Auf dem Jahnhof in Eichenbühl 5 ist derzeit eine besondere Ausstellung zu sehen. Unter den Ausstellern sind auch junge Leute mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Ein riesiges Herz, umgeben von mehreren bunten Handabdrücken - mit Bedacht hängen einige junge Erwachsene dieses Bild und auch weitere ihrer kleinen Kunstwerke auf, die sie alleine oder in der Gruppe geschaffen haben. Gemalt in warmen Violett-Tönen mit viel Weiß und immer wieder Rot schwelgen die Bilder in einem leuchtenden Farbenrausch. Es macht einfach Spaß, diese Bilder zu betrachten, die von Lebendigkeit und Energie strotzen und Freude am Leben ausstrahlen. Bis Ende Juli können die stimmungsaufhellenden Malereien bei einer Ausstellung - zusammen mit Werken von Carmen Kunert und Eva Wagner - auf dem Jahnhof betrachtet werden.
Entstanden sind die Bilder in der offenen Behinderten Arbeit (kurz OBA) Lichtenfels des Heilpädagogischen Zentrums der Caritas Lichtenfels. "Wir haben uns zwei bis vier Mal pro Woche getroffen und zu Pinsel und Farbe gegriffen", erzählt Ivonne Hagenbucher, die die Künstlergruppe leitet.
Dass ihr Motto "Jeder kann ein Künstler sein" tatsächlich zutrifft, beweisen die sehr gelungenen Exponate, die auch erworben werden können. Am Freitag wurden die Bilder von der Gruppe selbst aufgehängt und zwar in einem ungewöhnlichen Ambiente - sprich einem ehemaligen Hühnerstall, in dem früher 3500 Legehennen untergebracht waren. Der Inhaber Herbert Jahn gab vor zehn Jahren seine Landwirtschaft auf. Seit etwa 15 Jahren stellte er nun seine Räumlichkeiten, aber auch seinen Garten und die Außenanlagen seines idyllisch gelegenen Hofs für Ausstellungen sowie andere Kunstprojekte zur Verfügung.
Für Freigeister offen "Mein Haus und mein Hof standen eigentlich schon immer Freigeistern offen.
Ich habe sehr gerne Querdenker um mich herum und habe hier schon viele Künstler beherbergt", erzählt der Eichenbühler und ergänzt schmunzelnd, dass auf dem - sich seit 200 Jahren im Familienbesitz befindlichen - Jahnhof schon so manche philosophischen Gespräche geführt worden seien. Sehr wichtig ist ihm das menschliche Miteinander. Er selbst habe früher nicht so die Möglichkeit zum Reisen gehabt. "Deshalb hole ich mir jetzt die Welt ein wenig zu mir", verrät er. Um einen sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Treffpunkt der Region entstehen lassen, bietet er Künstlern, Musikern und Musikgruppen aller Stilrichtungen die Möglichkeit, auf seiner einfachen Kleinbühne im ehemaligen "Hühnerstall" oder in der freien Natur ihre Darbietungen zu präsentieren, Installationen zu errichten oder Events zu planen.
Diese Herausforderung sei bislang von zahlreichen Künstlern angenommen worden - beispielsweise in den Bereichen Blues, Rock, Volksmusik, Kabarett, Jazz, Ethno, für Kinderprogramme, Dia-Shows, Lesungen oder auch Kurzfilme. "Bisher hat es hier allen gefallen. Sie waren alle ganz begeistert von der besonderen Kulisse des Jahnhofs", sagt der Inhaber nicht ohne Stolz.
Begeistert vom außergewöhnlichen Ambiente sind auch Ivonne Hagenbucher und ihre jungen Künstler. Wie sie ausführt, biete die OBA umfassende und individuelle Hilfen, die sich an den Bedürfnissen der Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen orientieren. Angebotsschwerpunkte der OBA seien der Familienentlastende Dienst, die Beratung und die individuelle Freizeitgestaltung.
Um den Menschen einen Ausgleich zu ihrer Arbeit und das Nachgehen ihrer Interessen zu ermöglichen, zähle hierzu ein differenziertes Angebot von Bildungs-, Erholungs- und Freizeitmaßnahmen - so auch kreative Gruppen wie Werken, Basteln oder eben auch Malen. "Die Mitwirkenden können ihre Bilder frei gestalten oder wir wählen verschiedene gemeinsame Themen aus", so Hagenbucher. Von Zeit zu Zeit stelle man, wenn sich die Gelegenheit dazu biete, auch aus. "Wir wollen nicht unter uns bleiben, sondern uns nach außen repräsentieren - auch im Sinne des integrativen Gedankens", so die Erzieherin. Der Kontakt zu Jahn kam über eine Bekannte beziehungsweise Arbeitskollegin, die im Heilpädagogischen Zentrum beschäftigt ist, zu Stande. Besonders freut es sie, dass man seitens des Jahnhofs auf sie zugegangen sei, um dabei sein zu dürfen.