hingegen wollte dem "nur unter Protest" zustimmen. Er forderte von der Staatsregierung Klarheit in Sachen Förderung, damit man planen könne. Das sah auch Ralf Pohl (SPD) so: "Wir brauchen zumindest ein Signal."
Peter Hänel war der Meinung, man müsse die Sache nun "am Schopf packen.
Wir kriegen auf jeden Fall was, ein Restrisiko bleibt immer."
Das sah Landrat Oswald Marr ähnlich: Wenn man die Sanierung verschiebe, seien andere, die ebenfalls auf den neuen dem Fördertopf zugreifen wollen, früher dran. "Das wäre total negativ." Ihm sei kein einziger vorzeitiger Maßnahmenbeginn bekannt, der letztlich nicht gefördert worden sei. "Das ganze Leben ist ein Risiko", so Marr. Man müsse aber auch mal Mut haben - auch zu diesem Beschluss.
Das sah auch Albert Rubel (CSU) so: "Wir dürfen uns nicht verschließen, wir brauchen die Sanierung."
Letztlich stimmten beide Gremien einstimmig nicht nur dem vorzeitigen Maßnahmenbeginn, sondern auch der Erweiterung des Sanierungsumfangs zu. Saniert werden soll nämlich das komplette Gebäude, einschließlich der bislang von der Berufsschule genutzten Räumlichkeiten.
Dadurch werden Schule und Kultur getrennt und für den Kreiskulturraum ergeben sich neue Möglichkeiten: So können ein kleiner Vortrags- und Vorlesesaal integriert , fehlende Lager- und Umkleidekapazitäten geschaffen, die Bewirtschaftungsmöglichkeiten optimiert und die Funktionalität der Ausstellungsräume des Kronacher Kunstvereins optimiert werden.
Für die Räume, die bislang durch die Berufsschule genutzt wurden, sollen durch die Sanierung deren Hauptbaus Ersatzflächen geschaffen werden.