Vogt trampte daraufhin von Athen nach München. "Im Vorstellungsgespräch saß ich in Shorts und T-Shirt." Geklappt hat es trotzdem, denn Vogt verfügt über seltene Fähigkeiten: "Im Bereich unixoider Betriebssysteme bin ich ziemlich fit."
Sollte er Kronachs neuer Bürgermeister werden, müsse das Unternehmen aber eine Zeit lang ohne ihn auskommen: "Da leiste ich ja Arbeit am Volk und werde freigestellt." Der Gedanke, ernsthaft Politik zu betreiben, sei schon immer da gewesen. Als 14-Jähriger ist Vogt laut eigener Aussage zwischenzeitlich in die Fänge der Jungen Union geraten. "Dort ging es eher konservativ zu. Das funktionierte auf Dauer nicht."
Auch den Piraten gehörte er schon an - dort wiederum habe ihm die Ernsthaftigkeit gefehlt. Schließlich fand Vogt vor drei Jahren bei den Linken seine politische Heimat - ohne die Nähe zu den Sozialdemokraten zu leugnen: "Ich vertrete eine gesunde sozialistische Einstellung, bin aber offen für die freie Marktwirtschaft. Was viele nicht wissen, ist, dass Die Linke eigentlich ein Abkömmling der SPD und der KPD war, die unter Zwang zur SED vereinheitlicht wurde." Der SPD fühle er sich verbunden, aber nicht dem Kurs, der sich gegen die Arbeiter wendet. "Man kann nur auf die Jusos hoffen. Die bayerischen sind ganz fit und gesegnet mit Vernunft."
Wenn es sich anbietet, sollte der Staat jedoch die Zügel in die Hand nehmen: "Unser öffentlicher Personennahverkehr ist zu teuer, vor allem für Jugendliche, Erwerbsschwache, Rentner, Alleinerziehende - eine lange Liste. Das Problem hätten wir nicht in diesem Ausmaß, wenn die Bahn noch verstaatlicht wäre. Neu gedachte Ticketkonzepte könnten leichter realisiert werden."
Keine Politik des Vergessens
Der Verkauf der Kronacher Wohnbaugesellschaft, als die Stadt finanziell in Schieflage war, sei ein weiteres hausgemachtes Problem: "Wir brauchen sozialen Wohnbau. Kommunalpolitik bedeutet nicht nur, eine Stadt zu managen, sondern auch, Verantwortung für die Bürger zu übernehmen. Es wird oft eine Politik des Vergessens gemacht." Häufig habe Vogt den Eindruck, dass die politischen Entscheider nicht wüssten, wie es sich anfühlt, wenn das Geld für teure Mieten fehlt. Das gehe an der Realität vorbei. "Als Bürgermeister würde ich Mensch sein, meinen Job mit Sinn und Verstand machen und mich nicht über andere stellen."
Getreu dem Motto "Luxus braucht kein Mensch" - würde der Kronacher im Fall eines Wahlsiegs nicht nur in einem kleinen VW anstatt eines repräsentativen Audis herumfahren, sondern auch eine politische Kehrtwende einleiten. "Ich würde den Diskurs mit kompetenten Leuten suchen und alternative Wege gehen." Themen wie die Stadthalle hätten bei ihm keine Priorität. "Diese Gelder können wir in den sozialen Wohnungsbau stecken."
Ein Hauch von Luxus
Ein wenig Luxus braucht der Mensch dann aber doch. So hat Vogt das Golfen für sich entdeckt. "Ich bin draußen in der Natur und in Bewegung", erklärt der 34-Jährige seine Liebe zu dem typischen Sport des normalen Mannes, der keinen Fußball mag. "Golfen hilft mir bei meinem künstlerischen Schaffensprozess und hat den Anspruch auf Perfektion. Im Sommer spiele ich teilweise jeden Tag." Inzwischen hat er ein beachtliches Handicap von 27,5. Und dann wäre da noch der schwarze Hot Rod Baujahr 1934, den Vogt hegt und pflegt.
Trotz aller Ideale bleibt er Realist. "Ich schätze meine Chancen eher gering ein. Wenn wir mit zwei Mann in den Stadtrat kommen, freue ich mich auch. Dann können wir uns mit unseren Ideen einbringen. Was mich jedoch am meisten erfreuen würde, wäre eine hohe Wahlbeteiligung."